in Leergutautomat an einer der Moskauer Metro-Stationen (Foto: Viktoria Nedaschkowskaja)

Für Mehrwegflaschen und -dosen werden beim Einkaufen in der Regel einheitlich 25 Cent Pfand fällig, die man bei der Rückgabe zurückerhält. So ist das wohl jeder gewohnt, der in Deutschland lebt oder zumindest einmal dort war. Dass es seit fast sechs Jahren ein ähnliches Rücknahme-System für Flaschen in Russland gibt, scheint tatsächlich noch wenige Ohren erreicht zu haben.

Der ständig von Hektik getriebene Moskauer merkt beim Vorbeigehen in der Metro ganz gewiss allerlei rumstehende Automaten nicht – man hat schlichtweg kaum Zeit dafür. Davon wimmelt es aber inzwischen in den Stationsdurchgängen. Und zwar von Geld- und Snackautomaten bis hin zu, wie es sich nun herausstellte, Leergutautomaten. Diese sind aber in der russischen Hauptstadt eher noch eine Seltenheit. Ganz zu schweigen von den anderen Städten.

Pionier der Rücknahmeautomaten für Flaschen

Beim genauen Betrachten stellt sich heraus, dass das Ganze dem Unternehmen Ecoplatform zu verdanken ist. Dieses produziert Rücknahmeautomaten für die Sammlung von Plastikflaschen, Aluminiumdosen und anderen Produkten zum Umweltschutz. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Moskau besteht eigenlich schon seit 2019. Es unterstützt Unternehmen bei der Implementierung von Technologien zur Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele. Die Geräte der Firma sind in vielen Regionen Russlands zu finden.

Ecoplatform hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Recycling von Behältern für Unternehmen erschwinglich und für Verbraucher bequem sowie verständlich zu machen. Das Unternehmen verfügt über ein breites Gerätenetz in ganz Russland und exportiert Rücknahmeautomaten in die GUS und nach Europa. Darüber hinaus produziert es auch Boxen für die Textilsammlung.

Deutscher Pfand-Weg nicht in Sicht

So wie in Deutschland funktioniert das Flaschen-Abgabesystem jedoch nicht. Zwar spricht man dabei von Pfandautomaten, Pfand im üblichen Sinne des Wortes ist es aber nicht. Die PR-Managerin von Ecoplatform, Marija Scheludkowa, erklärt auf Nachfrage, welche Prinzipien beim Unternehmen gelten und ob es vorhat, den deutschen Pfand-Weg einzuschlagen.

„In Russland gibt es kein einheitliches Pfandsystem für Verpackungen wie in Deutschland, und die aktuelle Gesetzgebung sieht keine direkte finanzielle Entschädigung für die Rückgabe von Behältern vor. Zudem erfordert das monetäre Modell eine komplexere Logistik und Buchhaltung, was eine Skalierung unter den aktuellen Bedingungen erschwert. Deshalb haben wir ein alternatives System entwickelt, bei dem Nutzer Boni (Gutscheine – Anm. d. Red.) erhalten, die gegen nützliche und attraktive Belohnungen eingetauscht werden können“, so die Ecoplatform-Vertreterin.

Man beobachte die Erfahrungen im Ausland aufmerksam und schließe eine zukünftige Umstellung auf neue Modelle nicht aus, sobald die Voraussetzungen dafür gegeben seien.

Breite Palette an Partner-Angeboten

Welche Möglichkeiten haben dann die Flaschenrückgeber, die für die Abgabe von Flaschen Gutscheine erhalten? erhalten Laut Scheludkowa die Menschen von den Partnern des Unternehmens Rabatte für Onlineshopping, Le­bens­mittel- und Tierbedarfslieferungen, Rabatte in Kinderläden und Fast-Food-Restaurants, Abonnements für Onlinedienste und sogar die Möglichkeit, Prämien auf Wohnen und kommunale Dienstleistungen zu übertragen.

Zu den Partnern von Ecoplatform zählen Unternehmen wie etwa der Lieferdienst Samokat, die Fluggesellschaft Aeroflot, die Lebensmittelgeschäfte VkusVill, Pjaterotschka, Perekrestok und andere Firmen. „Wir wählen diejenigen aus, die unsere Werte teilen, bereit sind, umweltfreundliche Ansätze in Geschäftsprozesse zu implementieren und Ökologie zum Alltag unserer Kunden zu machen. Uns ist es wichtig, dass die Teilnahme an diesem Öko-Projekt einfach, vertraut und zugänglich ist – nicht nur geografisch, sondern auch hinsichtlich der Vorteile“, macht die PR-Managerin deutlich. Deshalb werde das Partnernetzwerk kontinuierlich erweitert.

Anfang, Fazit und Perspektiven

Die Idee zu Rücknahmeautomaten entstand 2019, als Maxim Kaplewitsch, der Gründer von Ecoplatform, bei einem Wettbewerb den Bedarf an einer russischen Alternative zu ausländischen Rücknahmeautomaten erkannte. Die vorhandenen Automaten haben sich entweder als zu teuer erwiesen oder waren nicht in Treueprogramme integriert.

Mithilfe einer Auftragsfertigung und eines IT-Teams baute er den ersten Rücknahmeautomaten mit Bonusintegration – und die ersten Geräte zeigten eine viermal höhere Sammelquote als vergleichbare Geräte. Seitdem hat sich Ecoplatform zu einem großen Netzwerk entwickelt: Mittlerweile gibt es über 900 Rücknahmeautomaten in über 70 Regionen.

Seit Projektbeginn haben Russen in 216 Städten bereits über 77 Millionen Flaschen und Dosen zurückgegeben. In den fünf Jahren der Arbeit von Ecoplatform wurden fast 16 000 Tonnen CO2-Äquivalente neutralisiert.

„Zukünftig erwarten wir nicht nur eine steigende Anzahl an Geräten, sondern auch die Schaffung einer nachhaltigen urbanen Recyclingkultur – durch Rücknahmeautomaten mit KI, digitale Behälterverfolgung, intelligente Routen und die Integration in große Netzwerke (Einkaufszentren, Wohnkomplexe, Verkehr). Wir führen bereits Öko-Räume auf Festivals ein und machen die Mülltrennung schrittweise von der Ausnahme zum Alltag“, so Marija Scheludkowa.

Viktoria Nedaschkowskaja