Konkrete Pläne für den Stanley Cup hatte Nico Sturm schon, als er am Donnerstagnachmittag im Presseraum der Augsburger Panther mit der begehrtesten Vereinstrophäe der Eishockey-Welt vorbeischaute. „Das letzte Mal haben wir Kirschgoiß darauf getrunken – könnte sein, dass wir das wieder machen. Aber heute Abend gibt es auch Zwiebelrostbraten auf der Party, schauen wir mal“, sagte der 30-Jährige mit einem Lächeln. Das letzte Mal schien eigentlich schon eine einmalige Sache zu sein. Sturm holte vor drei Jahren mit den Colorado Avalanche die Trophäe, als erst fünfter Deutscher. Doch drei Jahre später ist er erneut mit dem riesigen Pokal (90 Zentimeter hoch, 15,5 Kilo schwer) in der Stadt. Vor einigen Monaten gelang ihm das Kunststück mit den Florida Panthers erneut – und die Regeln des Cups besagen, dass jedes Mitglied der Meistermannschaft ihn einen Tag lang in einer Stadt seiner Wahl präsentieren darf.

Dem gebürtigen Augsburger Sturm, der in der Jugendabteilung des Augsburger Eislaufvereins das Skaten lernte, fiel die Entscheidung nicht schwer. Schließlich lässt sich der Besuch in der Fuggerstadt mit einem Kaffee bei Oma und einem Hallo bei den Eltern und den Brüdern verbinden. Und auch die Augsburger Panther spielen in seinen Überlegungen eine große Rolle: Der Angreifer bekräftigte, dass nach der NHL-Karriere eine Rückkehr nach Deutschland geplant ist. „Und in der DEL werde ich nur für eine Mannschaft spielen: Augsburg. Und wenn ich das mache, dann nicht, weil ich denke, ich gebe meiner Karriere noch eine Abrundung. Sondern weil ich das Gefühl habe, der Mannschaft etwas geben zu können.“

Nico Sturm über Augsburg: „Ich habe eine brutale Verbundenheit“

Dass er beim letzten Besuch mit dem Stanley Cup ein ambitioniertes Ziel formulierte, hat Sturm nicht vergessen: „Meister mit Augsburg wäre auch mal was“, hatte er damals gesagt. Als Sturm am Donnerstag darauf angesprochen wird, lächelt er erneut. „Das habe ich nicht zum Spaß gesagt.“ Dem Verein will er etwas zurückgeben: „Ich habe eine brutale Verbundenheit mit dem Verein, der Nachwuchsabteilung und der Stadt. Stimmungstechnisch gibt es keinen besseren Ort, um Eishockey zu spielen.“

Sturm ist gewissermaßen ein Experte für zunächst unrealistisch erscheinende Ziele. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Eishockeyspielern, die über einen Draft in die NHL kamen, nahm er den harten Weg: durch die Niederungen des nordamerikanischen Eishockeys. Oder anders formuliert: „Ich musste viel Dreck fressen.“ Im Jahr 2020 kam die Belohnung für den damals 25-Jährigen: Bei den Minnesota Wild unterschrieb er seinen ersten NHL-Vertrag. Ab da ging es steil aufwärts.

Großer Andrang: Geduldig schrieb Nico Sturm im Fanshop der Augsburger Panther Autogramm um Autogramm.

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Großer Andrang: Geduldig schrieb Nico Sturm im Fanshop der Augsburger Panther Autogramm um Autogramm.
Foto: Siegfried Kerpf

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Foto: Siegfried Kerpf

Bei Olympia 2026 will Sturm angreifen: „Habe richtig Bock, was zu reißen“

So aufwärts, dass Sturm längst hinter einem anderen Ziel einen grünen Haken machen darf: Für die Nationalmannschaft zu spielen, war immer ein Traum – und einer, der längst wahr wurde. Vor zwei Jahren spielte er erstmals mit dem Adler auf der Brust, kam auch bei der WM zum Einsatz. Bald steht eine große Chance für ihn an: Anfang 2026 warten die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d‘Ampezzo. Alle Stars der NHL werden diesmal dabei sein können, die Liga legt eigens eine Pause ein. Sturm freut sich darauf: „Das ist ein guter Gradmesser fürs deutsche Eishockey. Wir werden dann sehen, wo wir wirklich stehen.“ Vom Titel will er nicht sprechen, fügt aber an: „Wenn ich da hinfahre, will ich den maximalen Erfolg haben. Ich habe richtig Bock, was zu reißen.“ Ansprüche innerhalb des DEB-Teams meldet er trotz des zweiten Stanley-Cup-Sieges nicht an: „Nationaltrainer Harry Kreis weiß: Ich spiele da, wo er mich hinstellt.“ Gute Angreifer gebe es in Deutschland genug: Neben Superstar Leon Draisaitl nennt Sturm Tim Stützle aus Ottawa oder Dominik Kahun vom HC Lausanne.

Das wirkt etwas unytpisch für einen, der soeben seinen zweiten Stanley Cup gewonnen hat. Sturm hingegen betont, dass er seine Rolle akzeptiert: Er ist nicht der Goalgetter, sondern der Arbeiter in den hinteren Reihen. Dass in der deutschen Öffentlichkeit nach dem NHL-Finale stellenweise mehr über die Niederlage von Draisaitls Edmonton als über den Sieg von Sturms Florida berichtet wurde, habe er zwar registriert – aber geschenkt. „Ich bin an einem Punkt meiner Karriere, wo ich meine Rolle akzeptieren kann. Ein Spieler wie Leon hat ganz andere Sorgen.“ Der ganze Verein in Edmonton hänge an seinen Schultern und denen von Connor McDavid, dem zweiten Superstar der Oilers. „Wenn ich nicht die Berichterstattung wie Leon bekomme, ärgert mich das nicht. Ich weiß: Ich habe in meiner Karriere vieles richtig gemacht. Ich weiß jeden Tag in der NHL zu schätzen.“

Mit Minnesota peilt Sturm den dritten Stanley Cup an: „Wie wenn Schalke Meister wird“

Die nächsten Spiele als NHL-Profi wird Sturm dort bestreiten, wo für ihn alles anfing: Bei den Minnesota Wild unterschrieb er einen Vertrag. Es ist der erste NHL-Klub, der ihm die Chance gab und der Ort, an dem er seine Verlobte Taylor kennenlernte. In Minnesota hat das Paar ein Haus gekauft, will nach dem Karriereende zur Hälfte dort und in Augsburg leben. Ein „Full-Circle-Moment“ sei das, sagte Sturm, betonte aber auch: „Ich habe dort unterschrieben, weil die Mannschaft gut ist.“ Den Titel in der Eishockey-verrückten Stadt Minnesota zu holen – das sei „wie wenn Schalke Deutscher Meister wird“. Das Ziel sei es auf alle Fälle, noch einmal den Cup nach Augsburg zu bringen. Das sei seine Motivation, sagte Sturm auf der Pressetribüne in Augsburg. Mit einem Blick auf den Stanley Cup fügte er an: „Wenn ich in den Kraftraum gehe, stelle ich mir vor, wie ich das Ding zum dritten Mal hochhebe.“

  • Florian Eisele

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  • Nico Sturm

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  • Augsburg

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