Bergisches Land. Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? Was bedeutet das für den Aus- und Neubau der Verkehrsinfrastruktur? Brauchen wir beispielsweise mehr Bahnlinien? Wie viele Pendler fahren täglich wirklich aus dem bergischen Städtedreieck raus – und wie viele sitzen nicht doch an drei Tagen in der Woche im Homeoffice? Diese und weitere Fragen wollen Forscher der Bergischen Universität Wuppertal bald beantworten.

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„NeDaMo“ lautet das Projekt, das im April unter der Leitung des Statistischen Bundesamts gestartet ist – „Neue Daten für Mobilitätsanalysen“. Beteiligt sind außerdem die Universität Trier und die Universität Bamberg. Die Wuppertaler Forscher vom Lehr- und Forschungsgebiet für Güterverkehrsplanung und Transportlogistik der Bergischen Universität bringen ihr Wissen über Mobilität und Verkehr ein.

Was ist das Ziel des Projektes?

Mithilfe der Mobilfunkdaten wollen die Forscher die Entwicklung des Verkehrs in Zukunft besser vorhersagen können.

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Ein Beispiel: Statistiken über Pendlerströme zwischen Städten existieren bereits. Das Einwohnermeldeamt erfasst den Wohnort, die Arbeitsagentur den Arbeitsort. „Wenn die Pendler von Remscheid nach Wuppertal überwiegend das Auto nutzen, lässt sich prüfen, inwieweit der ÖPNV beispielsweise durch einen dichteren Takt bei den Bussen und der S7 attraktiver gemacht werden kann. Das Straßennetz kann auf vorhandene Engpässe untersucht werden“, erklärt Florian Groß, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls.

Die bisherigen Statistiken sagen nur aus, wo jemand wohnt und wo jemand arbeitet. „Wenn jemand in Remscheid wohnt, wissen wir spätestens seit der Corona-Pandemie nicht, ob derjenige wirklich jeden Tag ins Büro nach Düsseldorf fährt oder nicht auch ein paar Tage im Homeoffice verbringt“, so Groß.

Bislang decken Erhebungen nur kurze Zeiträume ab. Mobilfunkdaten könnten hingegen ganzjährig Daten liefern – anonym, ohne Rückschlüsse auf den jeweiligen Nutzer zu ermöglichen. Durch die Mobilfunkdaten können die Forscher tiefgreifendere Erkenntnisse gewinnen.

Was ist der erste Schritt?

Zunächst brauchen die Forscher tiefergehende Informationen über die Mobilfunknutzer. Denn bislang gibt es Unsicherheiten, wie zuverlässig die bisherigen Daten der drei großen Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica sind.

Denn es lasse sich nicht sagen, wie alt die Menschen sind, die das jeweilige Netz nutzen, wie viel Geld sie verdienen oder welchem Beruf sie nachgehen, erklärt Florian Groß. Hinzu kommt, dass auf dem Land die Netzabdeckung oft schlechter ist als in der Stadt. Die Marktanteile der jeweiligen Anbieter sind dadurch je nach Raumtyp unterschiedlich.

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Die Daten unterliegen somit Verzerrungen. Mithilfe der Erhebung der Mobilfunkdaten wollen die Forscher diese Verzerrungen ausfindig machen und korrigieren. „Am Ende will ich als Planer ja nicht das Schienennetz für Telekom-Kunden bauen, sondern für alle Menschen in Deutschland“, erklärt Groß.

Für das Projekt sollen die Daten verlässlicher werden. Bürger sollen Auskunft über ihr genutztes Netz geben, verbunden mit Fragen zu Alter, Bildung und Einkommen. Diese genaue Erhebung soll Verzerrungen beseitigen.

Wie geht es weiter?

Sind diese Daten einmal da, können sie weitergenutzt werden. Die Universität Trier verfügt über einen digitalen Zwilling der deutschen Bevölkerung, einem Modell, mit dem sich Zukunftsszenarien simulieren lassen, etwa bei Bevölkerungsänderungen.

„Welche Auswirkung hat es, wenn mehr Menschen aufs Land oder in die Stadt ziehen?“, nennt Florian Groß ein Beispiel. Wie wirkt es sich aus, wenn die Bevölkerung größer wird oder sich Altersstrukturen zum Beispiel durch Migration verändern? „Wir wollen analysieren, wie sich die Mobilität verändert, wenn die sich die Bevölkerung in eine bestimmte Richtung entwickelt“, fasst Groß zusammen.

Die neuen Daten sollen dabei helfen, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Wissen die Entscheidungsträger, wie der Verkehr in Zukunft aussieht, können sie den Ausbau von Autobahnen oder des Schienennetzes planen.

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Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) mit rund drei Millionen Euro über drei Jahre gefördert. Weitere Partner sind die Deutsche Telekom GmbH, die Teralytics GmbH, das Statistische Landesamt IT.NRW und die Bundesagentur für Arbeit.

RGA