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Die IEA warnt vor einem Überfluss auf dem Ölmarkt. Das liegt unter anderem an schwächelnden Volkswirtschaften. Russland ist besonders getroffen.
Paris – Erhöhung folgt auf Erhöhung. Seit Monaten steigern das Ölkartell Opec und dessen Verbündete die Ölproduktion. Im September 2025 soll die pro Tag geförderte Menge um 547.000 Barrel steigen. Diese Entwicklung bedeutet für Kreml-Chef Wladimir Putin aus einem ganz bestimmten Grund mehr Druck: Der Ölmarkt kommt nicht mehr in Schwung.
Überschuss am Öl-Markt – IEA warnt wegen Opec+-Entscheidung
Jetzt sollen die globalen Ölmärkte auch noch auf einen unerwartet hohen Angebotsüberschuss zusteuern. So teilte es die Internationale Energieagentur (IEA) in einer aktuellen Monatsanalyse mit. Das Angebot für Öl dürfte mehr als dreimal so stark wachsen wie die Nachfrage – diese lässt aufgrund der weltweit eher verhaltenen wirtschaftlichen Lage zu wünschen übrig. Die Pariser Agentur sieht nun ein Wachstum des täglichen Ölangebots von 2,5 Millionen Barrel pro Tag voraus (für 2025). Im Folgejahr 2026 soll das Wachstum noch um 1,9 Millionen Barrel pro Tag wachsen.
Wladimir Putin beim Besuch des Staatsoberhaupts der VAE (Symbolfoto). © IMAGO / SNA
Der Grund für die Anpassung der Prognose ist die neueste Entscheidung des Ölförderkartells Opec und ihrer Verbündeten, insgesamt genannt Opec+. Für 2025 hat die IEA ihre Schätzungen für das tägliche Angebot an von der Opec+ gefördertem Öl um 370.000 Barrel angehoben, für 2026 um noch einmal 520.000 Barrel. Zuletzt hatte sich das Kartell auf eine kräftige Erhöhung der Produktion geeinigt, die im September eintreten soll. Damit will die Opec+ Marktanteile gewinnen.
Das aber löst Sorgen vor einer Angebotsschwemme aus. Bei einem zu hohen Vorkommen an Öl am Weltmarkt geraten die Preise unter Druck, was einigen Ölförderländern mehr schaden könnte als es nutzt.
Öl-Verkäufe des Kremls leiden unter Überschuss – wichtige Einnahmen gehen zurück
Ein Beispiel dafür ist Russland. Das Land ist in hohem Maße von seinen Gewinnen aus dem Gas- und Ölverkauf abhängig und muss, sobald die Einnahmen unter dem zu Jahresbeginn erwarteten Wert zurückbleiben, wichtige Investitionen kürzen oder gar den National Wealth Fund, die eiserne Reserve des Landes, anzapfen. Wie das Center for Research on Energy and Clean Air (CREA) mitteilte, gingen die Exporteinnahmen des Kremls aus dem Verkauf von fossilen Energien im Juli 2025 um drei Prozent zurück, verglichen mit dem Vormonat.
Bei den Verkäufen von Rohöl per Schiff soll es gar einen Einschnitt um zwölf Prozent gegeben haben. Die Exportmenge sei um elf Prozent gesunken, teilte CREA mit. Beim Ölverkauf hat Russland gleich mehrere größere Probleme: Einerseits fördert die Opec+ mehr Öl, was zu dem bereits erwähnten Preisverfall führt, andererseits haben westliche Länder, darunter die G7 und die EU, erhebliche Sanktionen eingesetzt, um Russlands Einnahmen aus dem Energiesektor zu schmälern.
Unter anderem bestehen ein Preisdeckel für russisches Öl und ein Handelsverbot für Schiffe der sogenannten russischen Schattenflotte. Auch die beiden jüngsten Sanktionspakete beinhalteten Maßnahmen, um Russlands Ölexporte einzuschränken.
Indien in Trumps Fadenkreuz – wegen Öl-Käufen aus Russland
Wie geht es weiter? Neben den westlichen Sanktionen auf Russlands Ölmarkt und dem Förderplus der Opec+ gerät Putin jetzt auch ins Visier des Weißen Hauses. US-Präsident Donald Trump hat zuletzt Indien mit neuen Zöllen belegt, weil Indien als eines der größten Abnehmerländer für russisches Öl gilt. Das will Trump ändern und greift dabei auf sein bevorzugtes Werkzeug zurück.
Daneben steht laut der IEA auch der Iran möglicherweise vor geringeren Ölverkäufen. Ende Juli hatte das US-Finanzministerium die größten neuen Sanktionen gegen den Iran seit 2018 angekündigt, mit dem Ziel, den Ölverkauf des Landes zu erschweren. Die Kombination aus einer Schwächung Russlands als Ölverkäufer und der Schwächung des Irans könnte ab 2026 die globale Ölversorgung beeinträchtigen.