Berlin. Unter Campi Flegrei stoßen Wissenschaftler auf unbekannte Strukturen. Droht ein Vulkanausbruch? Was die neue Entdeckung bedeuten könnte.

Unter dem Supervulkan Campi Flegrei bei Neapel haben Forscherinnen und Forscher kürzlich unbekannte Strukturen entdeckt. Es handelt sich um Risse, die Gase und Magma-Flüssigkeiten an die Erdoberfläche transportieren. Zudem sollen sie Bebenwellen erzeugen, die auf einen dynamischen Prozess im Untergrund hindeuten. Die Frage ist: Wacht der schlafende Riese wieder auf – und wenn ja, wann?

Wissenschaftler entdecken neue Bebenwellen: Was es heißen könnte

Vor 40.000 und nochmals vor 29.000 Jahren bedeckte dieser Supervulkan große Teile Europas mit Asche. Seit letzter Ausbruch im Jahr 1538 fiel zwar kleiner aus und seither galt der Vulkan als weitgehend ruhig, wie das Wissenschaftsmagazin „Scinexx“ schreibt. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass es unter dem größten Vulkan Europas brodelt.

Bereits seit 2005 registrieren Vulkanologen eine zunehmende Aktivität in den Phlegräischen Feldern – der Boden hat sich seitdem um mehr als 1,4 Meter gehoben, der Gasausstoß nimmt zu, und die Zahl der Erdbeben steigt. Erst im Juni dieses Jahres wurden erstmals Beben der Stärke 4,6 gemessen, die stärksten seit Beginn der Überwachung.

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Mysteriöse Signale: Forscher lüften Geheimnis der Untergrund-Risse

Doch was steckt hinter diesen Aktivitäten? Forscher der Universität Pisa wollten genau das herausfinden. Giacomo Rapagnani und sein Team analysierten die Aufzeichnungen von zwei seismischen Netzwerken, die das Gebiet seit 2014 überwachen. Dabei stießen sie auf eine neue und überraschende Entdeckung: zum ersten Mal wurden langperiodische Bebenwellen, sogenannte VLP-Signale, in den Campi Flegrei nachgewiesen. Laut den Forschern entstehen sie durch Resonanzeffekte und treten weltweit in Vulkanen auf. „Wir interpretieren die VLP-Signale als Resonanz eines oder mehrerer fluidgefüllter Risse“, erklärte Rapagnani.

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Doch woher kommen diese VLP-Signale? Die neuen Analysen zeigen, dass sie von einer bislang unbekannten Struktur im Untergrund stammen. Dort existieren den Wissenschaftlern zufolge schräg verlaufende Risse, die sich bis in eine Tiefe von 3,5 Kilometern erstrecken. Diese Kanäle transportieren Gas und Fluide aus der tieferliegenden Magmakammer in Richtung Oberfläche. Besonders betroffen ist die Region unter der Stadt Pozzouli, wo die Gase durch Austrittsstellen in Form von Gas wieder freigesetzt werden, heißt es einer Mitteilung.

Forscher beruhigt: Noch keine akute Eruptionsgefahr

Was bedeutet die Entdeckung für die Anwohner von Neapel und die Region? Trotz der neu entdeckten Risse gibt es laut den Forschern keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Resonanzfrequenz der VLP-Wellen habe sich seit 2018 kaum verändert, was darauf hindeutet, dass die Rissstruktur stabil geblieben ist. „Die unveränderliche Resonanzfrequenz zeigt uns, dass die Rissstrukturen unter der Solfatara in den letzten Jahren wahrscheinlich nicht gewachsen sind, trotz stetiger Bodenhebung“, sagt Koautor Simone Cesca vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam.

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Doch wachsam bleiben die Wissenschaftler trotzdem. Die Campi Flegrei gehören zu den gefährlichsten Vulkanen der Welt – ein Ausbruch hätte katastrophale Folgen: Millionen Menschen leben in unmittelbarer Nähe des Vulkans, darunter in der Millionenstadt Neapel.