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Seit Jahren passiert nichts an Polizeiwachen in NRW. Die Gewerkschaft kritisiert die Zustände scharf. Schimmel scheint noch das kleinste Problem zu sein.
Wuppertal – Die Polizei in Nordrhein-Westfalen befindet sich zum Teil in einem erbärmlichen Zustand. Das zeigen Recherchen vom Netzwerk von IPPEN.MEDIA, zu dem auch wa.de gehört. Zuvor hatte bereits Hagen Husgen, Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP), unter anderem schimmelige Polizeiwachen und kaputte Dienstfahrzeuge bemängelt. „Wir Polizisten müssen oftmals aus Scheiße Bonbons machen“, sagte er im Interview. Nun schlägt auch Björn Lüdtke, stellvertretender Vorsitzender der GdP-Kreisgruppe Bergisches Land, Alarm – und offenbart schlimme Zustände in Wuppertal. Der dortige Polizeipräsident will auf Nachfrage von wa.de allerdings nicht so deutlich werden.
Wuppertals Polizeipräsident Markus Röhrl kennt auch die Problematik, wird aber nicht so deutlich wie die Gewerkschaft. © Christoph Reichwein/dpa
In Wuppertal gebe es, so erklärt es die GdP-Kreisgruppe Bergisches Land, eine völlig veraltete Polizeiliegenschaft für etwa 350 Kolleginnen und Kollegen. Bis 2017 sei demnach davon ausgegangen worden, dass die Liegenschaft abgerissen und neugebaut würde. Seit acht Jahren (!) hat sich dort also offenbar nichts getan. „Der Sanierungsstau ist riesig“, heißt es.
„Eine Katastrophe für Kollegen“: Polizei in Wuppertal leidet
Björn Lüdtke, stellvertretender Vorsitzender der GdP-Kreisgruppe Bergisches Land, schildert es sogar noch dramatischer. Er sagt: „Die Situation ist desaströs, eine Katastrophe für die Kolleginnen und Kollegen!“ Mit den Mängeln werde man noch lange, vermutlich Jahre, umgehen müssen – selbst wenn jetzt endlich etwas Neues angegangen werden sollte. Dabei scheint es, laut GdP-Kreisgruppe Bergisches Land, einen Haufen an Problemen in der Wache in Wuppertal zu geben:
- Die Sanitäranlagen seien komplett veraltet, mehrfach sollen Rohre geplatzt sein – Duschen mussten in der Folge offenbar abgestellt werden oder blieben kalt.
- Es ist von Schimmel die Rede.
- Es habe nachgewiesenen Legionellen-Befall gegeben.
- Der Fußbodenbelag sei marode und es sei schon zu Stolperunfällen gekommen.
- Aufzüge seien immer wieder kaputt. Ältere Polizistinnen und Polizisten müssten dann über die Treppe in Büros, diese würden sich zum Teil sogar in der siebten Etage befinden.
Markus Röhrl ist Polizeipräsident von Wuppertal. Wenn einer die oben beschriebenen Probleme kennen muss, dann er. So deutlich wie die Gewerkschaft wird er allerdings nicht. „Was die Dienstgebäude anbelangt, so gibt es Licht und Schatten“, sagt Polizeipräsident Röhrl auf Nachfrage von wa.de. „Einerseits“, so setzt er fort, „haben wir das vorbildlich denkmalgerecht sanierte Präsidium in Wuppertal und für die große Polizeiwache in Elberfeld steht ein Neubau in den kommenden Jahren konkret an.“ Andererseits befinde sich allerdings „die Liegenschaft der Bereitschaftspolizei in Wuppertal und hierzu mit Abstrichen die Polizeiinspektion in Remscheid in sanierungsbedürftigen Zuständen“.
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Das klingt nicht annähernd so schlimm wie das, was Gewerkschaftsvertreter Lüdtke schildert. In NRW ist die Lage nach GdP-Auskunft zwar vergleichsweise weniger angespannt als in anderen Bundesländern. Aber: Auch hier gibt es Probleme. „Wir haben über viele Jahre die Themen äußere und innere Sicherheit nicht ernst genommen. Ich habe in meiner Zeit als Minister auch Polizeiwachen gesehen, wo Ratten rumliefen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) unlängst gegenüber dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. Immerhin: In NRW habe sich die Situation in den letzten Jahren gebessert, so Reul. „2017 haben wir in NRW gesagt, so geht es nicht weiter. Inzwischen haben wir rund 2,4 Milliarden Euro allein in die Liegenschaften investiert.“
Nicht nur beim Thema Gebäude. Auch die Ausrüstung scheint besser zu werden. Die jedenfalls bildet den Hoffnungsschimmer in Wuppertal: „Die Beamtinnen und Beamten meiner Behörde sind durchweg mit modernen polizeilichen Sachmitteln (Uniform, Bewaffnung, persönliche Schutzausstattung, Fahrzeuge, digitale Geräte, Apps und spezielle Programme) ausgestattet“, meint Polizeipräsident Röhrl.