In Halle (Saale) wurde am Mittwoch das Richtfest für die neue Grundschule in der Schimmelstraße gefeiert. Ein bedeutender Meilenstein für ein Projekt, das sowohl architektonisch als auch pädagogisch neue Wege gehen will. Die Schule soll pünktlich zum Schuljahresbeginn 2026/27 in Betrieb gehen und versteht sich als Symbol für zukunftsorientierte Bildung im Land Sachsen-Anhalt.
30,7 Millionen Euro für modernes Lernen
Rund 30,7 Millionen Euro investiert die Stadt in das Bauvorhaben – fast drei Millionen Euro mehr als ursprünglich beim Stadtratsbeschluss vorgesehen. Zu den Gründen für die Kostensteigerung zählen unter anderem unerwartete Bodenfunde wie Kohlereste, alte Tankstellenstrukturen sowie historische Kellergewölbe. Diese Überraschungen verlangten zusätzliche bauliche Maßnahmen, die den ursprünglichen Kostenrahmen sprengten.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich der verantwortliche Fachbereich zuversichtlich. Martin Heinz, Leiter des Fachbereichs Immobilien, erklärte, dass die aktuellen Ausschreibungsergebnisse unter den zuletzt kalkulierten Kosten liegen und somit eine stabile finanzielle Steuerung des Projekts gewährleistet sei.
Bildungspolitik trifft Bauinnovation
Die Grundsteinlegung fand vor nahezu genau einem Jahr statt – am 21. August 2024. Damals war Jan Riedel noch als Vorsitzender des Stadtrates vor Ort. Nun kehrte er als Bildungsminister zurück zum Richtfest. Für ihn ist die neue Schule ein Vorzeigeprojekt. Er hob besonders hervor, dass hier nicht einfach bestehende pädagogische Konzepte übernommen, sondern innovative Ansätze baulich umgesetzt würden.
Die Gestaltung des Schulgebäudes folgt keinem klassischen Konzept mit aneinandergereihten Klassenzimmern, sondern fördert neue Formen des Lernens. Große Gemeinschaftsflächen für sogenannte Jahrgangscluster und eigene Räume für Ganztagsangebote sollen schulische und außerschulische Bildung sinnvoll miteinander verbinden. Schul- und Hortleitung werden auf einer gemeinsamen Verwaltungsebene agieren – ein Konzept, das laut Riedel viel zu selten Realität sei.
Die Investition von 30 Millionen Euro sei zwar hoch, so Riedel weiter, doch notwendig, um Standards für die zukünftige Transformation auch älterer Bildungseinrichtungen zu setzen. Jetzt liege es am künftigen Schulteam, die pädagogischen Potenziale des Gebäudes mit Leben zu füllen. Das Landesschulamt werde ein Team zusammenstellen, das moderne und zugleich anschlussfähige Pädagogik gestalten soll.
Stadt investiert in die Zukunft ihrer Kinder
Auch Halles Bürgermeister Egbert Geier betonte in seiner Rede den Modellcharakter des Projekts. Für ihn steht die Schule in der Schimmelstraße sinnbildlich für einen „architektonischen wie pädagogischen Aufbruch“. Der Mut zur Innovation und das gemeinsame Verantwortungsbewusstsein seien zentrale Säulen des städtischen Bildungsprogramms.
Seit 2016 hat die Stadt mehrere hundert Millionen Euro in den Bildungssektor investiert. Die neue Schule solle nicht nur ein funktionaler Lernort sein, sondern Kompetenzen vermitteln, die Kinder für die Zukunft benötigen: Eigenverantwortung, Kreativität, Teamfähigkeit und der sichere Umgang mit digitalen Werkzeugen.
