Am 7. August hat das französische Verteidigungsministerium von einer besonderen Traditionspflege berichtet: In Suresnes zwölf Kilometer westlich von Paris existiert der letzte militärische Taubenschlag des Landes mit knapp 200 Tieren. Zuständiger Brieftaubenzüchter ist Maréchal des Logis (Wachtmeister) Sylvain, ein ehemaliger Drohnenpilot.
Wachtmeister Sylvain mit einem seiner gefiederten Schützlinge.
Foto: DICOD, Défense, Christian Hamilcaro
Der Taubenschlag, so das Ministerium, stelle „ein lebendes Erbe, eine Kriegserinnerung und eine intakte Leidenschaft“ dar. „Man hat in Mesopotamien Schreibtafeln aus dem Jahr 2500 vor Christus gefunden, die deren Einsatz erwähnten“, so Sylvain. Bei der Belagerung von Paris durch die Preußen 1870 wurde die Verbindung zur Außenwelt über Brieftauben aufrechterhalten. Ein solcher Vogel konnte bis zu 3.000 miniaturisierte Mitteilungen auf einmal transportieren.
Im Ersten Weltkrieg setzte Frankreich zwischen 40.000 und 60.000 dieser Tiere zur Kommunikation ein. Im Zweiten Weltkrieg wurden Brieftauben im besetzten Frankreich mit dem Fallschirm abgeworfen, um die Verbindung zwischen Großbritannien und den Widerstandskämpfern der Résistance zu halten.
Brieftauben, so Sylvain, würden mit ihrer jeweiligen Meldung am Fuß im Operationsgebiet auf nüchternen Magen losgelassen und gefüttert, wenn sie wieder in den Taubenschlag zurückkämen. Das habe sie schnell geformt. Gut gepflegte Tiere könnten bis zu 40 Kilometer zurücklegen. Ihre Zuverlässigkeit sei „furchterregend“, so der Wachtmeister.
Dr. Gerd Portugall