Freundschaft ist etwas Wunderbares. Freunde feiern zusammen, sie geben ehrlichen Rat und helfen, wenn es nötig ist. Echte Freundschaft bewährt sich in schlechten Zeiten. Was würden wir von einem Freund halten, der dann nur Ratschläge gibt, aber praktische Unterstützung verweigert?

Der Staat Israel hat so einen Freund, er heißt Deutschland. Man stünde fest an Israels Seite, sagte Bundeskanzler Merz, nachdem er zuvor einen Stopp von Rüstungsexporten verfügt hatte. Und auch wenn es seither in der Union mächtig brodelt, weiß Merz eine politische Mehrheit hinter sich: Vertreter von SPD, Grünen, Linken und AfD haben seine Entscheidung begrüßt.

Was unterscheidet die Beziehungen von Ländern wie Frankreich oder Großbritannien zu Israel von jenen, die Deutschland pflegt? Die Geschichte. Deutsche, nicht Franzosen oder Briten, haben sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet. Der Massenmord wurde mit deutscher Perfektion organisiert, von skrupellosen Fanatikern, willfährigen Helfern und beflissenen Opportunisten quer durch die Gesellschaft. Es war ein deutsches Verbrechen, vermutlich das größte der Menschheitsgeschichte. Und es war 1948 der entscheidende Impuls zur Gründung eines Staates, in dem Juden endlich sicher sein sollten.

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Deutschland hat keine normale Beziehung zu Israel

Man muss daran erinnern, weil es viele nicht mehr tun in diesen Tagen. Die meisten Zeitzeugen sind gestorben, die Jüngeren kennen das Thema bestenfalls aus dem Geschichtsunterricht – und knapp ein Drittel der Deutschen, jene mit Migrationshintergrund, verbindet mit dem Holocaust zumindest keine Familiengeschichte mehr. So ist der Eindruck entstanden, dass Deutschland heute normale Beziehungen zu Israel haben könnte, geprägt von strategischen Überlegungen, parteipolitischen Präferenzen oder wirtschaftlichen Interessen.

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Doch dieser Eindruck ist falsch. Die Geschichte der Bundesrepublik, unsere Verfassung und ihre Werte sind nicht denkbar ohne die Erinnerung an Nazi-Terror und Massenmord. Geschichte ist nicht teilbar. Beethoven und Benz gibt es nicht ohne Hitler und Eichmann. Bislang wusste jede Bundesregierung um die Verantwortung, die sich daraus für die Gegenwart ergibt.

Das bedeutet keineswegs, dass sich Deutschland nicht kritisch mit Israels Politik auseinandersetzen dürfte. Es gibt genug Gründe, den aktuellen Regierungschef Netanyahu und seine teils rechtsextreme Regierung hart zu kritisieren. Es ist notwendig und legitim, dies ebenso öffentlich zu äußern, wie es große Teile der israelischen Gesellschaft tun. Es ist richtig, auf allen Kanälen Einfluss zu nehmen. Doch es darf keinerlei Zweifel geben, wem unsere Unterstützung gilt, wenn Israel bedroht ist.


Menschen nehmen in Tel Aviv an einem Protest teil, der das Ende des Krieges und die sofortige Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln fordert. - © Ariel Schalit/AP/dpa

Menschen nehmen in Tel Aviv an einem Protest teil, der das Ende des Krieges und die sofortige Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln fordert.
| © Ariel Schalit/AP/dpa

Hamas führt brutalen Propagandakrieg

Seit seiner Gründung musste sich Israel gegen Aggressoren verteidigen, die seine Vernichtung wollten. Mehrfach fielen arabische Nachbarn über Israel her, seit Jahrzehnten greifen Terrorgruppen die Israelis an – weltweit und im Land sowieso. Zuletzt metzelte die Hamas im Oktober 2023 mehr als 1200 Frauen, Männer und Kinder hin. Sie hält noch immer Geiseln fest, blockiert oder veruntreut Hilfslieferungen und verweigert sich Verhandlungen.

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Ja, Israels Militär hat bei der Verfolgung der Terroristen Fehler gemacht und Unschuldige getötet. Aber das ändert nichts daran, dass die Hamas die Verantwortung für die jetzige Lage trägt. Die Bevölkerung im Gazastreifen leidet nicht, weil Israel sie aushungern will, sondern weil die Hamas die Menschen für einen brutalen Propagandakrieg missbraucht.

Öffentlichkeit geht zynischer Propaganda auf den Leim

Die Freilassung der Geiseln und die Kapitulation der Hamas würden diesen Krieg sofort beenden. Aber die Hamas will keinen Frieden, sie profitiert vom Elend. Mit den Fernsehbildern aus den Trümmern von Gaza hat sie erreicht, was der Terror nicht geschafft hat: Israel soll Zugeständnisse machen, um der internationalen Isolation zu entgehen, während die Palästinenser mit der Aussicht auf einen eigenen Staat belohnt werden. Ohne belastbare Strukturen. Ohne Rückzug der Radikalen. Ohne Sicherheitsgarantien für Israel. Weil eine leichtgläubige Öffentlichkeit der zynischen Propaganda auf den Leim geht, dass Israel der Aggressor und die Palästinenser die Opfer in diesem Krieg seien.

Für die Israelis ist das nicht neu. Sie mussten sich immer wieder gegen das Urteil einer häufig einseitigen und nicht selten antisemitischen Weltöffentlichkeit wehren. Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass man – mit Ausnahme der USA – kaum verlässliche Freunde hat, wenn es wirklich ernst wird.

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Umso schwerer wiegt es, wenn ausgerechnet Deutschland in dieser Situation signalisiert, dass es zweierlei Solidarität mit Israel gibt: Die eine für Gedenktage, die andere für den Alltag, konditioniert durch außenpolitische Interessen und innenpolitische Befindlichkeiten. Israel braucht unsere Waffen nicht. Aber es bräuchte gerade jetzt die unbedingte Unterstützung aller, die sich seine Freunde nennen.