Berlin. Die Bundeswehr steht vor ihrem ersten Einsatz. In Tegel steht ein Meilenstein an. Aber es gibt auch Kritik an der Priorisierung.

Fast überall in Berlin sind die beiden Stürme, die Ende Juni über Berlin fegten, nur noch eine sieben Wochen alte Erinnerung. Nur in Reinickendorf, das besonders schwer getroffen wurde, sind die Folgen noch allgegenwärtig. Zwar vermeldet das Bezirksamt Reinickendorf zunehmend Fortschritte bei der Wiederherstellung der betroffenen Infrastrukturen, aber es gibt auch immer wieder Kritik an der Geschwindigkeit und der Priorisierung.

Derzeit wird zum Beispiel die Greenwichpromenade, die aufgrund umgestürzter Bäume und beschädigter Wege seit dem Sturm zumindest offiziell für die Öffentlichkeit gesperrt war, einer abschließenden Sicherheitsprüfung unterzogen. Sollte diese ohne Beanstandungen verlaufen, kann die Promenade zeitnah wieder freigegeben werden.

Zum einen ist sie eine prominente Flaniermeile, auch für Besucher aus anderen Bezirken. Eigentlich sollte dort bereits im Ende Juli gefeiert werde, aber der Termin wurde wegen der Sturmfolgen kurzfristig abgesagt und das bezirkliche Großereignis auf nach Herbstbeginn Ende September verlegt.

Priorisierung der Maßnahmen: Kritische Stimmen aus der Bevölkerung

Allerdings regt sich bei Einwohnern des Bezirks auch Kritik. Nicht nur über die Beseitigung der Sturmfolgen fühlt Leserin Jeannette S. die normalen Baumarbeiten in ihrer Straße vernachlässigt. „Dieser Zustand ist auch nicht mit dem Sturm zu rechtfertigen, da es auch davor hier schon so ausgesehen hat.“ Und dass die Seepromenade vor allen Spielplätzen gesichert wird, stößt nicht bei allen auf Begeisterung. „Da werden jetzt die Bäume in der Greenwichpromenade bearbeitet, damit in ein paar Wochen dort das Hafenfest stattfinden kann und ein paar hundert Leute sich betrinken können und die Wirte gutes Geld verdienen“, empört sich Leser Andreas K. gegenüber der Morgenpost. „Zur gleichen Zeit können viele Daheimgebliebene, die sich eben keinen Urlaub leisten können, nicht einmal die Spielplätze nutzen, weil ja dort Lebensgefahr herrscht.“

Friedhof Heiligensee wieder für Trauernde zugänglich

Denn auch die Reinickendorfer Spielplätze wurden aus Sicherheitsgründen nach dem Sturm komplett gesperrt. Mittlerweile gibt es aber auch hier zunehmend Öffnungen, wie bei baumbewachsenen Schulhöfen. Und endlich gibt es auch gute Neuigkeiten für Hinterbliebene im Bezirk: Als letzter wurde nun auch der Friedhof Heiligensee, auf dem fast zwei Monate keine Beerdigungen und keine Besuche am Grab stattfinden konnten, nach Sicherungsarbeiten wieder uneingeschränkt geöffnet.

Auch die Beseitigung von Sturmschäden auf Gehwegen und Straßen schreitet voran: Insgesamt 55 Schadstellen im Gehweg- und Fahrbahnbereich sind bereits behoben. 52 sogenannte Fräsungen zur Beseitigung beschädigter Asphaltschichten sind beauftragt, 25 Instandsetzungen von Gehwegen wurden vergeben, davon sind bereits 14 Sanierungen abgeschlossen.

Bundeswehr unterstützt Räumarbeiten im Steinbergpark

Ein weiterer zentraler Schritt ist für die kommende Woche geplant: Die Bundeswehr wird das Straßen- und Grünflächenamt tatkräftig unterstützen. Gemeinsam werden Soldaten und kommunale Mitarbeiter im Steinbergpark umgestürzte Bäume zersägen, Äste beseitigen und die Wege wieder begehbar machen. Laut ersten Schätzungen sind im Steinbergpark Schäden Höhe von einer Million Euro entstanden. Am Donnerstag war bereits die Technische Einheit der Polizei Berlin bei Baumpflegearbeiten in Lübars im Einsatz.

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) hebt die Bedeutung der übergreifenden Zusammenarbeit hervor: „Die Unterstützung durch die Bundeswehr ist für uns ein starker Ausdruck der Solidarität. Mit vereinten Kräften bringen wir Reinickendorfs Grünflächen Schritt für Schritt zurück.“

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