Im Berliner Zentrum sind am Dienstagnachmittag Hunderte in der Spree baden gegangen – obwohl das seit über 100 Jahren nicht erlaubt ist. Grund war eine „Mitschwimm-Demo“ gegen das Badeverbot, zu der der Verein Flussbad Berlin aufgerufen hatte. Etliche Schwimmer fanden sich am späten Nachmittag ein. Am Schinkelplatz in der Nähe der Museumsinsel fand zuvor eine Kundgebung statt.
Mehrere Redner forderten darin, das Badeverbot müsse endlich aufgehoben werden. Mathias Schulz, SPD-Abgeordneter im Landesparlament, sprach sich für ein Flussbad an der Spree aus, für das sich auch der Verein bereits seit mehr als einem Jahrzehnt einsetzt. „Es wäre ein Symbol, dass wir Natur und Stadt miteinander vereinen können.“
Linke-Landesvorsitzende Kerstin Wolter kritisierte, in Berlin fehle es insgesamt an Kapazitäten in den Frei- und Schwimmbädern. „Das Badeverbot muss endlich fallen.“ Auch die Grünen-Abgeordnete aus Mitte, Silke Gebel, sagte: „Lieber Senat, bitte kippt das Badeverbot.“
Die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, Stefanie Remlinger (Grüne) forderte kurz und bündig: „Ich will euch baden sehen!“ Das ließen sich die meisten Anwesenden nicht zweimal sagen, kurz darauf war das erste Dutzend Badende im Wasser. Nach Angaben des Vereins waren rund 700 Menschen bei bestem Sommerwetter an die Spree gekommen, um das Anliegen zu unterstützen.
An der Rathausbrücke holte die Polizei Menschen aus dem Wasser
Gegen 17.30 Uhr gingen die ersten Wasserratten schwimmen, wie ein Tagesspiegel-Reporter berichtete. Für das Organisatorische wurde gesorgt: Gepäck konnte zuvor abgegeben werden, außerdem wurden mobile Duschen installiert. Ordner, die auf Kanus unterwegs waren, kümmerten sich darum, dass niemand die Schwimmzone verließ.
Laut einer Polizeisprecherin fanden sich rund 400 Teilnehmende zum Protest ein, die Stimmung war am Abend weiterhin ruhig. Zu den Badenden gehörte auch Lisa Kraaijeveld, die mit mehreren Freundinnen gemeinsam ins Wasser stieg. „Bei uns sind manche Grachten zum Schwimmen freigegeben“, sagte die 25-jährige Niederländerin. Es gebe Apps, in denen man live die Wasserqualität einsehen könne. „Das müsste es auch in Berlin geben“, so Kraaijeveld.
Lisa Kraaijeveld (25), hier rechts im Bild, sprang mit mehreren Freundinnen gemeinsam in die Spree.
© Paul Klopp
Woanders im Berliner Stadtzentrum musste die Wasserschutzpolizei am Dienstagnachmittag eingreifen: Weil mehrere Menschengruppen auch in der Nähe der Rathausbrücke in der Spree schwammen, holten Beamten die Badenden heraus.
Die Polizei erinnerte deshalb bei der Onlineplattform X daran, dass zwar heute ausnahmsweise zwischen Schinkelplatz und Schlossfreiheit in der Spree geschwommen werden durfte. Allerdings nur im Rahmen der angekündigten Versammlung zwischen 17.30 und 20.00 Uhr.
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„Der dafür vorgesehene Ein-/Ausstieg in das Wasser befindet sich am Schinkelplatz südlich der Schlossbrücke“, teilte die Polizei bei X mit. Zugleich wies sie auf die starke Strömung im Wasser hin und bat: „Bitte bleiben Sie achtsam und baden Sie nur im ausgewiesenen Schwimmbereich.“
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Bereits Mitte Juni hatte es eine erste Mitschwimm-Demo mit mehreren Hundert Menschen gegeben. „Leider haben aber all diese Stimmen bislang weder die zuständige Verwaltung noch den Berliner Senat dazu bewogen, das Berliner Badeverbot aufzuheben“, kritisierten die Organisatoren. „Deshalb legen wir nach und demonstrieren erneut.“ (mit dpa)