Während Asien schon Bischöfe in Synodalität schule, warte Europa auf Anweisungen, sagt die deutsche Theologin Myriam Wijlens. Deutschland nehme sich zu wichtig, findet sie.

(KNA) Die Erfurter Theologin und Synodenberaterin Myriam Wijlens hat auf deutliche Unterschiede im Reformtempo der katholischen Kirche hingewiesen. «Asien, Afrika und Südamerika sind weit vorne gegenüber Europa», sagte sie am Freitag im Deutschlandfunk.

Asien hat mit Schulung der Bischöfe begonnen

Beispielsweise habe man in Asien unmittelbar im Anschluss an die Weltsynode damit begonnen, alle Bischöfe in Fragen der Synodalität zu schulen. Die Europäer seien hingegen abwartender und orientierten sich stärker an Direktiven aus Rom, während Asiaten die Initiative ergriffen und sich erprobten.

Diese Ungleichzeitigkeit habe mit einer bestimmten Grundhaltung zu tun, so die Theologin. «Wir in Deutschland glauben doch, dass wir besonders weit vorne sind.» Damit überschätze man jedoch die eigene Rolle.

Lob für afrikanische Theologinnen

Sie verglich die Lage mit zwei Zügen: Wer früher losfahre, komme nicht unbedingt zuerst an. Ein später gestarteter Zug könne eine andere Strecke nehmen und so vor dem anderen ankommen, erklärte die Kirchenrechtlerin. Man könne sich leicht einbilden, weit vorne zu sein, doch sei es wichtig, zu fragen und zuzuhören, wo die anderen stünden.

Wijlens lobte zudem Initiativen im globalen Süden. Auf dem afrikanischen Kontinent treffe sie bald mehr als 50 promovierte Theologinnen. «Nun kann man natürlich sagen, in Europa haben wir diese 50 Frauen schon, aber die Bedingungen in Afrika, um so weit zu kommen und als Frau zu promovieren, sind völlig andere als bei uns.» Das sei bemerkenswert.

Thibault Verny im Gespräch mit Papst Leo XIV.

©  Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Thibault Verny im Gespräch mit Papst Leo XIV.

Sprachvorteil von Papst Leo

Papst Leo XIV. beschrieb sie als jemanden, der «unglaublich gut zuhören» könne, Zwischentöne wahrnehme und sich in mehreren Sprachen präzise ausdrücke. Das ermögliche ihm, «grosse politische Fragen» direkt zu besprechen – etwa mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj – ohne Dolmetscher. Mehrsprachigkeit sei von den Kardinälen als Eigenschaft für einen neuen Papst gefordert worden. Die Kirche habe nun einen Papst, der sehr gut Englisch sprechen könne. Das unterscheide Leo von seinen Vorgängern, so die Theologin.

© Katholisches Medienzentrum, 15.08.2025

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