Das Warschauer Pilecki-Institut hat heute vermeldet, dass Hanna Radziejowska als Direktorin des Pilecki Instituts in Berlin entlassen wurde. In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Spannungen zwischen Radziejowska in Berlin und dem allgemeinen Institutsleiter Krzysztof Ruchniewicz in Warschau. Radziejowska hat Informationen über Pläne des Direktors publik gemacht, dass er Konferenzen organisieren wollte, die unter anderem Polens Verantwortung thematisieren sollten, in Polen befindliche deutsche Kulturgüter an Deutschland zurückzugeben. Ruchniewicz kritisierte wiederum die Art und Weise, für welche Projekte Gelder im Berliner Pilecki-Institut ausgegeben wurden. Hanna Radziejowska gilt als geschätzte Historikerin, die am Berliner Standort viel bewegt hat. Sie engagierte sich für die Ukraine und ukrainische Flüchtlinge und die Interessen der belarussischen Opposition. Zudem spielte die herausragende Stellung Polens in der Kriegs- und Nachkriegszeit in ihrem Wirken eine wichtige Rolle. Das Pilecki-Institut in Berlin ist unter ihrer Regentschaft zu einem der wichtigsten historischen Institute in Deutschland geworden. 

Hier die Erklärung des Pilecki-Instituts in Warschau zur Entlassung der Historikerin im Wortlaut.

Das Pilecki-Institut teilt mit, dass Hanna Radziejowska aus objektiven Gründen von ihrem Amt als Leiterin der Berliner Außenstelle des Pilecki-Instituts abberufen wurde. Grundlage für die Entlassung ist Art. 4b Abs. 3 des Gesetzes vom 9. November 2017 über das Witold-Pilecki-Institut für Solidarität und Tapferkeit in Verbindung mit den einschlägigen Bestimmungen der Geschäftsordnung der Berliner Zweigstelle des Pilecki-Instituts. Die jüngsten Handlungen von Hanna Radziejowska haben das Vertrauen ihres Arbeitgebers schwer erschüttert. Die von ihr in den sozialen Medien und den traditionellen Medien präsentierten Überinterpretationen und Unterstellungen zu den vom Institut durchgeführten Projekten stellen eine Überschreitung der Normen und Beziehungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber dar. Dies gilt insbesondere dann, wenn interne Korrespondenz oder Bedenken hinsichtlich der Tätigkeit des Instituts ohne vorherige interne Erörterung an Dritte weitergegeben werden. Die Berliner Außenstelle des Pilecki-Instituts nimmt eine wichtige Funktion innerhalb der internationalen Struktur des Instituts ein. Zu ihren Aufgaben gehören die wissenschaftliche Forschung, die Dokumentation der Folgen des Totalitarismus im 20. Jahrhundert und die Erinnerung an dessen Opfer. Das Team der Außenstelle hat in den letzten Jahren eine Reihe wertvoller Aktivitäten durchgeführt, darunter die Zusammenarbeit mit ukrainischen Archivaren und die Förderung der polnischen Geschichte in Deutschland. Die neue Person, die die Aufgaben des Leiters der Außenstelle in Berlin übernehmen wird, wird nächste Woche bei einem Treffen mit dem Team und in einer separaten Mitteilung an die Medien vorgestellt. Die Außenstelle in Berlin setzt ihre Arbeit fort. Alle begonnenen Programme und Projekte, die im Einklang mit der Mission des Instituts stehen, werden fortgesetzt. Das Pilecki-Institut ist bestrebt, die Rolle der Berliner Außenstelle als Teil eines internationalen Netzwerks zu stärken, das die wissenschaftliche Forschung und das Gedenken an die Opfer des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts fördert, unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen des deutschen Nationalsozialismus in Mittel- und Osteuropa.