„So etwas habe ich noch nie gesehen. Frankreich hat es normalerweise nicht nötig, sein Erbe zu erfinden – es gibt schon genug verfallene Herrenhäuser –, aber dieses hier ist etwas ganz Besonderes.“ Dass in Metz mit dem „Maison Heler“ jüngst ein spektakuläres Hotel eröffnet hat, sorgt auch weit außerhalb der Region für Interesse. Nachdem das Hotel „Maison Heler“ in diesem Frühjahr seinen Betrieb aufgenommen hat (wir berichteten), haben Zeitungen und Zeitschriften international darüber geschrieben.

„The Times“ zu Besuch in Metz

Nun wissen auch Leserinnen und Leser im Vereinten Königreich, wie es in dem lothringischen Designhotel in der Nähe zum Saarland aussieht und wie sich der Bau in Metz einfügt. In einem längeren Artikel druckte die britische Tageszeitung „The Times“ im Juli einen Reisebericht über Hotel und Stadt. Der Besuch ist subsumiert unter dem Titel „My stay in France’s wackiest design hotel — in a region tourists ignore“ (Mein Aufenthalt in Frankreichs verrücktestem Designhotel – in einer Region, die von Touristen ignoriert wird).

Klares Fazit über das von dem französischen Star-Designer Philippe Starck entworfene Hotel mit vier Sternen und 104 Zimmern: Es ist die „angesagteste neue Adresse“ von Metz und „ein architektonisches Wunderwerk“, das sich zu den anderen Gebäuden der Stadt geselle, allen voran Centre Pompidou und Kathedrale.

Kein Wunder, dass die Leute starren…

Das Hotel liegt nur wenige Minuten von Centre Pompidou, Bahnhof und Einkaufszentrum entfernt. Und sorgt dort für neugierige Blicke, wie der Artikel festhält: „Als ich aus dem Fenster meines Hotelzimmers im sechsten Stock im ostfranzösischen Metz schaue, erblicke ich drei Personen auf dem Parkplatz unter mir, die wie gebannt zu dem Gebäude hinaufschauen.“

Der Bau ist ein „ansonsten unscheinbares Betonhochhaus“, der Clou kommt oben. „Doch über mir, auf dem Dach des neunten Stocks, steht ein zinkverkleidetes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit Bäumen, einer Veranda und kühnen Buntglasfenstern. Kein Wunder, dass die Leute das Maison Heler anstarren, ein Hotel, dessen Konzept ebenso verrückt ist wie sein Aussehen.“

Herrenclub-Kuriositäten und Renaissance-Juwelen

Außerdem konnten die rund 540 000 Digital- und Print-Abonnenten der Zeitung lesen, dass das monochrome Farbschema im Gegensatz zu Starcks Stil in anderen Hotels in Paris und an der Côte d’Azur stehe, wo „das lebendige Ambiente und die warmen Töne“ gefallen haben. In dem Metzer Hotel sind die Korridore „melancholisch mit dunklem Holz und Beton“ gestaltet – man wandelt durch Zimmerflure mit „hinterleuchteten Schwarz-Weiß-Fotos von wissenschaftlichen Experimenten und Kuriositäten“, isst in einem Speisesaal, der an einen Herrenclub erinnert, „mit Kuriositäten, alten Büchern und dunkler Holzvertäfelung“.

Nicht nur das Hotel, auch die Stadt wurden für den Bericht inspiziert. Zuerst der nahe Bahnhof mit Wasserturm aus der Kaiserzeit, „eine Attraktion für sich“, mitten im Quartier impérial – im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. um die Wende des vergangenen Jahrhunderts so gestaltet, dass es „mit seinen geschwungenen Straßen und begrünten Plätzen wie eine alte Stadt wirkt.“ Im historischen Zentrum gilt die Kathedrale als „die zentrale Attraktion der Stadt“. Außerdem sehenswert: „kleine Juwelen der Renaissance-Architektur“ („Maison des Têtes“) und die Place Saint-Louis mit ihren Arkaden und ihren Bars und Restaurants, deren abendlicher Anziehungskraft die Metzerinnen und Metzer vor allem am Wochenende gerne erliegen.

Was ist die Hauptattraktion von Metz?

Aber die „star attraction“, die Hauptattraktion, ist eine andere Sehenswürdigkeit – und zwar das Centre Pompidou, eine „außergewöhnliche Galerie“. Angesichts der fünfjährigen Schließung und Renovierung des Pariser Pompidou sei es „der beste Grund, nach Metz zu kommen,“ heißt es in dem Artikel.

Sicher kann die ehemalige Garnisonsstadt an der Mosel nicht ernsthaft um die Touristengunst etwa der französischen Hauptstadt oder der Königsschlösser an Loire konkurrieren. Aber dass die Metzer Region bei Touristen unbekannt ist, gilt maximal für das Vereinte Königreich. Das bestätigt auch ein Blick in die Tourismusstatistik des Vorjahres. Tatsächlich kamen nur 2,5 Prozent der insgesamt knapp 126 000 Reisenden, die 2024 im Metzer Tourismusbüro anklopften, aus dem Vereinten Königreich. Wohingegen rund 26 Prozent aus Deutschland und knapp neun Prozent aus Paris sowie der Île-de-France angereist waren. Insgesamt konnten die Hoteliers des Städte- und Gemeindeverbands rund 1,09 Millionen Übernachtungen verbuchen.

Besucherstärkste Sehenswürdigkeit der Stadt Metz ist übrigens nicht die „star attraction“, das Centre Pompidou, trotz knapp 310 000 Gästen. Sondern doch die mehr als 800 Jahre Kathedrale im Zentrum: 2024 besuchten mehr als 810 000 Menschen den Bau, den man, zugegeben, im Gegensatz zu dem Kunsthaus kostenlos besichtigen kann.