Der Publizist Michael Rutz sprach über lauter werdende Rufe nach einem autoritären Staat und über seine Hoffnung für Europa.

Einen Umbau der USA in ein totalitäres System beobachtet der Publizist Michael Rutz. Präsident Donald Trump gehe „nach dem Lehrbuch für Diktatoren vor“, analysierte Rutz nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle bei einem Vortrag im Dom in Münster.

Trump unterwerfe zuerst die Medien, bedrohe Anwälte, die Prozesse gegen ihn und seine Regierung anstrengen, untergrabe die Gewaltenteilung, missachte die Justiz, unterwerfe sich Universitäten und Behörden. Wer nicht auf Trumps Linie einschwenke, den beschimpfe er als „Feind Amerikas“, beobachtet Rutz.

Rutz hofft auf Stärken Europas

Der frühere Chefredakteur der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ kritisiert zudem zunehmende Unmündigkeit: „Immer mehr Menschen hoffen wieder auf ein vom Staat betreutes Leben, in dem ihnen die Verantwortung für sich selbst abgenommen wird.“ Das zeige sich auch daran, dass autoritäre Gesellschaftsmodelle an Attraktivität gewinnen würden.

Rutz hofft gleichwohl auf die Stärken Europas: eine stabile Wertebasis rund um Vielfalt und Menschenwürde, eine demokratische Ordnung, wirtschaftliche und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Solidarität. Diese Werte müssten jeden Tag verteidigt werden: „im Gespräch in der Familie, mit Freunden, mit Kollegen, kurz: überall da, wo wir uns in sozialen Zusammenhängen befinden und wo der Zeitgeist geprägt wird“.

Rutz sprach am ersten Abend der Vortragsreihe „Domgedanken“. Sie wird am Mittwoch, 20. August, mit einem Beitrag des CDU-Europapolitikers Armin Laschet fortgesetzt.