Über einen Mangel an Arbeit konnte sich Finn Dahmen an diesem Nachmittag nicht beschweren. Der Torhüter des FC Augsburg war einige Male daran beteiligt, dass Sunderland AFC beim 1:0-Erfolg lediglich einen Treffer erzielte. Dahmen musste einige Male rettend eingreifen. Bewies unter anderem erneut, wo seine größten Stärken liegen: in Eins-Gegen-Eins-Duellen mit gegnerischen Stürmern oder Reflexen auf der Torlinie. Dahmen verwies auf die Qualität des Gegners, der an diesem Wochenende gegen West Ham United in den Premier-League-Alltag einsteigt. „Die paar Jungs, die da vorne gespielt haben, waren schon richtig gut“, betonte Dahmen.
Zur Wahrheit gehörte auch, dass die Engländer nicht immer an Dahmen, sondern ebenso an sich selbst scheiterten. Eliezer Mayenda war schnell und trickreich, ließ allerdings in einigen Szenen – auch bei einem Strafstoß – Torinstinkt vermissen. Einmal verhinderte FCA-Abwehrspieler Chrislain Matsima in höchster Not mit einer Mega-Grätsche, einmal donnerte Sunderlands Fixpunkt Granit Xhaka den Ball ans Lattenkreuz. Letztlich schmeichelte das Ergebnis dem FCA. Dahmen mahnte, man müsse besser verteidigen. Seine Kritik an den Vorderleuten formulierte er zurückhaltend. „Das war ein bisschen zu viel vor meinem Tor“, sagte er.
FCA-Torhüter Finn Dahmen bleibt 683 Minuten ohne Gegentor
In der vergangenen Saison war der 27-Jährige gewohnt, seltener geprüft zu werden. Nachdem er nach der Winterpause den Stammplatz zwischen den Pfosten eingenommen hatte, legte er eine beeindruckende Serie hin. 683 Minuten blieb er ohne Gegentreffer, stellte einen Vereinsrekord auf und rückte in der Bestenliste der Bundesligatorhüter bis auf Platz sechs vor. Lohn etlicher Zu-Null-Spiele war die Berufung in den erweiterten Kreis der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Womöglich sind die Kontakte dorthin noch einfacher geworden, nachdem mit Sandro Wagner jetzt der ehemalige Co-Trainer des DFB-Teams Dahmens Trainer in Augsburg ist.
Dahmen jedenfalls kann proben, wie er in einem anderen, aktiveren Spielsystem zurechtkommt. Während der Torwart in der vergangenen Saison teils davon profitierte, dass der FCA extrem tief verteidigte und ein Abwehrbollwerk errichtete, sieht er sich nun anderen Aufgaben gegenüber. Das Anforderungsprofil hat sich verändert, Input von Wagner haben nicht nur die Feldspieler in den vergangenen Wochen reichlich erhalten. „Man muss immer bei der Sache sein. Aber so macht es Spaß. Es macht keinen Spaß, wenn man Larifari den Ball hin und her spielt und man sich denkt: Okay, wann schickt er uns wieder in die Kabine.“
Wagner hatte aus seiner Taktik in der Vorbereitung ein Geheimnis gemacht. Inzwischen sind die Grundzüge erkennbar: Gegen den Ball möchte der FCA sehr aggressiv sein, hoch anlaufen und eine frühe Balleroberung haben. Zweck: kurzer Weg zum gegnerischen Tor, die Wahrscheinlichkeit von Torchancen erhöhen.
Finn Dahmen muss jetzt wie Manuel Neuer spielen
Zugleich war in den jüngsten Tests gegen Pisa SC (2:2) und Sunderland zu erkennen, worin der Nachteil liegen kann. Das Angriffspressing lässt sich spielerisch, vor allem aber auch durch lange Schläge hinter die Abwehrkette aushebeln. Das wirkt sich auch auf Dahmens Spiel aus. Der Torhüter erklärt: „Nichts Weltbewegendes. Aber wenn wir höher anlaufen, muss ich natürlich auch auf der Hut sein, falls Steilpässe kommen.“ Manuel Neuer hat das sogenannte „Mitspielen“ perfektioniert. In einer Anspielung auf eine Fernsehserie der 80er wurde der Torhüter des FC Bayern München „Manu, der Libero“ genannt.
Dahmen kann folglich unter Wagner beweisen, ob er auch in einem System mit hohem Verteidigen zurechtkommt. Ob er fußballerisch zum Spielaufbau beitragen kann. Und letztlich auch, ob er das Rüstzeug für eine Spitzenmannschaft oder das Nationalteam mitbringt. Kurzfristig liegt Dahmens Fokus allerdings auf dem ersten Pflichtspiel. Beim Regionalligisten Hallescher FC (Sonntag, 18 Uhr/Sky) möchte der Torhüter mit dem FCA in die nächste Runde des DFB-Pokals einziehen. „Jeder einzelne braucht diesen Wettkampf. Dafür sind wir Fußballprofis geworden. Jeder freut sich, dass es wieder losgeht.“
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Johannes Graf
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