Der heutige Rentner, 63 Jahre alt, hat im Laufe seines Berufslebens offenbar gutes Geld verdient. Es war auf jeden Fall genug, um Teil eines ausgewählten Zirkels zu sein, der sich zu Stammtischen bei einem schicken Griechen in Augsburg traf. Und genug, um zehntausende Euro einem Bekannten in die Hand zu drücken, auf dass dieser die Summe vermehre. Daniel B., 36 Jahre alt, ehemals Beamter in der Staatskanzlei in München, soll das Geld seiner Freunde und Bekannten allerdings vielfach nicht, wie eigentlich versprochen, angelegt, sondern für ein Leben auf der Überholspur samt Luxusreisen nach Dubai genutzt haben.

Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft Daniel B. vor, entgegen seiner Zusage gegenüber den jeweils Geschädigten die Geldbeträge nicht angelegt, sondern sie überwiegend für die eigene Lebensführung verprasst zu haben. Damit seine Opfer keinen Verdacht schöpften, soll er sich in einigen Fällen sogenannter Visualisierungstools bedient haben. Die Geschädigten konnten, so sieht es die Staatsanwaltschaft, ihr angeblich angelegtes Portfolio einsehen und die Wertentwicklung verfolgen.

Tatsächlich aber soll ein Portfolio gar nicht existiert haben, die Daten waren wohl fiktiv. In der Anklage geht es um den Vorwurf des gewerbsmäßigen Betrugs in elf Fällen und einen Gesamtschaden in Höhe von gut einer Million Euro.

Prozess in Augsburg: „Dubai-Beamter“ Daniel B. wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht

Am ersten Verhandlungstag hatte Daniel B. die Tatvorwürfe vor der Strafkammer unter Vorsitz der Richterin Cornelia Seidl eingeräumt. „Ich bereue zutiefst, was ich getan habe“, sagte er. Demnach habe das Unglück seinen Lauf genommen, als er über die Arbeit seine zweite Ehefrau, ebenfalls eine Juristin, kennengelernt habe. Er habe eine Art Doppelleben geführt, um ihre finanziellen Vorstellungen erfüllen zu können, so schilderte es der Angeklagte: eine gewöhnliche berufliche Karriere als Beamter in München auf der einen Seite, das eingeräumte betrügerische Geschäft auf der anderen.

Der 63-jährige frühere Geschäftsmann, der am zweiten Verhandlungstag als Zeuge aussagt, schildert, wie er Daniel B. als Teil der illustren Runde beim Griechen kennen- und schätzengelernt habe. Ein angenehmer Mensch sei dies gewesen, nicht aufdringlich, gewandt im Umgang, eloquent. Irgendwann habe man sich auch über das Thema Geldanlage unterhalten. Der Angeklagte, so der Zeuge, habe das Thema aber nicht forciert. Warum er, der Zeuge, geglaubt habe, Daniel B., der Jurist, habe eine besondere Expertise in Finanzfragen? „Er wirkte extrem kompetent, in diesen Dingen belesen“, sagt der Zeuge.

Zeuge im Betrugsprozess gab dem Angeklagten hohe Summen

Er überwies dem Stammtisch-Kumpan jedenfalls beträchtliche Summen, mal 50.000 Euro, mal 10.000. Erst investierte Daniel B. diese Summen wohl tatsächlich klassisch in Aktien – und das offenbar auch mit Gewinn. Wie im Prozess zur Sprache kommt, gibt es jedenfalls eine Überweisung von mehr als 100.000 US-Dollar von Daniel B. an den Zeugen. Spätere behauptete Investments in angebliche Kryptowährungen sind Teil der Anklage. Laut dem Zeugen sei er sich dessen bewusst gewesen, dass solche Anlagen auch schiefgehen könnten. „Es ist immer noch ein Glücksspiel, das war mir von Anfang an klar.“ Der 36-Jährige soll diese Summen indes einbehalten, nicht tatsächlich angelegt haben, was Betrug wäre.

Der 63-Jährige ist heute noch sauer auf seinen früheren Freund, „extrem enttäuscht“ sei er, die Freundschaft sei „nicht mehr existent“. Daniel B. bittet ihn um Entschuldigung und verspricht, sich zu bemühen, die Betrugssumme, sofern es ihm möglich ist, zurückzuzahlen.

Im Laufe des Verhandlungstages sollen weitere Zeugen aussagen. Ein Urteil könnte im Laufe des Monats gefällt werden.

  • Jan Kandzora

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