Nachdem einer Kalker Drogenbande im Juni 2024 rund 350 Kilogramm Marihuana geraubt worden waren, setzten der Kopf der Bande und seine engsten Vertrauten alles daran, den Stoff zurückzuerlangen. Und so ließen sie wenige Tage nach der Tat die Bewacher des Stoffs von drei extra aus Amsterdam angereisten jungen Männern (21, 24 und 30) foltern.
Über Stunden sollen die drei Männer ihre Opfer mit Fäusten, Kabeln Pistolen und einer Machete in einer Hürther Lagerhalle geschlagen haben, sollen einem der Geschädigten gedroht haben, ihm die Zehen abzuschneiden oder ihn mit kochendem Wasser zu verbrühen. „Die Angeklagten haben eingeräumt, aus den Niederlanden angereist zu sein, um sich etwas dazuzuverdienen“, fasste die Vertreterin der Staatsanwaltschaft die Banalität des Bösen zusammen. Am Montag forderte sie für die drei Niederländer nun langjährige Haftstrafen wegen gemeinschaftlicher Geiselnahme in Tateinheit mit gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung. Für die beiden älteren Angeklagten forderte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft neun Jahre beziehungsweise acht Jahre und neun Monate Haft. Für den 21-Jährigen forderte sie eine Jugendstrafe von vier Jahren und neun Monaten.
„Das ist nicht glaubhaft“
Vor der Gewaltorgie wurden die Opfer zunächst gezwungen, ihre Handys abzugeben. Als eines der Opfer sich weigerte, soll er von einem der Angeklagten mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen worden sein, was der Angeklagte bestritt. Eine Pistole sei nicht im Spiel gewesen. Auch hatten die Angeklagten bestritten mit dem Abschneiden von Zehen oder dem Einsatz von kochendem Wasser angedroht zu haben. Stattdessen hätten sie ihre Opfer nur angeschrien und mit flachen Händen geschlagen, hieß es in den Einlassungen. „Das ist nicht glaubhaft“, hielt die Staatsanwältin in ihrem Schlussvortrag fest und verwies auf die Verletzungen der Opfer, die nicht allein von Schlägen mit flachen Händen herrühren könnten.
„Wir sprechen von einer Vielzahl an Gewalthandlungen“, so die Anklägerin. Beendet wurde die Geiselnahme von der Polizei, die einen Tipp über die Vorgänge in der Halle bekommen hatte. Dabei konnten auch die drei Niederländer verhaftet werden. Neben dem Prozess gegen die drei Niederländer sind im Tatkomplex Kölner Drogenkrieg derzeit noch zwei weitere Prozesse am Landgericht anhängig. Erst Ende Juli hatte ein Prozess gegen drei weitere Geiselnehmer begonnen, denen zur Last gelegt wird, ein Pärchen verschleppt und im Keller eines Hauses in Rodenkirchen gefoltert zu haben. In Zusammenhang mit dieser Geiselnahme hatte es Ende Juli bereits in einem anderen Prozess ein Urteil gegen einen Mann wegen Beihilfe zur Geiselnahme gegeben. Der Mann hatte laut Gericht bei der Tat verwendete Waffen an die Täter weitergereicht. Der Mann war zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Zudem wird gegen drei mutmaßliche Mitglieder der Kalker Drogenbande wegen Besitz von und Handel mit Drogen verhandelt.