Nordkorea und Russland pflegen enge Beziehungen, erst im Juli war der russische Außenminister Sergej Lawrow in dem ansonsten weltweit weitgehend isolierten Staat wieder zu Gast. Viel wurde berichtet über die nordkoreanischen Soldaten und die Munition, mit denen der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un die Ukraine-Invasion Russlands unterstützt. Doch die Hilfe geht noch weiter, wie der britische Sender BBC in einer großen Recherche zeigt.
10.000 nordkoreanische Arbeiter wurden demnach im Jahr 2024 nach Russland geschickt. Mehr als 50.000 könnten es dieses Jahr werden, schätzte ein südkoreanischer Beamter. Sie arbeiten demnach auf Baustellen, in Kleidungsfabriken und in IT-Centern.
Nordkoreaner sind billig, fleißig und machen keinen Ärger
Andrei Lankov, Kookmin-University in Seoul
Nordkoreanische Arbeitskräfte in Russland sind an sich nichts Neues. Schon auf Baustellen zur Fußball-WM 2018 in Russland schufteten sie unter schlimmsten Bedingungen. Doch die UN hatte den Einsatz weltweit verboten, um Kim von Devisen abzuschneiden. Dass Russland die UN-Vorgabe ignoriert, ist dem BBC-Bericht zufolge eine Konsequenz des Ukrainekriegs.
Russland gehen die Arbeiter aus
Es geht darum, „den enormen Arbeitskräftemangel zu beheben, der durch die anhaltende Invasion Russlands in der Ukraine noch verschärft wurde“. Putin schickte hunderttausende Männer als Soldaten zur Landeroberung in die Ukraine, wo sie in großem Tempo sterben oder verwundet werden. In Russland fehlen sie als Arbeitskräfte.
„Nordkoreaner bieten die perfekte Lösung“, zitiert die BBC den Nordkorea-Experten Andrei Lankov von der Kookmin-University in Seoul. „Sie sind billig, fleißig und machen keinen Ärger.“ Ein südkoreanischer Beamter hält es sogar für wahrscheinlich, dass einige der Nordkoreaner bald für Wiederaufbauprojekte in russisch besetztem Territorium der Ukraine eingesetzt werden.
Moderne Sklavenarbeit
Was die Arbeiter verdienen, geht offenbar größtenteils direkt an den nordkoreanischen Staat. Die übrigen 100 bis 200 Dollar an monatlichem Verdienst werden demnach erst nach der Rückkehr in die Heimat ausgezahlt – was Experten zufolge eine Taktik ist, die eine Flucht der Arbeiter verhindern soll. Zu dieser gibt es offenbar reichlich Grund.
Die BBC sprach mit sechs nordkoreanischen Arbeitern, die seit Kriegsbeginn aus Russland geflohen sind. In den Berichten ist von strenger Kontrolle und gefährlichen Arbeitsbedingungen die Rede. Andere Arbeiter hätten die Nordkoreaner als Sklaven bezeichnet, erinnerte sich einer der Interviewten. „Ihr seid keine Menschen, sondern nur Maschinen, die sprechen können“ – so sollen sie verspottet worden sein.
Schuften rund um die Uhr
Es war den ausländischen Bauarbeitern – die vor Ort unter Beobachtung nordkoreanischer Beamter standen – demnach nicht erlaubt, ihre Arbeitsstellen zu verlassen. Die Nordkoreaner mussten dem Bericht zufolge von frühmorgens bis 2 Uhr nachts arbeiten. Es habe zwei Tage Pause gegeben – pro Jahr.
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Geschlafen wurde demnach in schmutzigen, engen Schiffscontainern, oder auf den Böden unfertiger Häuser. „Manche Leute verließen ihren Arbeitsplatz, um tagsüber zu schlafen, oder schliefen im Stehen ein, aber die Vorgesetzten fanden sie und schlugen sie. Es war wirklich, als würden wir sterben“, sagte einer der geflohenen Arbeiter im Gespräch mit der BBC. (TMA)