Berlin – Es ist ein schockierendes Bild auf einem begrünten Mittelstreifen in Berlin: Rund 50 gebrauchte Spritzen von Drogenabhängigen stecken in einem Baumstamm!
Am Boden liegen die Verpackungen für die Einwegspritzen, die Junkies hier offenbar täglich benutzen, um sich einen Schuss zu setzen. Von der Straße aus ist der Drogen-Baum zwar nicht sofort zu sehen – doch die Anwohner bekommen jeden Tag mit, was zwischen den Büschen auf dem Mittelstreifen der viel befahrenen Straße im Berliner Bezirk Kreuzberg passiert. Und sehen auch, was mit den Spritzen und Drogenbestecken danach passiert.
Auch hinter Grundschule wird gespritzt
Hauke Lange-Rajkovaca beobachtet seit Jahren im Kiez zwischen Schleiermacherstraße und Baerwaldstraße, wie sich die Drogen-Szene dorthin verlagert: „Wir Anwohner haben hier seit Jahren ein großes Problem mit Drogenkonsumenten.“ Auch viele Touristen sind in diesem Bereich Kreuzbergs unterwegs.
Etwa 50 gebrauchte Spritzen stecken in der Baumrinde der Linde
Foto: Timo Beurich
Und das Bezirksamt, so sagt sie, schaut nur zu: „Das Grünflächenamt unternimmt nichts, um den Ort für Drogenkonsumenten unattraktiv zu machen. Es wurden seit Jahren keine Instandhaltung des Grünstreifens unternommen, hinter jedem Busch wird gespritzt. Gegenüber der Reinhardswald-Grundschule gibt es das gleiche Problem.“ Die Schule liegt nur wenige Meter von einem Drogen-Hotspot entfernt.
Anwohnerin Hauke Lang (60): „Das Grünflächenamt unternimmt nichts, um den Ort für Drogenkonsumenten unattraktiv zu machen.“
Foto: Timo Beurich
Was sagt der Bezirk zum Drogen-Baum?
Und wie reagiert der Berliner Bezirk auf den Drogen-Baum an der Gneisenaustraße? Auf BILD-Anfrage ließ Kreuzbergs Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (40, Bündnis 90/Die Grünen) fast resignierend mitteilen: „Viele Kieze in Kreuzberg sind von den Folgen von Obdachlosigkeit und Drogenkonsum betroffen.“
Anwohner Stefan Fellenberg (57) sagt: „In den letzten Jahren ist es hier mit den Drogen immer schlimmer geworden.“
Foto: Timo Beurich
Der Bezirk könne da auch gar nicht viel tun, heißt es. Herrmann verweist stattdessen auf die monatlich stattfindende Krisen-Runde bei Umweltsenatorin Ute Bonde (58, CDU) – deren sperriger Titel ist ein Wortungetüm: „Lenkungsgremium für mehr Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum und zur Verhinderung von Sucht und Obdachlosigkeit.“ Der Drogen-Baum spricht eine klarere Sprache.
Ein zurückgelassenes Einweg-Besteck, um Drogen aufzukochen, liegt auf dem Grünstreifen
Foto: Timo Beurich
Die Bezirksbürgermeisterin weiter: „Es braucht daher dringend eine landesweite Strategie mit pragmatischen Ansätzen im Umgang mit Sucht und ihren Folgeerscheinungen.“ Warum das Grünflächenamt in ihrem Bezirk das Buschwerk auf dem Mittelstreifen in der Gneisenaustraße nicht einfach herunterschneiden kann, erklärt sie nicht.
Kann der Bezirk wirklich nichts tun?
Konkret nach dem Drogen-Hotspot gefragt, sagt Herrmann nur allgemein, „dass wir als Bezirk hier im Rahmen unserer Möglichkeiten und Zuständigkeiten übermäßig aktiv sind.“ Was das genau heißt, lässt sie offen.
Der U-Bahnhof Gneisenaustraße: Seit Jahren ein Drogen-Hotspot, und der Bezirk tut nichts? Das behaupten zumindest viele Anwohner im Kreuzberger Kiez
Foto: Timo Beurich