Es ist eine Situation, die viele Berliner kennen: Auf dem Heimweg läuft man mit Freunden oder alleine eine Straße entlang und am Wegrand sitzen Menschen, die betteln, mit einem Becher oder einem Hut vor sich. Oft stellt sich dann die Frage: Soll man ein paar Münzen geben? Oder doch lieber im Supermarkt um die Ecke etwas kaufen? Landet aber am Ende nicht doch alles bei einer Bettlerbande?
Wie viele Obdachlose es in Berlin gibt, ist nicht genau erfasst. Die Berliner Stadtmission geht von etwa 5000 bis 8000 Menschen aus, die obdachlos sind. Ein Viertel davon seien Frauen. Der Tagesspiegel hat mit der Obdachlosenhilfe und dem katholischen Wohlfahrtsverband Caritas gesprochen, um zu klären, wie man ihnen als Passant am besten helfen kann.
Eine Geldspende macht die Bettler unabhängiger
Bei vielen Passanten steht zunächst die Frage im Raum, ob und wie viel Geld man geben sollte. Tobias Bouchon von der Berliner Obdachlosenhilfe erinnert daran, dass jeder sich zunächst fragen sollte, wie viel Geld man selbst zur Verfügung hat. „Wir leben in finanziell schwierigen Zeiten. Viele Menschen müssen jeden Euro zweimal umdrehen. Wenn man kann, sollte man aber Geld geben.“
Wenn man den Menschen ein paar Münzen in die Hand drückt, seien sie unabhängiger, könnten mit dem Geld kaufen, was sie eben bräuchten, sagt Bouchon. Und wenn sie das Geld dann doch für Alkohol ausgeben? „Jemand, der obdachlos ist, weil er eine Sucht hat und nur überleben kann, wenn er diese Sucht stillt, der braucht auch Geld“, erklärt Elfriede Brüning von der Caritas.
Elfriede Brüning von der Caritas Berlin.
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Für am besten hält sie es jedoch, einfach mit den Menschen zu sprechen, sie zu fragen, was sie brauchen und sich danach zu richten. Dann könne man auch verhindern, dass die Obdachlosen das zwanzigste Brötchen oder die zehnte Wasserflasche am Tag bekommen.
Tobias Bouchon hingegen würde auch darin kein großes Problem sehen. „Obdachlose Menschen habe ich immer als grundsolidarisch erlebt. Wenn sie etwas bekommen, teilen sie oft mit anderen.“ Am effektivsten könnte man jedoch Obdachlosen helfen, wenn man an Organisationen spendet, die sich professionell mit der Hilfe auseinandersetzen. Da sind sich Bouchon und Brüning einig.
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„Wir freuen uns immer über Freiwillige bei der Obdachlosenhilfe. Wir sind komplett ehrenamtlich aufgestellt und dadurch auch darauf angewiesen, dass Menschen in ihrer Freizeit Bedürftigen helfen“, erklärt Bouchon. Elfriede Brüning empfiehlt außerdem, auf Notunterkünfte zuzugehen und dort zu fragen, was gebraucht wird. „Ob das Thermobecher, Isomatten oder Hygieneartikel sind. Dort kann man wahrscheinlich noch am besten helfen und sich sicher sein, dass es Menschen hilft.“