Auch sechs Wochen Sommerferien nehmen irgendwann ein Ende: An diesem Donnerstag ist die Ferienzeit für die Schülerinnen und Schüler im Land Bremen vorbei. Sowohl für die Kinder und Jugendlichen wie auch für alle Lehrerinnen und Lehrer bedeutet das: zurück in den Unterricht. Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) nahm dies zum Anlass, eine Bestandsaufnahme zu Schülerzahlen, Lehrkräftegewinnung, Schulbauten und Ganztagsausbau vorzunehmen.
„Die Lage an den Bremer Schulen bleibt herausfordernd“, sagte Aulepp. In keinem anderen Bundesland sei die Schülerzahl so stark gewachsen. Schon in den vergangenen Jahren hatte das kleinste Bundesland immer wieder einen Anstieg der Schülerzahlen vermeldet. Zugleich sei es aber gelungen, zusätzliche Lehrer einzustellen. Auch bei den Schulneubauten habe sich Bremen gegenüber den Vorjahren gesteigert: „Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele zusätzliche Schulen gebaut, noch nie zusätzlich so viele Mobilbauten hingestellt“, sagte Aulepp. Dies koste aber finanziell und personell viele Ressourcen. Deswegen sei „die Situation immer noch auf Kante genäht“, so Aulepp.
Wie viele Schülerinnen und Schüler gibt es zum Schuljahresbeginn 2025/26 in der Stadt Bremen?
An den öffentlichen und privaten allgemein- und berufsbildenden Schulen gibt es im neuen Schuljahr 81.102 Schülerinnen und Schüler. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2024/25 starteten 79.401 Schüler in den Unterricht. Die Schülerzahl ist also innerhalb eines Jahres insgesamt um 1701 angestiegen. Betrachtet man nur die allgemeinbildenden Schulen, lernen dort 61.257 Schüler im Schuljahr 2025/26. 276 neue erste Klassen gehen an den Start, 36 Klassen mehr, als die Grundschule zuvor in die 5. Klasse verlassen haben. Im Vorjahr waren es 273 Klassen. Für die weiterführenden Schulen sind 222 Klassenverbände im 5. Jahrgang vorgesehen – das sind 38 zusätzliche Klassenverbände gegenüber vier Jahren zuvor. Zum Schuljahresbeginn 2024/25 waren es 215 Klassen an den Oberschulen und Gymnasien.
Wie hat sich die Anzahl der Lehrer entwickelt?
Aufgrund der steigenden Schülerzahl müssen laut Bildungsbehörde rund 100 Stellen mehr besetzt werden als im Vorjahr. Dennoch gebe es in diesem Jahr weniger unbesetzte Stellen: Während es an den Berufsbildenden Schulen keine unbesetzten Planstellen gebe, konnte ihre Anzahl in den allgemeinbildenden Schulen von 75 Vollzeiteinheiten (VZE) auf 48 VZE reduziert werden. Die Kennzahl gibt an, wie viele Vollzeitstellen rechnerisch durch eine gemischte Belegschaft von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten besetzt sind. Daraus leite sich eine Besetzungsquote von 99 Prozent ab. Allerdings arbeitet die Mehrheit in Teilzeit: Bremen hat bei den Lehrern im Bundesländervergleich mit 52,2 Prozent die höchste Teilzeitquote, teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Bremen ermögliche dies Lehrkräften, denn für viele trage eine reduzierte Wochenarbeitszeit zur Arbeitszufriedenheit bei, sagte Aulepp.
Wie kommt Bremen bei der Gewinnung von Lehrkräften voran?
Bremen hat in den vergangenen Jahren allmählich mehr Referendare ausgebildet. Zum neuen Schuljahr beginnen wieder 216 neue Referendare ihre Ausbildung am Landesinstitut für Schule (LIS). Zum 1. August konnten 256 Lehrkräfte eingestellt werden, davon 60 an den Grundschulen und 196 an den Oberschulen und Gymnasien. Über das Programm „Back to School“ für Quereinsteiger aus anderen Berufsfeldern verstärken zurzeit 142 Personen die Schulkollegien.
Wie viele Schulen und Übergangsbauten wurden geschaffen?
In den vergangenen beiden Jahren sind neun neue Schulen gegründet worden: die Grundschulen Gartenstadt Werdersee, Neue Schule Vahr, Dillener Quartier, Neue Schule Gröpelingen, Delmestraße und die Oberschulen Blumenthal, Überseestadt, Schwachhausen und Delmestraße. Hinzu kommt ein Mobilbau in Burglesum. Bis Ende des Jahres sollen durch Erweiterungsbauten 30 zusätzliche Klassenräume entstehen.
Eine von neun Schulneugründungen: Im September 2024 wurde die Oberschule Schwachhausen im ehemaligen Siemensgebäude an der Universitätsallee in Horn-Lehe eröffnet.
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PETRA STUBBE
Wie weit ist Bremen mit dem Ganztagsausbau?
Ab Sommer 2026 tritt der Rechtsanspruch der Eltern auf Ganztagsbetreuung ihrer Kinder schrittweise in Kraft. „Wir werden den Rechtsanspruch erfüllen“, sagte Aulepp. Zum Schuljahresbeginn sind nach Angaben der Bildungssenatorin rund zwei Drittel aller Grundschüler in ein schulisches Ganztagsangebot eingebunden, weitere zehn Prozent sind Hortkinder. Das Ressort nimmt an, dass die Betreuungsnachfrage mit Beginn des Rechtsanspruchs von derzeit etwa 60 auf 80 Prozent ansteigt. Das würde bedeuten, dass Bremen bis 2029 rund 20 Prozent zusätzliche Schüler mit Ganztagsangeboten versorgen muss. „Sollte die Nachfrage wider Erwarten deutlich höher sein, würden wir in Absprache mit den älteren Jahrgängen gemeinsam Lösungen finden, um allen Kindern gerecht zu werden und den Rechtsanspruch sicherzustellen“, sagt Patricia Brandt, Sprecherin der Bildungssenatorin.