Zwei Besucher trocknen sich die Beine ab und ziehen sich die letzten Klamotten an. Sie scheinen schwimmen gewesen zu sein. „Da war ich auch öfter“, sagt die Freundin, als das Gespräch auf das Picknick-Vorhaben kommt. Es sei schön dort, meint sie zum kleinen Badestrand an der Weser in Habenhausen. Die beiden Badegäste, die ihre Sachen zusammenpacken, müssen es wohl ähnlich sehen.
Der überwiegende Teil des Deichvorlandes ist hier mit hohem Gras und Blumen zugewachsen. Ein Trampelpfad führt zum Naturstrand mit dunklem Sand. Der Uferbereich ist dicht bewachsen. An drei Stellen gibt es einen direkten Zugang zum Fluss. Doch an diesem Tag geht es nicht um Bademöglichkeiten, sondern um die Picknick-Tauglichkeit.
Picknick packen für Talentfreie
Es gibt diese Menschen, die scheinbar mühelos in kürzester Zeit ein großes Büfett zusammenstellen. Doch was packt, wer nicht so begabt ist, für ein kleines Picknick ein? „Kein Problem“, sagt die Kollegin und rät zur Frischetheke im Supermarkt mit Antipasti und Salaten. Die Wahl fällt dann aber doch auf Obst und Stulle.
Von der Picknickdecke am Sandstrand aus lassen sich nicht nur Tiere, sondern auch Boote auf der Weser beobachten.
Foto:
Solveig Rixmann
Klar, ein fetter Korb mit unzähligen Leckereien macht bei einem Picknick etwas her, aber leichtes Gepäck hat auch Vorteile. Bei einem überraschenden Regenschauer kann alles in Windeseile wieder zusammengepackt werden. Zuerst wird das Tuch aus dem Rucksack geholt und ausgebreitet. Limo, ein Brötchen, jede Menge Erdbeeren, Brombeeren und für den süßen Zahn ein Gebäckstück werden darauf drapiert.
Ein Hund mit einem klaren Ziel
Plötzlich läuft ein brauner Struppi freudig auf das Picknick zu. Der Hundeblick auf Augenhöhe lässt erkennen, dass er wild entschlossen ist. Erdbeeren und Gebäck sind sein Ziel. Alles Armewedeln und heftiges Gestikulieren scheint ihn nicht zu beeindrucken. Kurz bevor seine Schnauze die Butterbrotdose inspiziert, versucht endlich auch sein Frauchen ihn zu stoppen. „Komm hierher“, ruft sie den Unangeleinten eher lieblich als energisch herbei. Ein weiterer Ruf ist nötig, erst dann ist der Struppi mehr an ihr interessiert als an den mitgebrachten Happen.
Foto:
weser kurier
Sie lotst den Hund zur Weser. Am Picknick-Platz hört es sich an, als überrede sie ihn: „Du gehst doch gerne ins Wasser.“ Er schwimmt fröhlich weg. Nun gestikuliert sie wild. Mit beiden Armen wedelt sie zu sich her. „Nein, nicht so weit. Komm zurück!“ Den Hund interessiert‘s nicht. Er nimmt sich Zeit, bevor er wieder an Land kommt und mit ihr die Hunderunde weitergeht.
Vor zehn Jahren naturnah gestaltet
Die Aue wurde 2015 wieder an das Gewässer angebunden, damit sich dort ein naturnaher Bereich entwickelt. Nun liegt eine vorgelagerte Insel in der kleinen Bucht. Sie ist Pflanzen und Vögeln vorbehalten. Die Wassertiefe beträgt bis zu 1,60 Meter. Im nördlichen Abschnitt nur bis 1,10 Meter. Das Areal soll auch den Bremern eine naturverträgliche Naherholung bieten. Zur Eröffnung vor zehn Jahren wies die Baubehörde ausdrücklich darauf hin, dass es sich nicht um eine offizielle Badestelle handele. „Das heißt, es wird weder sanitäre Anlagen noch eine DLRG-Station geben.“ Auch Mülleimer gibt es nicht, da das regelmäßige Entleeren nicht möglich sei. Kein Wunder also, dass vereinzelt ein Kronkorken oder gar eine Socke herumliegen.
Ein Vater und zwei kleine Mädchen breiten ihre Decke nahe am Wasser aus. Von der Picknick-Stelle aus sind sie nur zu hören, die üppige Vegetation verhindert einen genauen Blick. Während dort ausgelassen mit Wasser gespritzt wird, wird auf dieser Seite des Strandes vorsichtig der große Zeh in den Fluss getaucht. Wird das Wasser eiskalt oder doch warm sein? Herrlich frisch fühlt es sich an.
An der Bucht kann man noch schnell seinen Picknickkorb füllen: Am Wegesrand wachsen Brombeeren. Tiefschwarz sehen sie verlockend lecker aus. Mit den mitgebrachten können sie allemal mithalten.
Es muss nicht immer das große Picknick-Besteck sein.
Foto:
Solveig Rixmann
Viel los am Strand und auf dem Deich
Das Buch bleibt an diesem Tag im Rucksack: Es gibt viel zu viel zu gucken. Auf der Deichkrone ist reger Betrieb. Rennradler teilen sich die Strecke mit Familienausflüglern, Campingurlaubern und Fußgängern. Ein Fasan läuft über den Deich. Schnell verschwindet er auf der anderen Seite im Gestrüpp. Ein paar Sportboote fahren vorbei. Die Bugwellen kommen nur noch als leichtes Plätschern am Ufer an. Und auf dem Wasser und der vorgelagerten Insel sind jede Menge Vögel zu beobachten. Ein paar Gänse fliegen vorbei und schreien mit einem startenden Flugzeug um die Wette.
Fazit: Die fehlenden Toiletten können ein schnelles Ende für das Picknick-Vergnügen bedeuten. Der Strand ist, außer zu Fuß oder mit dem Fahrrad, schlecht zu erreichen: Die nächste Bushaltestelle ist rund 650 Meter entfernt. Neun Minuten Fußmarsch werden dafür von der Karten-App angegeben. Einen Parkplatz gibt es nicht in der Nähe. Der Bereich ist nur über einen Trampelpfad zu erreichen und damit auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht wirklich zugänglich. Das alles ist bei einem Renaturierungsgebiet zwar zu erwarten und darauf wurde von der Behörde anlässlich der Eröffnung auch explizit hingewiesen, dennoch ist es ein kleines Manko. Demgegenüber steht, dass, wer Tiere beobachten und Pflanzen erkunden will, voll auf seine Kosten kommt. Zudem gibt es einen Zugang zur Weser und die Möglichkeit zu schwimmen. Drei von fünf Sternen.