Ein neues Kapitel für die Bildungslandschaft in Halle
Der Haupteingang für die neue Schule soll sich in der Schimmelstraße befinden. Dort befindet sich die große Schulfoyer mit Erschließungsfunktion für das ganze Haus. Ein „Schulboulevard“ soll den Haupteingang mit dem Pausenhof verbinden. An diesen gliedern sich die Funktionen der Gemeinsamen Mitte als “kommunikatives Zentrum” mit Aula/Mensa, Bibliothek, Garderoben und Musikraum als multifunktionaler, flexibel nutzbarer Raumverbund. Der Aula/Mensa-Bereich für maximal 400 Personen wird zudem als Versammlungsstätte ausgebildet. Neben dem Mensabetrieb können hier auch Feiern und Veranstaltungen sowie Elternversammlungen stattfinden. Zudem bekommt die Mensa einen Küchenbereich mit einem „Cook-&-Chill“-Verfahren.
Der Garderobenbereich wird als zentraler, offener Raum gestaltet. Die Schule wird als „Pantoffelschule“ geplant – alle innenräumlichen Lernbereiche des Gebäudes dürfen nicht mit Straßenschuhen begangen werden. Die „Schulpantoffeln“ sorgen für mehr Sauberkeit im Innenraum, senken somit die Kosten zur Reinigung, und die Schulräume bekommen so als Zentrum des „Lebens & Lernens“ eine ganz andere Atmosphäre, einen „Wohlfühlcharakter“.
Über eine offene, großzügige Treppenanlage geht es dann in die Obergeschosse mit Klassen-, Gruppen- und Differenzierungsräumen. Diese gruppieren sich in Form von Clustern jeweils um die vier zentralen Clustermitten. Diese werden durch einen Wechsel unterschiedlich großer Räume gebildet (Klassenräume: ca. 50 m2 + Differenzierungsräume im S-, M- und L-Format: 8-30 m2).
Das 1. Obergeschoss bekommt zwei Grüne Klassenzimmer – einen Werkhof und einen Kunstgarten, ergänzt um die Fachräume Werken und Kunst. “Diese beiden Lernräume unter freiem Himmel erhöhen das pädagogische Angebot für die Kinder und schaffen Freiräume für kreatives Arbeiten”, so die Stadt.
Anstelle von Fluren gibt es Bewegungs-, Lern- und Kommunikationszonen mit gleichzeitiger Erschließungsfunktion für die verschiedenen Räume. Einzelne Wandbereiche sind gezielt verglast, um so die Schule in eine offene Lernlandschaft verwandeln. Die unterschiedlichen Raumgrößen ermöglichen laut Stadt ein flexibles Unterrichten in voller Klassenstärke bis hin zur Arbeit in Projekt- und Kleingruppen.
Integriert in die Schule ist auch der Hort, der sich im Erdgeschoss neben dem Foyer befindet. Der Hort bekommt auch drei Themenräume, einen Ruheraum und einen Bewegungsraum, ebenso wird eine kleine Küche integriert.
Im ersten Obergeschoss wird sich die Sporthalle befinden. Diese wird als Eineinhalbfeldhalle mit Zweifeldlinierung (18 x 36 m) und einer lichten Raumhöhe von 7 m geplant. Am Abend und an den Wochenenden soll die Halle auch verschiedenen Vereinen im Rahmen des Vereinssports zur Verfügung stehen.
Das Gebäude soll ein Gründach und eine Photovoltaik-Anlage erhalten. Die Fassade soll aus Holz (einheimische Nadelhölzer) bestehen und wird nach Fertigstellung des Rohbaus vorgehängt. Im Inneren soll es ein einheitliches Farb- und Materialkonzept für Oberflächen, konstruktiven Einbauten und Möbel geben. Farbakzente und Materialauswahl gliedern die einzelnen Funktionsbereiche und schaffen unterschiedliche Raumeindrücke mit differenziertem Erlebnischarakter. Darüber hinaus wird für das gesamte Gebäude ein Leit- und Orientierungssystem entwickelt, das ebenfalls auf dem Prinzip des Einsatzes von Farbe, Kontrasten, Materialien und grafischen Elementen basiert.