Mit einer großen Badetasche über der Schulter hatten sich Kai Siebert und seine Freundin Anja am Mittwoch zu Fuß auf den Weg in Richtung Paradiesstrand gemacht. Seit mehr als 20 Jahren komme er regelmäßig hierher, um zu baden, sagte Siebert. „Ich treffe immer wieder die gleichen Leute, darunter auch viele ältere – für die wird mit dem Verbot eine Welt zusammenbrechen.“ Die Sandbuchten ermöglichten ihm Urlaub vor der eigenen Haustür. Das ändere sich mit den neuen Regeln: Dann sei es tagsüber bei hohen Temperaturen schlichtweg zu heiß, um sich vor Ort aufzuhalten. „Mit einem Paradies hat das dann nichts mehr zu tun“, betonte auch Anja.

„Ich lasse mir doch nicht den Spaß am Leben nehmen“

Richtig in Rage redete sich Ralph. Der 64-Jährige war mit seinem Fahrrad zum zentralen Düsseldorfer Strand gekommen. „Ich gehe aber auch im Rhein in Benrath schwimmen“, sagte er, um gleich zu ergänzen: „Ich lasse mir doch nicht den Spaß am Leben nehmen.“ Er sei „richtig wütend“ auf die Stadt und überlege bereits, eine Petition zu starten.

Auch in der Gruppe von Carina Einicke und Lisa Overfeld herrschte Unverständnis über das Verbot. „Das kann einfach nicht sein, nicht so rigoros“, sagte Einicke. Die beiden Düsseldorferinnen kommen regelmäßig mit ihren Hunden an den Strand. „Wenn das Wetter gut ist, sind wir jeden Tag hier“, erklärte Overfeld. Sie wisse um die Gefahren des Rheins. Gegen das Abkühlen im weniger als knietiefen Wasser spricht aus ihrer Sicht im Gegensatz zum Schwimmen allerdings nichts.

Anders sehen das Rettungskräfte. Immer wieder warnt beispielsweise die Feuerwehr eindringlich vor tückischen Strudeln und Strömungen auf der viel befahrenen Wasserstraße. Der Sommer in Düsseldorf war zuletzt außerdem von einer beispiellosen Serie an Badeunfällen überschattet worden – sechs Menschen starben. Das hatte eine Diskussion über ein Verbot vorangetrieben.

Düsseldorf plant Bußgelder bis zu 1000 Euro

Am Mittwoch kam dazu schließlich die offizielle Mitteilung der Stadt. Demnach ist „das planmäßige Verweilen mit dem Körper in mehr als jeweils knöcheltiefem Wasser des Rheins zu Erholungs-, Sport- oder Freizeitzwecken“ ab dem 14. August untersagt. Das Verbot soll auf allen 42 Rheinkilometern in der Landeshauptstadt gelten. Verstöße werden mit einem Bußgeld von bis zu 1000 Euro geahndet. Je nach Einschätzung des konkreten Verhaltens können zunächst mündliche Verwarnungen erfolgen. Auch Bußgelder im niedrigen dreistelligen Bereich könnten verhängt werden, war aus dem Rathaus zu hören.

Dass es auch Besucher am Paradiesstrand gibt, die den neuen Regeln positiv gegenüberstehen, machte am Mittwoch Patrick deutlich. „Über das Baden im Rhein wird seit Jahrzehnten geredet“, sagte der Düsseldorfer. Als Kind habe er noch gelernt, dass das Wasser zu schmutzig sei, um darin zu schwimmen. „Mittlerweile ist es viel sauberer.“ Mit Blick auf die Unglücke im Rhein halte er die neue Verordnung aber für „nicht verkehrt“.

„Wir brauchen das Wasser“

Auch in Kommentaren auf der Website der Rheinischen Post und bei Facebook äußern sich einige Leser zustimmend oder hoffnungsfroh. „Na endlich“, heißt es dort etwa. Oder: „Jetzt heißt es abwarten, ob das bußgeldbewehrte Badeverbot seine gewünschte Wirkung entfaltet und es keine weiteren Opfer zu beklagen gibt.“

Carina Einicke und Lisa Overfeld glauben nicht, dass sich alle Besucher des Rheins an das Badeverbot halten werden. Sie könne sich außerdem nicht vorstellen, wie eine Kontrolle über die 42 Düsseldorfer Rheinkilometer gelingen soll, so Einicke. „Wir brauchen das Wasser“, sagte sie. Das Freibad komme für sie allein wegen der Hunde als Alternative nicht infrage.