Während der Kampf der Crash-Teams ums Comeback ins Ocean Race Europe in Kiel andauernd, strebt das verbliebene Imoca-Quintett auf Etappe eins in der Nordsee mit aller Imoca-Kraft Portsmouth entgegen. Die Crews ringen im Hochdruckgebiet unter Hochdruck um Anschluss an die Spitzenreiterin “Biotherm”. Boris Herrmanns Team Malizia hatte zuletzt knapp 20 Seemeilen Rückstand.
Zwei Tage nach dem dramatischen Start in Kiel sind die idealen Bedingungen für Hochgeschwindigkeitsfoiling in der Ostsee leichten Winden gewichen. Ein Hochdruckrücken hat das im Rennen verbliebene Quintett ausgebremst. Am Dienstagvormittag führte weiter Paul Meilhats Team Biotherm, das schon kurz nach dem Start in Kiel als schnellstes Boot beim ersten Wertungstor zwei Bonuspunkte eingeheimst hatte.
Ocean Race Europe: “Biotherm” bleibt vorne
Dahinter blieben Yoann Richomme und seine Crew auf “Paprec Arkéa” dran, hatten zuletzt gut zwölf Seemeilen Rückstand auf die Spitzenreiterin. Den beiden französischen Boote folgte nach der zweiten Nacht auf See Boris Herrmanns Team Malizia. Knapp 20 Seemeilen betrug der Rückstand der Malizianer nach ganz vorne. Sowohl “Paprec Arkéa” als auch “Malizia – Seaexplorer” haben in den letzten Stunden einige Seemeilen auf die Leichtwindrakete “Biotherm” eingebüßt. Hier geht es zum Live-Tracker.
Mehr als 40 Seemeilen hinter “Biotherm” kämpfte Scott Shawyers kanadisches Team Be Water Positive um Anschluss. Das Schlusslicht bildete am Dienstagvormittag weiter Alan Rouras Team Amaala mit mehr als 70 Seemeilen Rückstand auf das führende Boot. Alle fünf Teams haben sich intensiv mit den flauen Winden auseinanderzusetzen. Christian Dumard ist als meteorologischer Berater für das Ocean Race Europe im Einsatz und sagte: “Das Hochdruckgebiet hat sich ausgeweitet.”
Im Detail erklärte Dumard: „Während die Boote nach Süden fahren, lässt der Westwind nach.“ Ocean-Race-Gewinner und “Biotherm”-Segler Jack Bouttell beschrieb die letzten 24 Stunden als intensiv: „Nachdem wir Dänemark passiert hatten, mussten wir viele Manöver fahren, was sehr anstrengend war. Letzte Nacht ließ der Wind dann nach, aber wir kamen etwas schneller durch als von der Routenplanung vorhergesagt.“
Kleines Nickerchen nach hartem Kampf
Team Amaalas Skipper Alan Roura, dessen junges Team auf dieser ersten Etappe im Ocean Race Europe von hinten angreifen muss, sagte. „Wir müssen aus dieser Übergangszone herauskommen, auch wenn das nie einfach ist, vor allem bei der kurzen Welle, die wir hier haben.“
Team Malizias ehemaliger Mitstreiter Christopher Pratt vermeldete vom kanadischen Boot: „Nach den Wendemanövern entlang Dänemark ist dieser Abschnitt nicht brutal, aber er reicht immer noch aus, um alle durchzuschütteln. Aber der Vorteil der niedrigen Geschwindigkeiten und der insgesamt doch ruhigeren See ist, dass man nach einem harten Kampf in der leichten Brise ein gutes Nickerchen machen kann!“
Trotz des verlangsamten Fortkommens ist die Stimmung gut. Pratt erzählte: „Wir lernen gemeinsam, das Boot zu trimmen und zu handhaben, aber wir sind mit dem ersten Teil des Rennens sehr zufrieden. Die Stimmung an Bord ist großartig. Wir segeln ernsthaft, behalten aber einen freundlichen und fröhlichen Geist und genießen es, gemeinsam das zu tun, was wir lieben.“
Ocean Race Europe: Harris blickt voraus
Das bestätigte auch Jack Bouttell, der sagte: „Alle verstehen sich gut, wir scherzen und lachen. Das ist wirklich schön. Gestern hatten wir sogar einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Delfinen.“ Bald schon soll auch der Wind wieder auffrischen und nach Südosten drehen, was die Flotte möglicherweise auf eine Raumwindstrecke in Richtung englische Küste schicken könnte.
„Je nach den Modellen müssen wir die Segel sorgfältig auswählen – einige Winkel sind eher halbwindig, andere eher vor dem Wind“, erklärte Bouttell am früheren Morgen. „In etwa 100 Meilen erreichen wir die ersten Verkehrstrennungsgebiete, wo die Kursoptionen eingeschränkter sind. Es sind noch viele Meilen zu segeln – und bis zum Ziel kann noch viel passieren.“
Team Malizias britischer Co-Skipper Will Harris weiß das nur zu gut. Besonders der finale Abschnitt der ersten Etappe entlang der englischen Küste hält einige Fallen bereit, kann noch Veränderungen in den Positionen bringen. Harris sagt: “Da kann es mit der Strömung und den Winden sehr kompliziert zugehen. Ich kenne diesen Abschnitt zur Isle of Wight gut. Da kann es schwierig werden.”
Der Talk zum Ocean Race Europe
Der NDR berichtet ab 13. August wöchentlich live von Boris Herrmann, Team Malizia und ihrer Konkurrenz im Ocean Race Europe. Der erste Talk mit Moderator Sven Kaulbars und Experte Tim Kröger beginnt am Mittwoch um 12.55 Uhr hier.
“Biotherm”-Impressionen von See, als der Wind die Spitzenreiterin und ihre Verfolger noch durch die Nordsee rauschen ließ:
Der Rückblick auf Tag 1 an Bord von “Malizia – Seaexplorer”: