Einsatzkräfte der Polizei bei einer Festnahme im Dietrich-Keuning-Park. (Archivbild)


Einsatzkräfte der Polizei bei einer Festnahme im Dietrich-Keuning-Park. (Archivbild) © Karsten Wickern (A)

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Nach einem historischen Tiefstand der Straftaten im Jahr 2021 steigen die Zahlen in Dortmund seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder an. 2024 registrierte die Polizei rund 73.000 Delikte. Mit verschiedenen Maßnahmen geht sie gegen die Entwicklung vor, in einer aktuellen Prognose für das erste Halbjahr 2025 zeichne sich nun ein Rückgang der Kriminalitätszahlen ab. Allerdings nicht überall.

Bei der Gewaltkriminalität zeigt sich laut einer entsprechenden Pressemitteilung der Polizei weiter ein leichter Anstieg. Mit einem neuen „Gewaltkommissariat“ will die Behörde gegensteuern.

Neues Gewaltkommissariat

Zum 1. Oktober nimmt es die Arbeit auf. Dort sollen künftig alle Gewaltstraftaten zentral gebündelt werden, um Tatserien schneller zu erkennen und gezielter gegen Wiederholungstäter vorzugehen.

„Ich bin überzeugt, dass dieser Schritt sich auszahlen wird. Durch dieses neue Kommissariat werden wir viele Tat-Zusammenhänge noch besser erfassen, Wiederholungstätern noch konsequenter entgegentreten und noch enger mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten können“, so Polizeipräsident Gregor Lange.

Ein wichtiger Baustein: die enge Kooperation mit einer eigens eingerichteten Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Gewaltkriminalität. Ermittlerinnen und Ermittler erhalten damit direkte Ansprechpartner, um Maßnahmen schneller und koordinierter einzuleiten.

Gegen Neonazi-Anwerbung

Einen Monat früher, am 1. September, startet eine weitere neue Einheit: die „Ermittlungskommission Jungnationale“. Sie ist beim polizeilichen Staatsschutz angesiedelt und konzentriert sich auf die Abwehr rechtsextremistischer Anwerbeversuche bei Jugendlichen – man sehe dazu einen landes- und bundesweiten Trend.

Bereits mit dem Beginn der sogenannten „offenen Abende“ der rechtsextremen Szene in Dorstfeld hat die Polizei erste Maßnahmen ergriffen. Neonazis versuchen über solche Veranstaltungen gezielt junge Menschen mit Angeboten wie Kampfsport, Social-Media-Arbeit oder Ausflügen anzusprechen. „Wir wissen sehr gut, welche jungen Personen dort hingegangen sind und begegnen diesen Entwicklungen ganz bewusst mit extrem hohem Druck. Und ich bin sicher, dass die rechte Szene in Dortmund – oder besser das, was davon noch übrig ist – das auch spürt“, sagt Lange.

Das entscheidende Werkzeug sei Prävention: beispielsweise Gefährderansprachen gemeinsam mit Erziehungsberechtigten, die oft von den rechtsextremen Berührungspunkten der Jugendlichen nichts wissen. Außerdem eine enge Abstimmung mit dem Jugendamt und Kooperationen mit Schulen sowie das Präventionsprojekt „Kurve kriegen“. In vielen Fällen habe dies dazu geführt, dass Jugendliche der Szene fernblieben. Die neue Ermittlungskommission soll diese Arbeit weiter intensivieren und bündeln.

„PK Fokus“ bleibt

Weitere, bereits bestehende Maßnahmen wie die „Präsenzkonzeption Fokus“ („PK Fokus“), die seit Juli 2023 mit zusätzlichen Kräften uniformiert und zivil in Innenstadt und Nordstadt unterwegs ist, werden laut der Polizei fortgesetzt. Allein in der ersten Jahreshälfte 2025 leisteten die Einsatzkräfte knapp 12.000 Personalstunden in 160 Schwerpunkteinsätzen. Dabei wurden rund 8.500 Strafverfahren eingeleitet, 75 Messer und andere Waffen sichergestellt und 55 Haftbefehle vollstreckt.

Polizeipräsident Gregor Lange (Archivbild)Polizeipräsident Gregor Lange (Archivbild)© Lukas Wittland (A)

„Wir stellen fest, dass das Messer immer mehr zur Standardausrüstung bestimmter Personengruppen geworden ist. Das ist eine sehr besorgniserregende Entwicklung“, warnt Gregor Lange. „Wer bereit ist, ein Messer einzupacken, überschreitet ganz schnell die Hemmschwelle, dieses dann auch einzusetzen.“

Seit Mai 2024 spricht die Polizei deshalb Messertrageverbote für bekannte Gewalttäter aus – verbunden mit persönlichen Gefährderansprachen. Stand Juli 2025 wurden 192 Verbote ausgesprochen und 44 Verstöße festgestellt. Erste Hinweise deuten laut Polizei auf einen Rückgang entsprechender Delikte hin.

Videobeobachtung

Bereits seit 2016 setzt die Polizei Dortmund Videokameras zur Beobachtung markanter Orte ein: an der Brückstraße, der Münsterstraße und im Dietrich-Keuning-Park sowie seit März 2025 auch vor dem Haupteingang des Dortmunder Hauptbahnhofs. Voraussetzung für die Videobeobachtung sei, dass an den infrage kommenden Orten in der Vergangenheit wiederholt Straftaten begangen wurden und die örtlichen Gegebenheiten die Begehung von Straftaten begünstigen.

In der Vergangenheit konnten laut der Polizei in mehreren Fällen Straftaten, die an Standorten mit fest installierten Kameras begangen wurden, dank der Videobeobachtung aufgeklärt werden.

Zusätzlich setzt die Polizei weiter auf die sogenannte strategische Fahndung und Netzwerkpartner. In Bürgergesprächen informierten Einsatzkräfte in über 4.800 einzelnen Kontakten allein in 2025 über ihre Arbeit und nahmen Sorgen und Anregungen auf.

„Jede einzelne Maßnahme stellt einen unverzichtbaren Baustein in unserem Gesamtkonzept dar“, so Polizeipräsident Lange.