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„Meine Stimme klingt tatsächlich ein bisschen wie die von Elvis Presley in ‚Crazy Little Thing Called Love’“, sagte Freddie Mercury einst.„ Das war natürlich keine Absicht, sondern reiner Zufall. Der Song wird ziemlich tief gesungen, da kommt man schnell in die Nähe von Elvis, besonders bei einem Song im Stil der 50er Jahre.“
Natürlich ist es nicht überraschend, wenn Queen nun ihre neue Compilation „Rock N Roll“ (auf allen Streaming-Diensten, aber nicht als physische Veröffentlichung) mit Mercurys selbstironischer Rockabilly-Nummer von „The Game“ beginnen. Der Sänger erdachte ihn einst in nur 10 Minuten während eines Bads im Hotel in München. Doch was ist denn nun im Werk von Queen wirklich klassischer Rock n‘ Roll?
Nach Brian May und Roger Taylor sind das so unterschiedliche Songs wie „Put On The Fire“, „Sleeping On The Sidwalk“ und „Don’t Try Suicide“. Klar: Die besten Songs von Queen sollen hier nicht zwingend versammelt werden, sondern solche, die dem Thema exakt gerecht werden.
Queen und der 50er-Rock
„Put On The Fire“ ist ja der stumpfe Rock-Ausreißer auf der Funk-Tragödie „Hot Space“ (über Schusswaffengewalt in den USA, mit dem lächerlichen ‚Shoot, Shoot, Shoot!‘-Finale!). „Sleeping On The Sidwalk“ klang schon immer eher wie das Produkt einer Aufwärmübung vor einem Konzert. Und „Don’t Try Suicide“ wanzt sich zum Teil eher an Reggae an, um dann sogar The Police zu beleihen. Sicher, ein bisschen Rock-Pastiche ist dabei, aber es bleibt eben auch ein nicht ganz ernst zu nehmendes, mittelklassiges Klagelied.
Während „Rock It (Prime Jive)“ wie von einer KI ausgesucht genau die Kriterien des gewählten Themas erfüllt, also Rock aus den 50ern, hier zusammengebastelt von Roger Taylor und allein der dritte Song von „The Game“ auf der gerade einmal 10 Tracks umfassenden Playlist, ist „Man On The Prowl“ eine schlechte Kopie von Led Zeppelins „Hot Dog“, bei der Mercury wieder den Elvis gibt. Der Zauber von „Crazy Little Thing Called Love“ ließ sich jedenfalls nicht ohne unfreiwillige Komik wiederholen.
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Ein wenig hat man das Gefühl, als würden May und Taylor hier vor allem auch Sachen aussuchen, die von den meisten Hörern eher gerne mal übersehen werden. Deshalb vielleicht auch der Einsatz der erschreckenden B-Side „I Go Crazy“. Es spricht schon Bände, wenn ein Lied, das abgesehen von Brian May allen anderen Mitgliedern fast körperliche Schmerzen bereitete, nur aus Chronistenpflicht hier ausgebreitet wird.
Klassischer Rock n‘ Roll war auch ein Teil im Schaffen Queens, aber nur ein kleiner unter vielen. Die großen, „richtigen“ Rocksongs wie „Stone Cold Crazy“, „Now I’m Here“, „Hammer To Fall“ und „Keep Yourself Alive“ speisten sich aus anderen Quellen, oder die Band erschuf sie gleich selbst.
Hintergrund: Queen haben im August neben „Rock N Roll“ auch weitere Playlists eingestellt, die ihr vielfältiges musikalisches Werk unter etwas windschiefen Begriffen wie „Pop“, „Heavy“, „Riffs“ und „Slightly Mad“ zu fassen versuchen. „Epic“ beginnt mit „Innuendo“, und vor „Bohemian Rhapsody“ taucht „Great King Rat“ auf, bald gefolgt von „Was It All Worth It“.