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Teuer und viele Mängel: Die T-Wagen der Firma Alstom sorgten 2022/23 für Kopfschütteln. Jetzt kommt ein überarbeitetes Modell auf Frankfurts Schienen.
Frankfurt – Ein erster überarbeiteter T-Wagen soll am Montag (4. August) in Frankfurt eintreffen. Das kündigt die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) an. Wegen erheblicher Mängel hatte die VGF die bisher gelieferten Straßenbahn-Fahrzeuge im vergangenen November an Hersteller Alstom zurückgegeben.
Die Rückkehr eines ersten, nachgearbeiteten Fahrzeugs des Modells Citadis – das mit der Fahrzeugnummer 320 – teilte die VGF am Sonntag in einer knappen Pressemeldung mit. „Mit dem Hersteller Alstom war die Lieferung eines neuen T-Wagens an die VGF für diesen Sommer abgesprochen“, erklärt Sprecher Bernd Conrads. „Nun ist es so weit.“
Nach Problemen und Beschwerden: Alstom arbeitete bei Frankfurter Trams nach
Der 31,5 Meter lange Wagen der Baureihe T30 werde in die Stadtbahnzentralwerkstatt geliefert und dort „zunächst umfangreichen Tests und Prüfungen unterzogen, die im Herstellerwerk bis jetzt nicht möglich waren“. Ausgiebige Testfahrten im Straßenbahnnetz soll es laut Conrads erst „zu einem späteren Zeitpunkt“ geben – und zwar ohne Fahrgäste.
Alstom bestätigt: „Wie mit der VGF vereinbart, werden wir in Kürze zunächst ein neues Testfahrzeug nach Frankfurt liefern“, sagt Sprecher Jörn Bischoff. Auf mehrere Detailfragen, etwa zur Lösung der technischen Probleme, antwortete er jedoch nicht und verwies stattdessen an die VGF.
Da fuhren sie noch: Ein T-Wagen auf der Linie 11 passiert in der Bethmannstraße den Römer. Nach der Rückgabe aller Straßenbahnfahrzeuge wegen technischer Mängel kommt nun der erste überarbeitete Wagen zurück. © Rolf Oeser/Rolf Oeser
Ursprünglich hatten alle T-Wagen bis Sommer 2023 geliefert werden sollen. Doch den ersten brachte Alstom erst im März 2022 nach Frankfurt, im Dezember 2022 nahm der erste den Linienbetrieb auf. 14 Wagen hatte Alstom geliefert, bevor die VGF die Reißleine zog. „Da die ersten ausgelieferten Fahrzeuge mit technischen Mängeln nicht den Erwartungen der VGF entsprachen, hat die VGF die Auslieferung gestoppt“, sagt Sprecher Conrads
Dem Vernehmen nach sind alle 24 bestellten T-Wagen der 30-Meter-Variante bereits gebaut. Größer ist aber die Menge der 38,5-Meter-Variante T40: Von der hat die VGF 34 Fahrzeuge geordert. Die Langvariante soll auf den meistfrequentierten Linien 11 und 16 fahren.
Zu den Mängeln soll unter anderem gehören, dass die Fahrzeuge nicht barrierefrei sein sollen. Der Spalt zwischen Fahrzeug und Bahnsteig soll das gesetzliche Maximalmaß überschreiten. Fachleute bewerteten diesen konstruktiven Mangel als praktisch nicht behebbar. Alstom und die VGF hatten nach der Rückgabe vereinbart, dass ein mängelfreies Fahrzeug bis Ende Juli geliefert werden sollte. Die meisten Fahrzeuge hatte Alstom in die Werke zurückgeholt.
Probleme bei Frankfurter Trams hatte weitreichende Folgen
Ob die T-Wagen wirklich fit sind, sollen nun Tests zeigen. „Die Performance des Wagens 320 entscheidet dann über das weitere Vorgehen zur Bestellung“, sagt VGF-Sprecher Conrads. Wagen 320 ist ein Neufahrzeug, das noch nicht in Frankfurt war. Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) hatte erklärt, dass sich die Stadt „in alle Richtungen“ vorbereite. Selbst über das Anmieten von Straßenbahnen aus anderen Städten wird nachgedacht.
Das Fehlen der T-Wagen hat drastische Folgen: Die Stadt kann im Dezember nicht, wie 2021 von den Stadtverordneten beschlossen, ihr Straßenbahnkonzept umsetzen. Das sieht mehr Fahrten und neue Linien vor, die bisherige Strecken verknüpfen, etwa vom Gravensteinerplatz nach Oberrad und von Niederrad zum Rebstockbad. Auch soll die 16 von Oberrad zusätzlich zur 11 nach Höchst fahren, dafür die 21 vom Stadion nach Ginnheim. Die neue Linie 13 zwischen Industriehof und Gutleut hat Wolfgang Siefert bereits auf unbestimmte Zeit verschoben.
Das Fehlen der T-Wagen hat für die Fahrgäste unangenehme Folgen: Die VGF musste mehrere Straßenbahn-Oldies aus den Siebzigerjahren wieder in Betrieb nehmen, sie fahren vor allem auf den Linien 15 und 18. Die P-Wagen sind nicht barrierefrei, haben Stufen und keine Klimaanlage. Ebenso müssen die unklimatisierten R-Wagen aus den Neunzigern länger fahren. Sie haben einen hohen Instandhaltungsbedarf und sollten verkauft werden.