Gedenk- und Totenbuch – 25 Jahren Sammlung für eine Chronologie der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft
Maßgeblich auf Initiative von Dr. Schmidt hatte der Leipziger Stadtrat im September 2000 die Erarbeitung eines Gedenk- und Totenbuchs beschlossen. Von Anfang an leitete Dr. Schmidt ehrenamtlich die Arbeitsgruppe dazu. Entstanden ist eine vom Umfang her landesweit einmalige Chronologie von Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft, die 2010 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und seit 25 Jahren kontinuierlich erweitert wird. Sie spiegelt – abrufbar in elektronischer Form – nicht nur den Stand der Aufarbeitung der NS-Geschichte der Stadt wider, sondern gibt den Opfern Namen und damit ihre Würde zurück. Das Gedenk- und Totenbuch ist auch eine unerlässliche Quelle für die Nachforschungen Hinterbliebener auf der Suche nach ihren Angehörigen geworden.
Experte für Kriegsgräber
Als ausgewiesener Experte fungiert Dr. Schmidt seit Jahrzehnten als erster Ansprechpartner bei Fragen zum Thema Kriegsgräber. Er erstellt Gutachten über Geschichte, Zustand und Besonderheiten von Kriegsgräbern, sei es bei der Entdeckung einer unbekannten Stätte oder einem Sanierungsvorhaben. In Leipzig wurde er mit der Umgestaltung der Gedenkorte in Leipzig-Abtnaundorf und Leipzig-Lindenthal beauftragt und begleitete die Errichtung des Polnischen Ehrenmals auf dem Ostfriedhof. Im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge engagiert sich Dr. Schmidt seit 1997, seit 2003 ist er stellvertretender Vorsitzender im Stadtverband Leipzig. Die humanitäre Organisation tritt für Erinnerung, Versöhnung und Frieden ein; fördert die Begegnung und Bildung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.
Vorstandsarbeit in der Ephraim Carlebach Stiftung
Seit mehr als 20 Jahren ist Dr. Schmidt zudem im Vorstand der Ephraim Carlebach Stiftung, die sich der Erforschung und Darstellung des jüdischen Lebens in Leipzig widmet. Er forscht zu jüdischen Friedhöfen in Leipzig, zu den jüdischen Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und veröffentlichte dazu mehrere Beiträge. In zahlreichen Projekten vermittelt er Schülerinnen und Schülern sein Wissen. Bereits während seiner beruflichen Tätigkeit als Mitarbeiter der Stadtverwaltung (1991 bis 2013) vertrat er Leipzig im Jahr 2000 bei der Gründung des Deutschen Riga-Komitees. Das Städtebündnis, das von 13 deutschen Kommunen auf den Weg gebracht und inzwischen auf 80 Mitglieder angewachsen ist, erinnert an die systematische Deportation jüdischer Bürger aus vielen deutschen Städten nach Riga. Nur ungefähr 4 Prozent der fast 30.000 verschleppten Kinder, Frauen und Männer überlebten das Inferno. Bei der Pflege der Gräber- und Gedenkstätte Bikernieki treffen bis heute jedes Jahr lettische und deutsche Jugendliche aufeinander und halten die Erinnerung wach.
Als langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe Gedenktage der Stadt Leipzig prägt Dr. Schmidt die repräsentativen Strukturen der städtischen Gedenkveranstaltungen und übernimmt in der Ausgestaltung der einzelnen Veranstaltungen eine aktive Rolle. Parallel bietet er Führungen über den Ost- und Südfriedhof sowie über den Alten und Neuen Israelitischen Friedhof in Leipzig an.