Eine Sternschnuppe zu sehen, ist etwas ganz besonderes. Viele Hobbyastronomen und Nachtschwärmer sind Mitte August unterwegs, um diese kosmische Partikelspur am Nachthimmel zu erblicken.
Wegen der Mondhelle ist die Entdeckerfreude heuer zwar etwas getrübt, doch zu sehen sind die „Shooting Stars“ dennoch. Wann und wo die Chancen am besten stehen, verrät der Wissenschaftshistoriker Torsten Bendl von der Volkssternwarte Regensburg.
Herr Bendl, im August sind sie jedes Jahr ein besonderes Highlight, die Sternschnuppenschwärme oder auch Perseiden. Wie kommt es zu diesem Leuchten am Himmel?
Torsten Bendl: Sternschnuppen sind Staubpartikel aus dem All, die in die Erdatmosphäre eindringen und dabei verglühen. Die Sternschnuppenschwärme der Perseiden werden durch den Kometen 109P/Swift-Tuttle verursacht. Jedes Jahr im August kreuzt die Erde das Staub- und Partikelband dieses Kometen, das er auf seiner Umlaufbahn hinterlassen hat. Durch die hohe Geschwindigkeit werden die Partikel und Gesteinsbrocken so stark erhitzt, dass sie zu leuchten beginnen und als Sternschnuppen am Himmel zu sehen sind.
„Am besten ist es, wenn es richtig dunkel ist“
Zwischen dem 11. und 14. August steht das spannende Ereignis bevor. Wann wird das Maximum zu sehen sein?
Das Maximum wird erreicht in der Nacht vom 12. auf den 13. August. Wichtig sind die Umstände der Beobachtung. Am besten ist es, wenn es richtig dunkel ist. Aktuell ist Sonnenuntergang um etwa 20.45 Uhr, richtig dunkel wird es gegen 23 Uhr. Das beste Fenster ist also zwischen 23 Uhr und 3 Uhr morgens. Theoretisch erscheinen zwischen 90 und 100 Partikeleingänge pro Stunde.
Heuer haben wir die Situation, dass die Perseiden kurz nach dem Vollmond am 9. August auftreten. Dadurch ist weniger zu sehen. Trotzdem kann man damit rechnen, dass noch zwischen 30 bis 50 Sternschnuppen pro Stunde zu erkennen sein werden. Wegen der Lichtverschmutzung stehen im Übrigen die Chancen auf dem Land besser als in der Stadt. Man sollte sich eine Stelle suchen, an der man möglichst viel vom Himmel sehen kann. Am besten auf einem freien Feld, wo man eine 360-Grad-Himmelsfreiheit hat. Am besten eine Liege mitnehmen und den Himmel anschauen.
Wer eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen, so der Aberglaube. Seit Jahrhunderten wird dieses Ereignis am Himmel mystisch aufgeladen, wie erklärt sich das?
Es gibt zwei Phänomene am Himmel, die einen mystischen Einfluss auf Menschen haben. Das sind zum einen die Sternschnuppen, zum anderen Kometen. Beide treten scheinbar aus dem Nichts auf. Sternschnuppen erleuchten den Himmel schnell, Kometen bleiben für einige Tage oder Wochen. Man wusste lange Zeit nicht, was das sein sollte. Das führte dazu, dass man dem eine Bedeutung beimaß, die häufig negativ ausgefallen ist. Bis heute gelten sie in manchen Kulturen als Unglücksbringer.
Eine Bedeutungsveränderung gab es im Christentum. Dort wurde das Phänomen schon im Frühchristentum als Glücksbringer assoziiert. Das Wort „Sternschnuppe“ kommt aus dem altertümlichen Wort „glühender Kerzendocht“, weshalb sie auch als Wachstropfen der Engel interpretiert wurden, die auf die Erde herabfallen. Oder auch als Laurentius-Tränen, was eine positive Konnotation darstellt. Im Christentum ist diese Zuschreibung schon sehr früh aufgetreten, dass Sternschnuppen Glücksbringer und ein himmlisches Zeichen sind.