Stuttgart. Zu Beginn des Jahres 1933 ermöglichte ein neues Gesetz der Nationalsozialisten, dass knapp 200 städtische Arbeiter und Angestellte im Stuttgarter Rathaus ihren Job verlieren. Und manche überlebten die darauffolgende NS-Herrschaft nicht. Daran erinnert eine neue Medienstation im Rathaus, die vor kurzem eröffnet wurde.
Mit dem Projekt werde ein jahrzehntelang verschlossener Teil der Stadtgeschichte erstmals sichtbar gemacht, schreibt die Stadt Stuttgart in einer Mitteilung. Nämlich die Schicksale der während des Nationalsozialismus aus politischen, antisemitischen und rassistischen Gründen vertriebenen und ermordeten Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
Die Rauminstallation und Medienstation mit dem Titel „Die doppelte Lücke“ wurde von Christin Erdmann‐Goldoni und Franziska Götz vom Design‐Studio Goldmannart gestaltet. Bei der Installation leuchten die Namen der Verfolgten auf, der Medientisch liefert vertiefende Informationen und Hintergründe.
Die Entstehung des Projekts reicht zurück bis ins Jahr 2021, als der Film „Die doppelte Lücke“ erstmals im Gemeinderat präsentiert wurde. „Die damals gezeigte Dokumentation legte offen, dass die Jahre der NS‐Herrschaft unter Oberbürgermeister Karl Strölin im Rathaus Stuttgart lange Zeit ausgeblendet und vergessen waren“, heißt es weiter.
Die daraufhin gebildete Arbeitsgruppe mit Vertretern des Gemeinderats, des Jugendrats und der Stadtverwaltung setzte sich mit der Frage auseinander, wie diese Geschichte angemessen aufgearbeitet und öffentlich zugänglich gemacht werden kann. Die Impulse wurden von der Koordinierungsstelle Erinnerungskultur aufgenommen und nun in Form einer dauerhaften Installation umgesetzt.
„Die Geschichte der Verfolgung und Entrechtung im Nationalsozialismus ist nicht nur eine historische Tatsache, sondern ein lebendiger Appell“, sagte Erster Bürgermeister Fabian Mayer. Die Installation ist ab sofort im Erdgeschoss des Stuttgarter Rathauses zugänglich.