Konflikt spitzt sich zu

Hannover-Hamburg: Warum will die Bahn eine neue Strecke bauen?

13.08.2025 – 08:17 UhrLesedauer: 3 Min.

Strecke Hamburg-Hannover - ArchivVergrößern des Bildes

Bahnstrecke zwischen Hannover und Hamburg (Archivbild): Wird sie neu gebaut? (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa-bilder)

Am Sonntag treffen sich Bürgerinitiativen und Politiker in der Lüneburger Heide. Sie diskutieren über die geplante ICE-Trasse durch Niedersachsen. Der Konflikt spitzt sich zu.

Seit Jahrzehnten wird über die Bahnverbindung zwischen Hamburg und Hannover gestritten. Die Deutsche Bahn schlägt eine Neubaustrecke vor, während Niedersachsens Landesregierung den Ausbau bestehender Strecken bevorzugt. Im Bundestag soll noch 2025 eine Entscheidung fallen.

Doch zunächst ist am Sonntag ein Treffen von Bürgerinitiativen und Politik im Wahlkreis von Lars Klingbeil (SPD) in der Lüneburger Heide geplant. Der Bundesfinanzminister ist den Angaben nach verhindert, die Landesregierung wird Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) vertreten.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Streit über den Neubau:

Die Bahn begründet den Plan mit der Überlastung der bestehenden Strecke. „Es sind derzeit 47 Prozent mehr Züge auf der Strecke, als diese pünktlich zu leisten vermag“, heißt es auf Anfrage. Die Pünktlichkeitsquote liege bei 56 Prozent. Das ist schlechter als im Gesamtnetz, wo die Quote 62 Prozent beträgt. Außerdem kalkuliert die Bahn, dass der Personen- und Güterverkehr zunehmen wird.

Auf der Karte betrachtet macht die Bestandsstrecke – die über Lüneburg, Uelzen und Celle führt – einen Knick nach Osten. Die geplante Neubaustrecke soll direkter und eher senkrecht verlaufen – teils entlang der A7. Kritiker sagen, der Abstand zur A7 sei größer als die Bahn suggeriert. Die angedachte Strecke führt durch den Heidekreis, den Landkreis Celle und die Region Hannover.

Umweltschützer vom Nabu Niedersachsen weisen darauf hin, dass das Projekt Naturlandschaften zerschneide. Flächen der Landwirtschaft, Moore und Waldgebiete gingen verloren, was Folgen für den Klimaschutz habe. Zudem bedrohe das Vorhaben Tiere wie den Kiebitz, die Feldlerche und den Kammmolch.

Die Bahn verspricht: Züge sollen zuverlässiger verkehren, und die Fahrzeit soll sich verkürzen. Eine ICE-Fahrt zwischen Hamburg und Hannover werde 59 statt 79 Minuten dauern. Im Nahverkehr sollen mindestens Soltau (Heidekreis) und Bergen (Kreis Celle) besser an die Großstädte angebunden werden.

Niedersachsens Landesregierung ist gegen den Neubau. Sie setzt auf den Ausbau der Bestandsstrecken, für die es 2015 bereits eine Einigung gab. Unterstützung bekommt Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) von Klingbeil, Bundestagsabgeordneten der Region und Bürgerinitiativen. Auch der Naturschutzbund Niedersachsen lehnt den Neubau ab.

Der Landkreis Lüneburg, der vom Ausbau der Bestandsstrecken betroffen wäre, lobt den Neubauplan. Aus Hamburg gibt es Unterstützung aus der Wirtschaft, die auf eine bessere Anbindung des Hafens hofft. Zu weiteren Befürwortern gehören der Fahrgastverband Pro Bahn, der Verkehrsclub Deutschland in Niedersachsen und Klimaaktivisten von Fridays for Future aus Niedersachsen.