Als der Augustusplatz beim Bau der Tiefgarage 1996 bis 1998 komplett umgestaltet wurde, wurden eine Menge Fehler gemacht. Fehler, welche die Leipziger bis heute ärgern. Einen dieser Fehler bekommen alle Nutzer der Straßenbahn zu hören, wenn sie auf dem Augustusplatz aussteigen wollen: den Hinweis, dass der „Bahnsteig nicht durchgehend erhöht ist“.

Klingt etwas gestelzt. Aber irgendwann weiß man, was gemeint ist: Der Bahnsteig ist nicht barrierefrei. Aber kann man das ändern? Erstmals gibt es aus der Verwaltung ein hoffnungsvolles Signal.

Diese Nicht-Barrierefreiheit macht natürlich vor allem älteren und bewegungseingeschränkten Menschen Probleme. Das hätte man auch 1998 schon wissen können. Ganz so neu ist der Gedanke der Barrierefreiheit ja nicht.

Aber Isa Rotter hatte nun die Nase voll, dass sich an diesem inakzeptablen Zustand nichts zu ändern scheint, und schrieb eine Petition. Etwas zerstreut, aber das Wesentliche war auch für das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) der Stadt erkennbar. „Die Tram-Haltestelle Augustusplatz birgt viele Probleme des barrierefreien Umgangs. Als zentrumsnahe Haltestelle und besondere Lage zu Oper und Gewandhaus sollte es ein Anliegen der Stadt Leipzig sein. Diese Einschränkungen bergen ein Hindernis zur Teilnahme am kulturellen Leben.“

Das Mobilitäts- und Tiefbauamt gesteht de Petentin zu, dass sie vollkommen recht hat: „Es ist davon auszugehen, dass die Haltestelle der Straßenbahn zwischen Oper und Gewandhaus gemeint ist, da diese in der Mitte abgesenkt und damit nicht durchgängig barrierefrei ausgebildet ist. Diese Haltestellenlösung war eine Entscheidung im Zuge der Neugestaltung des Augustusplatzes, um eine in Teilen durchgängige Begehbarkeit des Platzes ohne Trennwirkung durch die Bahnsteigkanten zu ermöglichen.“

Bisher aber war die Platzgestaltung heilig. Irgendwie liegt ein künstlerischer Urheberschutz darauf, den sich die Stadt – genauso wie am Huygensplatz – nicht traut auszuhebeln.

Geplant für 2034

Doch im Mobilitäts- und Tiefbauamt reifen so langsam Gedanken, diesen Platz irgendwann in der Zukunft doch noch einmal anzufassen und zu verändern und wirklich mal Barrierefreiheit herzustellen.

„Im Rahmen einer zukünftig anstehenden Erneuerung der Platzgestaltung wird die vollständige Barrierefreiheit eine wesentliche Planungsprämisse sein. Der in der Petition genannte Netzabschnitt wird im Zuge der Komplexbaumaßnahme I-51 Goethestr. / Augustusplatz, Willy -Brandt-Platz – Georgiring neugebaut (siehe Vorlage VII-DS-07679-DS-01-NF-04)“, teilt das Mobilitäts- und Tiefbauamt mit.

Der Baubeschluss dafür soll 2028 in den Stadtrat. Gebaut werden soll – da holt man kurz Luft – 2034. So beschlossen im „Basismodul Hauptachsen“, dem Programm, mit dem Stadt und LVB das gesamte Gleisnetz zum Befahren mit den neuen, breiteren Straßenbahnen tauglich machen wollen.

Das Theater um den Doppelhaushalt 2025 / 2026 aber scheint selbst dieses ambitionierte Programm aus den Angeln zu heben, denn mehrere Bauprojekte, die für die Jahre 2025 und 2026 vorgesehen waren, wurden gestrichen, um der Landesdirektion mit radikalen Kürzungen im Haushalt entgegenzukommen. So bereitet man natürlich kein Straßenbahnnetz für die Zukunft vor.

Aber zumindest wissen wir, dass die Haltestelle Augustusplatz wahrscheinlich 2034 angepackt und barrierefrei umgebaut wird. Aber eben nicht früher. „Mittelfristig“ heißt das in der Stellungnahme des MTA.

„Bei der im Herbst 2023 durchgeführten Gleiserneuerung wurden zumindest das Blindenleitsystem sowie die Bordabsenkungen gemäß der DIN angepasst“, so das Mobilitäts- und Tiefbauamt. „Größere Veränderungen können aber erst im Rahmen der Komplexbaumaßnahme umgesetzt werden. Bis dahin weist die LVB auf die vorhandene Teilbarrierefreiheit mit einer mit den Behindertenverbänden abgestimmten Haltestellenansage hin, die praktisch sehr gut funktioniert und angenommen wird.“

Na ja. Unaufmerksam darf man beim Aussteigen am Augustusplatz trotzdem nicht sein. Das gilt auch für Menschen ohne körperliche Beeinträchtigung. Und bis zum geplanten Umbau dauert es eben noch, wie das MTA betont: „Der Umbau soll mittelfristig eingeplant werden.“