Stand: 13.08.2025 16:25 Uhr
Das neue Schuljahr steht in Niedersachsen kurz bevor. Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) sagte, es habe noch nie so viel Personal an den Schulen gegeben. Trotzdem wird Kritik laut.
Für rund 898.000 Schülerinnen und Schüler beginnt am Donnerstag an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen wieder der Unterricht. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler werde im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich erneut steigen, teilte das Kultusministerium am MIttwoch in Hannover mit. Eine sichere Aussage darüber lasse sich allerdings erst Ende August treffen, wenn die Zahlen der jährlichen Schulstatistik erhoben werden.
In Niedersachsen starten Schülerinnen und Schüler am Donnerstag ins neue Schuljahr. Und? Wie waren Eure Sommerferien?
Land erwartet bis 2034 mehr als eine Million Schüler
Rund 82.000 Kinder starten in ihre Schullaufbahn. Das seien rund 900 Erstklässlerinnen und Erstklässler mehr als im Vorjahr. „Wir verzeichnen zwar weiterhin sinkende Geburtenzahlen in Deutschland, aber dieser Effekt wirkt sich in unseren Grundschulen erst ab 2028 aus“, sagte Hamburg. Mit Blick auf alle Schulen werde dieser Effekt sogar erst 2034 spürbar sein. „Bis dahin wird die Anzahl an Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen insgesamt um bis zu rund zehn Prozent auf dann voraussichtlich mehr als eine Million steigen.“
Mehr als 2.000 neu besetzte Stellen seit Jahresbeginn
Angesichts weiter steigender Schülerzahlen würden auch mehr Unterrichtsstunden und folglich mehr Lehrkräfte notwendig, sagte die Kultusministerin. Zum Start des ersten Schulhalbjahres an den allgemeinbildenden Schulen habe das Land 1.600 Stellen ausgeschrieben. Davon wurden bislang 1.411 Stellen besetzt. Das entspreche einer Quote von mehr als 88 Prozent. Im Vorjahr habe die Quote bei 83 Prozent gelegen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die neu besetzen Stellen auf 2.421. „Nie zuvor hatten wir so viel Personal an unseren Schulen“, sagte Hamburg. „Klar ist aber auch, dass wir weiterhin einen deutlichen Fachkräftemangel haben, der damit noch nicht gebannt ist.“ Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte zum Schulstart gewarnt, dass Tausende Lehrer fehlen.
Video:
Pressekonferenz: So startet Niedersachsen ins neue Schuljahr (69 Min)
In ländlichen Regionen hoher Bedarf zum Nachbessern
Neben der Einstellung neuer Lehrkräfte ergreift das Kultusministerium nach eigenen Angaben weitere Maßnahmen, um die Unterrichtsversorgung sicherzustellen: Beispielsweise können Teilzeitkräfte auch kurzfristig ihre Stunden erhöhen. Außerdem können sich Bewerberinnen und Bewerber zunächst befristet an einer Schule anstellen lassen, an der besondere Not herrscht, so müssen sie sich nicht gleich langfristig an diese Schule binden. Vor allem in den ländlichen Regionen sieht die Ministerin hohen Bedarf zum Nachbessern – beispielsweise in den Landkreisen Stade und Cuxhaven.
CDU: Quereinstieg von Lehrkräften muss erleichtert werden
Kritik kommt von auch der CDU: „Viele Worte helfen jetzt nicht mehr, es braucht Taten“, sagte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner mit Blick auf den Lehrermangel. Unter anderem müsse die Landesregierung den Quereinstieg von Lehrkräften deutlich erleichtern. Eine „Quereinstiegs-Offensive“ sei in den letzten drei Jahren politisch nicht gewollt gewesen, vermutete Lechner. „Mir ist es lieber, meine Kinder bekommen eine Unterrichtsstunde von einem Quereinsteiger erteilt, als gar keine.“
Viele Lehrkräfte in Niedersachsen seien zudem am Limit, so die Bildungsgewerkschaft GEW. Wachsende Schülerzahlen seien ein Grund.
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