Vieles ist neu beim 1. FC Köln. Der Aufsteiger zeigt auf dem Transfermarkt ein ungewohnt kauffreudiges Gesicht und hat schon viel Geld investiert. Am Sonntag (15.30 Uhr) ist das neue Personal zum ersten Mal im Pokal gegen Jahn Regensburg gefordert.
Die Saison-Vorbereitungen gehen beim 1. FC Köln in die heiße Phase. Am Wochenende startet der Bundesliga-Aufsteiger mit seinem ersten Pflichtspiel in die neue Spielzeit. Und das ausgerechnet beim persönlichen Pokal-Schreck der letzten Jahre, dem SSV Jahn Regensburg.
Doppeltes Aus im Elfmeterschießen
Bereits im Herbst 2020 war für den FC im Achtelfinale gegen Regensburg Schluss. Man unterlag 5:6 im Elfmeterschießen. Zwei Jahre später besiegelten die Regensburger das Kölner Pokal-Aus bereits in Runde eins. Auch damals gab es nach 120 Minuten keinen Sieger und wieder unterlagen die Kölner 5:6 nach Elfmeterschießen.
Am Samstag trifft der 1. FC Köln also zum dritten Mal in den vergangenen fünf Jahren im DFB-Pokal auf die Regensburger. Nur noch wenige FC-Spieler, die sich an das Erstrundenaus von vor drei Jahren erinnern können, werden mit dabei sein. Timo Hübers, Florian Kainz und der beim FC aussortierte Sargis Adamyan standen damals in der Startelf – Marvin Schwäbe, Eric Martel, Linton Maina und Jan Thielmann saßen auf der Bank.
Klar ist: Der FC wird am Samstag mit einem gänzlich neuen Gesicht nach Bayern fahren. Sportchef Thomas Kessler hat dem Bundesliga-Aufsteiger einen neuen Anstrich verpasst und mit Rav van den Berg am Mittwoch bereits den zehnten Sommer-Neuzugang verpflichtet.
Kessler ist „am kochen“
Nach dem die Kölner im Sommer 2024 aufgrund der Transfersperre keine neuen Spieler registrieren konnten, ist in diesem Sommer ordentlich Bewegung in der Kaderplanung. Zwölf Spieler haben den Verein bereits verlassen, zehn sind neu dazugekommen. Zählt man die Brüder Malik und Said El Mala, die nach ihrer Leihe zurückgekehrt sind, hinzu, sind es sogar zwölf.
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24 Transferentscheidungen, das gab es in Köln lange nicht mehr. Umso größer ist im Kölner Fanlager (mal wieder) die Euphorie. Die Abgänge von Damian Downs, Max Finkgräfe oder Tim Lemperle scheinen längst vergessen. „Kessler am Kochen“, „Kessler kocht nicht mehr, er grillt.“ So oder so ähnlich kommentieren Kölner Anhänger auf den Sozialen Netzwerken die Verkündungen der Neuzugänge und drücken damit ihre hohe Zufriedenheit mit der bisherigen Arbeit ihres neuen Sportdirektors aus.
Kessler folgte im Mai auf Keller
Kessler, der schon als Spieler Kölner Fan-Liebling war, hatte Anfang Mai die Nachfolge von Christian Keller angetreten. Keller hatte sich mit den jüngsten Wintertransfers endgültig ins Aus geschossen. Keller holte Imad Rondic für 1,5 Millionen Euro und stattete ihn mit einem Vertrag bis 2029 aus. Bereits ein halbes Jahr später ist Kessler bemüht, für den Stürmer einen Abnehmer zu finden. Gleiches gilt für die Keller-Verpflichtung Adamyan.
Vor allem in Sachen Neuzugängen ist seit Kesslers Übernahme einiges passiert. Der 39-Jährige hat über 22 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Für die neuste Verpflichtung, den niederländischen Abwehrspieler van den Berg, legte Kessler acht Millionen Euro auf den Tisch, die nach Bonuszahlungen noch auf zehn Millionen anwachsen könnten.
