An Rhein und Ruhr. Patientenschützer und Pflegevertreter fordern angesichts der Zunahme von Hitzetagen bauliche Maßnahmen. Das wird viel Geld kosten
Angesichts der Zunahme von Hitzewellen fordern Pflegevertreter und Patientenschützer einen besseren Hitzeschutz in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die Einrichtungen seien baulich nicht auf die klimawandelbedingten Veränderungen vorbereitet, beklagen die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Auch das Landesgesundheitsministerium sieht Nachholbedarf.
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Tage mit Temperaturen von über 30 Grad deutlich zugenommen. „Gerade für ältere und erkrankte Menschen in den Krankenhäusern und in den Pflegeeinrichtungen sind hohe Temperaturen sehr belastend“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Hitzeperioden sind für die Krankenhäuser eine „große Herausforderung“
Angesichts der aktuellen Hitze spricht Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz von „bangen Tagen“ für Patienten und Pflegeheimbewohner. Er kritisiert: Bund und Länder nähmen den Hitzeschutz in den Kliniken und Heimen nicht ernst.
„Die immer länger anhaltenden Hitzeperioden sind für die Krankenhäuser eine große Herausforderung“, räumt Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), ein. Sie müssten Patienten vor Hitzeerkrankungen schützen, gleichzeitig seien die hohen Temperaturen eine zusätzliche Belastung für das Personal.
Drei Viertel der Krankenhäuser unzureichend an Hitze angepasst
In einer bundesweiten Umfrage gaben drei Viertel der Krankenhäuser an, dass die Stationen gar nicht oder nur unzureichend an Hitze angepasst seien. „Klimatechnische Umbauten und Installationen in Krankenhäusern sind jedoch oft schwierig, vor allem in den älteren Gebäuden“, so Blum. Hinzu kämen bürokratische Hürden. Die Anpassung an den Klimawandel sei für die Krankenhäuser eine „enorme finanzielle Herausforderung“.
Das Landesgesundheitsministerium weist darauf hin, dass die Landesregierung im Rahmen des neuen Krankenhausplans insgesamt 2,5 Milliarden Euro für Baumaßnahmen zur Verfügung stelle. Ein Drittel davon müssten für Klimaanpassungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Laumann nimmt die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in die Pflicht: Es sei unerlässlich, dass sie sich „bestmöglich“ auf künftige Hitzewellen vorbereiteten.
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Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi drängt auf Maßnahmen in den Pflegeeinrichtungen: „Ohne baulichen Hitzeschutz läuft die stationäre Altenpflege buchstäblich heiß“, so Susanne Hille, zuständige Fachbereichsleiterin bei Verdi NRW. Sie fordert: Die Landesregierung müsse Mittel aus dem kürzlich vom Bund beschlossenen „Investitionsbooster“ bereitstellen.
Die Landes-Pflegekammer warnt angesichts der Zunahme von Hitzetagen ebenfalls vor Gesundheitsgefahren für Patienten und Bewohner und einer erhöhten Arbeitsbelastung des Personals. Sie lobt zwar, dass NRW „insgesamt beim Thema Hitzeschutz deutlich weiter als andere Bundesländer“, sieht jedoch weiteren Handlungsbedarf. „Es braucht noch erheblich mehr Unterstützung aus der Politik“, so Vorstandsmitglied Kevin Galuszka.