Inhalt / Kritik

Als im Sommer des Jahres 2010 die Leiche eines Jugendlichen in Madrid gefunden wird, beginnt das Rätselraten. Wer könnte ihn bloß getötet haben? Und aus welchem Grund? Die verwitwete Kommissarin María Ruiz (Marta Nieto) versucht, diese Fragen zu beantworten. Dabei führt eine Spur sie und ihren Kollegen Carlos (Luis Callejo) zu einer katholischen Schule. Dort will man von der Geschichte nichts wissen und zeigt sich nur wenig kooperativ, besonders als sich Hinweise häufen, dass es an der Schule Missbrauchsfälle gab. Schließlich stehen im Jahr drauf der XXVI. Weltjugendtag in Madrid an, der unter keinen Umständen von schäbigen Vorwürfen überdeckt werden darf. Zur gleichen Zeit hat auch der Journalist Luna (Jose Coronado) von der Geschichte erfahren und beginnt, nach der Wahrheit zu suchen …

Missbrauch überall

Auch wenn die Kirchen dies lang zu vertuschen suchten, ist doch mittlerweile klar: Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist dort ein sehr viel weiter verbreitetes Problem, als es irgendjemand zugeben wollte. Und das weltweit. Kein Wunder also, dass immer wieder Filme produziert werden, die sich auf die eine oder andere Weise damit auseinandersetzen. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist Spotlight. Schließlich hat das US-Drama über die Enthüllungen von Missbrauch in der Kirche in Boston 2016 den Oscar als bester Film des Jahres gewonnen. Aber auch der französische Beitrag Gelobt sei Gott von François Ozon erhielt eine Menge Aufmerksamkeit. Eher unter dem Radar lief hingegen Blutroter Sommer – Im Bann des Killers. Dabei hat auch der spanische Film einiges zu erzählen.

Im Unterschied zu den beiden obigen Werken, welche klare Dramen waren, haben wir es hierbei mit einem Krimi zu tun. Die Adaption des Romans Verano en rojo von Berna González Harbour bettet den Schrecken in eine Geschichte, die wie ein typischer Whodunit beginnt. Am Anfang des Films wird eine Leiche gefunden, anschließend wird nach dem Täter gesucht. Zu dem Zweck schickt Blutroter Sommer – Im Bann des Killers gleich zwei Hauptfiguren los: Sowohl die Polizistin als auch der Journalist begeben sich auf eine Suche nach der Wahrheit, so wie man das aus diesem Genre nun einmal gewohnt wird. Da werden Leute befragt, in der Vergangenheit gewühlt, immer auf der Suche nach Beweisen, mit denen sich der Schuldige überführen lassen kann und damit für Gerechtigkeit gesorgt wird.

Die übliche Vertuschung

Allerdings wird recht bald deutlich, dass der Mord an dem Jugendlichen nur der Anlass ist für das, was die Regisseurin und Co-Autorin Belén Macías eigentlich erzählen will: Auch in der spanischen Kirche werden Kinder missbraucht und aktiv dafür gesorgt, dass die Außenwelt nichts davon mitbekommt. Sollte sich ein Geistlicher ein bisschen zu offensichtlich an den ihm Anvertrauten vergangen haben, wird er einfach an einen neuen Ort versetzt, wo natürlich niemand etwas über die Vorwürfe erfährt. Die Methoden sind immer dieselben, man hat bei Blutroter Sommer – Im Bann des Killers zahlreiche Déjà-vu-Erlebnisse. Wobei das auch daran liegt, dass man nicht viel Arbeit in die Figuren investiert hat. Während die Hintergrundgeschichten der Ermittelnden an der Oberfläche bleiben, entsprechen in der Kirche die Leute den gängigen Stereotypen. Da sticht kaum jemand hervor.

Das muss einen nicht zwangsläufig stören: Das Thema des Kindesmissbrauchs ist so emotional, dass vielen gar nicht auffallen wird, dass überwiegend Klischees bedient werden. Und tatsächlich ist der Film auch effektiv. Wie soll man beim Anblick von Männern, die Opfer im Stich lassen, um bloß keinen Skandal zu verursachen, nicht wütend werden? Zusammen mit dem Kriminalfall, der tatsächlich Rätsel aufgibt, und einer ansprechenden Atmosphäre ist da genug, um doch einen Blick zu rechtfertigen. Sieht man Blutroter Sommer – Im Bann des Killers jedoch als reinen Genrebeitrag, ist das etwas zu wenig und zum Schluss hin auch unbefriedigend. Die ganz große Spannung kommt dann doch nicht auf.

Credits

OT: „Verano en rojo“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Belén Macías
Drehbuch: Belén Macías, Helio Mira
Vorlage: Berna González Harbour
Musik: Mikel Shane Prather
Kamera: Gabo Querra
Besetzung: Marta Nieto, José Coronado, Luis Callejo, Richard Sahagún, Francesco Carril, Marc Martínez, Zoé Arnao, Ramón Agirre, Javier Godino

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