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Patrick Schnieder (l, CDU), Bundesminister für Verkehr, und Heidi Alexander (r), Verkehrsministerin von Großbritannien, in Hamburg bei der Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung für eine künftige Direktverbindung im grenzüberschreitenden Schienenpersonenfernverkehr. © Marcus Brandt/dpa
Die beiden Länder bilden eine Taskforce zur Planung der gemeinsamen Bahnstrecke. Bis es so weit ist, müssen die zuständigen Seiten noch einige Hürden überwinden.
Der weite Blick über die Landungsbrücken und den Hamburger Hafen beeindrucken die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander und ihren deutschen Amtskollegen Patrick Schnieder sichtlich. Auch der Anlass des Treffens verheißt gute Aussichten. Die Minister wollen beide Länder besser miteinander verbinden. Sie unterschrieben nun die Absichtserklärung für die Einrichtung einer Direktverbindung mit dem Zug von Deutschland nach London. „Eine durchgehende Verbindung würde das Reisen enorm erleichtern und die Attraktivität der Zugreise deutlich erhöhen“, sagte Schnieder. Amtskollegin Alexander hofft auf eine engere wirtschaftliche Bindung. Es würden die Weichen für ein nachhaltigeres und vernetztes Europa gestellt.
Konkret haben beide Regierungen nun eine Taskforce ins Leben gerufen. Die Expertenrunde soll die mannigfaltigen regulatorischen Hindernisse, etwa bei Fragen der Sicherheit und Grenzkontrollen aus dem Weg räumen. Bis der erste Linienzug in London einfährt, werden jedoch noch ein paar Jahre ins Land ziehen. Anfang der 30er Jahre soll es losgehen. Es ist schon der zweite Versuch, eine Direktverbindung nach London einzurichten. 2010 ist der erste ICE am Londoner Bahnhof King’s Cross eingefahren. Doch der anlässlich der Premiere angekündigte Linienverkehr wurde nie aufgenommen.
Passkontrollen könnten zum Problem werden
Das soll sich nun ändern. Dafür hat sich die Deutsche Bahn mit dem zur französischen SNCF gehörenden Unternehmen Eurostar zusammengetan. Bis zu 50 neue Züge will Eurostar nach eigenen Angaben bestellen und damit den internationalen Zugverkehr ausbauen. Für die Reisenden kann eine Direktverbindung zur Alternative zum Flug auf die Insel werden. Die Fahrzeit zwischen Köln oder Frankfurt in die britische Hauptstadt sinkt auf fünf Stunden. Heute dauert sie im besten Fall noch sechseinhalb Stunden und ist mit einem Umstieg in Brüssel verbunden. Im schlechtesten Fall müssen Passagiere viermal umsteigen und mehr als acht Stunden im Zug sitzen.
Die beiden Betreiberbahnen der Strecke nach London stehen vor einer anderen Herausforderung. Da Großbritannien aus der EU ausgetreten ist, werden die Passagiere bei der Einreise kontrolliert. Die Passkontrollen finden am Startbahnhof auf dem Kontinent statt. Dafür wird ein eigenes Terminal benötigt. An den favorisierten deutschen Bahnhöfen in Frankfurt und Köln gibt es so eine Abfertigungshalle jedoch nicht. Und es fehlt an Platz an den beiden Knotenbahnhöfen.
Ticketkauf soll einfacher werden
Auch für die Bahnkundinnen und -kunden sind Fahrten ins Ausland keineswegs problemlos. Das werden in diesen Tagen auch junge Leute mit einem Interrail-Pass erfahren. Zwar können sie damit durch ganz Europa reisen. Doch für manche Züge ist eine Reservierung notwendig. Der Sitzplatz lässt sich nicht überall problemlos online buchen. Überhaupt ist es bisher oft gar nicht möglich, ein durchgehendes Ticket für längere Fahrten ins Ausland zu erwerben. Mitunter ist nur der Kauf von Tickets bei verschiedenen Bahngesellschaften für einzelne Streckenabschnitte möglich.
Doch hier ist die Deutsche Bahn zu einem Vorreiter geworden. „Bis Ende 2026 werden wir Tickets aller großen Bahnen unserer Nachbarländer direkt über bahn.de und den DB-Navigator verkaufen können“, kündigt der Sprecher an. Dafür wird ein neuer technischer Standard geschaffen, der „Open Sales and Distribution Mode“. Der Standard ermöglicht den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Betreibergesellschaften.
Entschädigung bei Ausfällen
Ein erster großer Fortschritt wird laut Bahn noch in diesem Jahr realisiert. 85 Prozent der internationalen Buchungen lassen sich bereits bei der DB buchen. „Reisende erhalten in diesem Fall eine einzige Fahrkarte mit durchgängigen Fahrgastrechten, zum Beispiel von Kopenhagen nach Verona oder von Brüssel nach Wien“, erläutert der Sprecher. Bis zum Jahresende will das Unternehmen die noch bestehende Lücke bei den Buchungsanfragen schließen. Ein durchgängiges Ticket hat neben der leichten Buchung vor allem den Vorteil, dass im Falle von Verspätungen oder Zugausfällen eine Entschädigung der Kunden klar geregelt ist.