Dienberg sieht durchaus Modellcharakter in Projekten wie Leika. Wenn es es mit der aktuellen Entwicklung bei steigenden Baukosten und Kapitalmarktzinsen so weitergehe und es keine durchgreifende Änderung bei der Wohnungsbauförderung gebe, „dann wird es automatisch auf mehr Genossenschaften“ hinauslaufen.
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12.08.2025
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Das sei „ein Stückweit verrückt“, sagt Dienberg. „Aber ich glaube, es werden sich am Ende ganz viele sagen: Wo sollen wir wohnen? Wer kümmert sich darum, wenn wir das nicht selber tun?“
Genau darum geht es den Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftlern von Leika. Sie wollen bezahlbares Wohnen im Herzen des Stadtviertels mit einer Stadtteilkantine für alle. Das Ganze nachhaltig gestaltet, mit regionalen und ökologischen Baustoffen gebaut – gemeinschaftlich und eben auch feministisch orientiert.
Wir verstehen unter feministischem Wohnen, dass es ein soziales Miteinander ist, das Fürsorge über die Kleinfamilie hinaus denkt.
Charlotte Eifler
Gründungsmitglied Leika
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12.08.2025
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Was das bedeutet, erklärt Charlotte Eifler. Die 39-jährige Künstlerin und Dozentin ist von Anfang an beim Leika-Projekt dabei gewesen. Unter feministischem Wohnen, sagt sie, verstehe die Leika-Gruppe ein soziales Miteinander, das Fürsorge über die Kleinfamilie hinaus denkt. „Wir verstehen es auch als eine architektonische Lösung, also als Wohnformtypen, die es ermöglichen, alternative Lebensmodelle zu realisieren“, so Eifler. Vor allem gehe es darum, alleinerziehenden Frauen zu ermöglichen, in Wohngemeinschaften zu leben.
Konkret veranschaulicht das der Architekt des Projekts, Juri Kuther. Ihm zufolge wird Haus modular aufgebaut. Soziale Wohnbausteine nennt man das bei Leika. Einer davon sei ganz speziell, nämlich eine 60 Quadratmeter-Dreiraumwohnung. Kuther erklärt: „Das ist eine Wohnung, in der ich alleinerziehend wohnen kann. In der ich auch ein eigenes kleines Schlafzimmer habe. In der ich nicht als Letzte im Wohnzimmer auf dem Futon ins Bett gehe.“
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Ein eigenes Zimmer für das Kind und für die Alleinerziehende. Das sei der Gruppe wichtig gewesen, so Kuther. Denn eine Dreiraumwohnung nach sozialem Wohnbauschlüssel sei immer 75 Quadratmeter groß. Selbst wenn sie subventioniert würden, seien diese Wohnungen noch immer zu teuer für eine alleinerziehende Person, erklärt der Architekt. Das führe dazu, dass Alleinerziehende häufig auf zu wenig Raum in Zweiraumwohnungen lebten.
„60 Quadratmeter für zwei Personen ist ein super Schlüssel – auch ökonomisch und ökologisch. Aber da fehlte bis jetzt immer das dritte Zimmer.“ Das wurde nun also – auf Wunsch der Leika-Gruppe – gezielt entworfen.
Das Land Sachsen und die Stadt Leipzig fördern das Projekt mit mehreren Millionen Euro. Die Hälfte der Wohnungen werden Sozialwohnungen für 6,50 Euro Kaltmiete. Das besondere: Die Preisbindung bleibt, anders als sonst üblich, auch nach 15 Jahren bestehen. Das finanzieren die anderen Mieterinnen mit ihrer Kaltmiete von 12 Euro mit.
Wohnungskrise trifft Frauen härter
Ein Blick auf die gesellschaftliche Ausgangslage macht schnell deutlich, warum solche Überlegungen wichtig sind. Die Wohnungskrise trifft eine Hälfte der Bevölkerung härter als die andere: Frauen. Sie stehen bei Einkommen, Vermögen und Erbe schlechter da als Männer. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge verdienten Frauen 2024 pro Stunde 4,10 Euro weniger als Männer. Und das, obwohl der Gender Pay Gap – also die geschlechtsspezifische Lohnlücke – zuletzt auf im Schnitt 16 Prozent gesunken ist. Im Osten ist die Lohnlücke mit fünf Prozent dabei geringer als im Westen mit 17 Prozent.