- Ab Freitag zeigt das Stadtmuseum Bilder des vielseitigen Künstlers Hans Nowak, der in seiner Geburtsstadt Halle weitgehend unbekannt ist.
- Lange wurde Nowak mit einem Kunstskandal verbunden, nachdem er ein Bild im Stile von Monet gemalt hatte.
- Auch in Westdeutschland blieb er seiner Geburtsstadt verbunden und malte immer wieder Motive in Halle.
Um 1970 malte Hans Nowak die Marktkirche in Halle. Mit flächigen, abstrahierten Kirchtürmen in grau und einem Marktplatz in dunkelbraun. Zwei gelbe Rechtecke im unteren Bildteil heben sich ab von den kühlen Tönen der Bauwerke und sorgen für eine ganz besondere Farbstimmung.
Das Gemälde lehne sich stark an Lyonel Feiningers berühmtes Bild von der Marktkirche an, sagt der Kulturhistoriker und Kurator Bernd Lindner: „Nowak wählte sogar dieselbe Blickachse.“
Nowaks Bild von der Marktkirche lag viele Jahre weitgehend unbeachtet im Depot des Stadtmuseums. Das änderte sich, als eine Gruppe von privaten Kunstsammlern sich in Halle meldete und das Gemälde auf eigene Kosten restaurieren ließ. In Zusammenarbeit mit den Sammlern entstand daraufhin die Idee für eine erste Ausstellung in der Geburtsstadt des Malers, der im Westen Deutschlands bereits einen Namen hat, in Halle aber so gut wie unbekannt ist.
Kindheit und Jugend in Halle
Hans Nowak wurde 1922 im Moritzkirchhof geboren. Sein Vater war Schneidermeister, die Mutter Sängerin am städtischen Theater. Beide hatten großen Einfluss auf ihn. Die Ausstellung zeigt Porträts seiner Mutter und Szenen vom halleschen Wochenmarkt. Nach dem Umzug der Familie nach Bielefeld – Nowak war 14 Jahre alt – wusste er, dass er Maler werden will. Ein Ziel, das er mit großem Ehrgeiz und Fleiß verfolgte.
Für eineinhalb Jahre besuchte er Abendkurse an einer Werkkunstschule, das meiste künstlerische Handwerkszeug aber brachte er sich selbst bei. Der Autodidakt, der heute als „Meister der Farbe“ gilt, mischte seine Farben im Stil der alten Meister und malte sich durch die Kunstgeschichte. Immer, wenn Nowak einen Stil beherrschte, erzählt Lindner, habe er sich den nächsten vorgenommen: „Am Ende seines Lebens hat er dann abstrakt gemalt.“ Es heißt, er habe insgesamt über 10.000 Bilder verfertigt.
Kunstskandal um Monet-Fälschung
Trotz Krieg und Haft führte ihn sein weiterer künstlerischer Weg nach München, Braunschweig und auch Paris, wo er an den Jahresausstellungen im Grand Palais teilnahm, obwohl er „nur“ Autodidakt war. Vom Verkauf seiner Bilder konnte er inzwischen gut leben.
Dann ließ Nowak die Bombe platzen, und selbst dann haben ihm die Fachleute nicht geglaubt, dass das eine Fälschung ist.
Bernd Lindner
Kurator der Ausstellung
1968 stand er dann im Zentrum eines Kunstskandals, der ihn fast ruinierte. Im Auftrag des Stern-Magazins hatte Nowak ein impressionistisches Bild im Stil von Claude Monet gemalt und es über Umwege einem Museumsdirektor zukommen lassen. Die Kunstwelt jubelte daraufhin über ein bisher unbekanntes vermeintliches Monet-Gemälde.
„Dann ließ Nowak die Bombe platzen, zusammen mit dem ‚Stern‘, und selbst dann haben ihm die Fachleute nicht geglaubt, dass das eine Fälschung ist“, sagt Bernd Lindner. Nachdem sich Nowak zwei Tage lang in den Redaktionsräumen des „Stern“ einschließen ließ und das Bild aus seiner Erinnerung nochmal malte, mussten ihm die Fachleute schließlich glauben, doch sein Ruf war ruiniert. Er galt als „Monet-Fälscher“, was zur Folge hatte, dass sein Name in großen Ausstellungen oder Museen nicht mehr auftauchte.
Seine Geburtsstadt Halle aber hat Nowak, der 1996 in Voigtholz bei Peine gestorben ist, nie vergessen. Immer wieder wählte er hallesche Motive für seine Bilder. Und auch wenn die deutsche Teilung seinen Kontakt nach Halle erschwerte, kam er regelmäßig zu Besuch in die Saalestadt. Ein Gemälde in der Ausstellung zeigt die Schikanen der DDR-Grenzer am Übergang in Marienborn, die Nowak als Westdeutscher regelmäßig erlebte.
„Er war entsetzt, wie runtergekommen Halle in DDR-Zeiten aussah“, erzählt Bernd Lindner: „Umso mehr war er froh über die Entwicklung in den 1990er-Jahren, dass da saniert wurde und die Dinge wieder zu altem Glanz kommen.“
Seine farbenfrohen und ausdrucksstarken Bilder, die er in verschiedenen Stilen gemalt hat, sind eine Entdeckung. Das Stadtmuseum zeigt einen Querschnitt aus seinem Schaffen, mit dem Fokus auf Halle-Bilder. Vielleicht bekommt der Maler, der als Monet-Fälscher bekannt wurde, nun endlich die Anerkennung, nach der er sich immer sehnte.
Er war entsetzt, wie runtergekommen Halle in DDR-Zeiten aussah.
Bernd Lindner
Kunsthistoriker
Seine Heimatstadt jedenfalls scheint ihn gerade wiederzuentdecken. In den nächsten Wochen soll eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus im ehemaligen Johannishospital, gleich neben der Moritzkirche, angebracht werden.