Damit wäre van den Berg dem FC so viel wert wie einst Lukas Podolski. 2010 wurde die FC-Ikone für zehn Millionen Euro von Bayern München zurückgeholt. Nur für Jhon Cordoba, den Jörg Schmadtke 2017 für 17 Millionen Euro nach Köln holte, haben die Rheinländer schon einmal mehr als zehn Millionen Euro ausgegeben.
Woher hat Köln auf das Geld?
Die Frage liegt auf der Hand: Woher hat der FC auf einmal das ganze Geld? „Wurden die Häßler-Millionen am Geißbockheim gefunden?“, wird im Netz spaßhaft spekuliert.
Antworten geben die Einnahmen und der Blick auf die letzten Jahre: Da wäre zum einen der Sommer 2024, in dem die Kölner keine neuen Spieler verpflichten durften. Neben dem Aufstieg und dem letztjährigen Viertelfinal-Einzug im Pokal ein Grund, warum Geschäftsführer Philipp Türoff für die Kaderplanung zwölf Millionen Euro Etat zur Verfügung stellte – Transfereinnahmen nicht mit eingeschlossen.
Blickt man zudem auf eben diese Einnahmen, die Köln in diesem Sommer und auch im vergangenen Winter generiert hat, sieht man, dass sich Ausgaben und Einnahmen beinahe ausgleichen.
20 Millionen für Urbig, Downs und Finkgräfe
Bereits im Winter überwies Bayern München acht Millionen für Torwart-Talent Jonas Urbig an den Rhein. Für Downs und Finkgräfe nahm Köln insgesamt rund zwölf Millionen Euro ein. Hinzu kommen knapp vier Millionen, die Köln für die Wechsel seiner ehemaligen Spieler Ismail Jakobs, Sebastiaan Bornauw, Jens Castrop und Florian Wirtz kassiert hat. Das sind insgesamt Einnahmen von über 24 Millionen Euro. Diese hat Kessler nun reinvestiert.
Es ist ein ungewohntes Kölner Transferfenster – vor allem wenn man bedenkt, dass der FC ein Jahr Zweitklassigkeit hinter sich hat.
Vertragsverlängerung mit Hoffnungsträger El Mala
Und nicht nur bei den Verpflichtungen neuer Spieler hat Kessler Zeichen gesetzt. Mit dem hochveranlagten Said El Mala hat er vorzeitig bis 2030 verlängert. Ebenso mit Eigengewächs Thielmann, der unter Lukas Kwasniok auf seiner gewohnten Position im offensiven Mittelfeld zu alter Stärke findet.
Kessler geht aber auch ins Risiko und scheut sich nicht, hohe Millionenbeträge für Talente, wie van den Berg, der auch beim FC Chelsea, VfB Stuttgart und Crytal Palace im Gespräch war, in die Hand zu nehmen.
Das jüngste Testspiel gegen Champions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo hat gezeigt, dass sich einige Neuzugänge in die vorderste Reihe spielen. So scheinen die Flügelspieler Jakub Kaminski und Sebastian Sebulonsen die Nase vorn zu haben, im Sturm kämpfen Ragnar Ache und Marius Bülter um den Platz in der Startelf. Aus dem „alten“ Kader scheinen nur Torwart Schwäbe, Hübers und Martel gesetzt.
Kesslers Neuzugänge im Pokal im Fokus
Für das Trio dürfte der Trip am Samstag nach Regensburg einer sein, der böse Erinnerungen weckt. Vielleicht ist es ein ganz gutes Omen, dass der Großteil noch keine Erfahrungen gegen den Pokal-Schreck gesammelt hat.
Auch Kessler wird einen genauen Blick auf seine Zugänge werfen. Sollte der neue Kader zum dritten Mal an Regensburg scheitern, ist es erst einmal aus mit der neu entfachten Euphorie. Dann würde in Köln nicht mehr heiß gekocht werden, sondern man müsste erst einmal wieder kleinere Brötchen backen.
Unsere Quellen:
- Vereinshomepage 1. FC Köln
- transfermarkt.de