Sie sind die heimlichen Fotostars im Landratsamt: Eine Turmfalken-Familie hat im Gebäude vier Jungvögel aufgezogen. Der alte Innenhof ist für die Jungvögel mit dem markanten Ruf zum Spielplatz geworden. Und viele Mitarbeiter der Verwaltung beobachten die Greifvögel, die auch auf den Fensterbänken Platz nehmen. Ein tollkühner Falke setzte sich in diesem Sommer sogar in eine Tüte mit Frühlingszwiebeln – immer unter Aufsicht des Falken-Papas.

Der Greifvogel-Nachwuchs wirft auch einen kritischen Blick in die Behörde.

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Der Greifvogel-Nachwuchs wirft auch einen kritischen Blick in die Behörde.
Foto: Daniel Langenmayr

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Der Greifvogel-Nachwuchs wirft auch einen kritischen Blick in die Behörde.
Foto: Daniel Langenmayr

Er heißt Herbert Schweinberger und kümmert sich seit vielen Jahren um die Vögel. Sein Vater Franz, der ebenfalls bei der Kreisbehörde arbeitete, brachte im Jahr 2000 den ersten Horst an. Bei einer Dachsanierung einige Jahre später setzte sich dann Herbert Schweinberger dafür ein, dass eine neue Brutstätte gebaut wird. Sie befindet sich auf der wetterunabhängigen Seite im alten Turm der Behörde.

Der Horst befindet sich im alten Turm des NS-Bauwerks

Das Gebäude mit seinem Innenhof wurde 1938/1939 für die Reichsbahn-Direktion errichtet. In einem Augsburger Architekturführer über Bauten zwischen 1900 und 2000 ist fälschlicherweise vermerkt, dass das Gebäude des einzige realisierte Gebäude eines in Augsburg geplanten „Gauforums“ sei, welches unter Beteiligung des Naziarchitekten und Bezirksbaumeisters Hermann Giesler entworfen wurde. Das Gebäude zwischen dem Prinzregentenplatz und dem Hauptbahnhof lag allerdings abseits des geplanten Gauforums. Der Eingangsbereich mit Säulenvorhalle und entnazifiziertem Reichsadler hat trotzdem noch typische Merkmale monumentaler Zweckbauten aus dieser Zeit.

Das ist den Turmfalken freilich piepegal. Sie freuen sich über den Horst in großer Höhe. Die Rückwand des Kastens, der eine Fensteröffnung ersetzt, lässt sich von hinten öffnen und reinigen. Der Boden ist mit Steinen ausgelegt. Das Weibchen schiebt sie etwas zur Seite, bildet eine Mulde und legt im Schnitt drei bis sieben Eier hinein, die dann knapp einen Monat lang bebrütet werden. Die Jungvögel bleiben etwa vier Wochen im Nest und werden dann noch einige Wochen von den Eltern gefüttert, bevor sie selbstständig werden – und den Innenhof des Landratsamts erobern. Das lautstarke Spektakel mit tollkühnen Flugmanövern findet im Landratsamt nur alle paar Jahre statt.

Der Horst der Turmfalken kann von hinten geöffnet werden.

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Der Horst der Turmfalken kann von hinten geöffnet werden.
Foto: Maximilian Czysz

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Der Horst der Turmfalken kann von hinten geöffnet werden.
Foto: Maximilian Czysz

Die Suche nach Futter ist in den ersten Wochen Männersache. Herbert Schweinberger, der etwa 30 Jungvögel in seiner Dienstzeit als Schreiner erlebt hat, vermutet, dass Mäuse und Co. von Feldern rund um Augsburg stammen. Sind die Tiere kräftig genug, dann verabschieden sie sich – in diesem Sommer hatten allerdings nur zwei der vier Jungvögel die Kinderstube in der Kreisbehörde überlebt.

Mit einem Schild werden Besucher auf die Turmfalken im alten Innenhof des Landratsamts auf die Falken hingewiesen.

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Mit einem Schild werden Besucher auf die Turmfalken im alten Innenhof des Landratsamts auf die Falken hingewiesen.
Foto: Maximilian Czysz

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Mit einem Schild werden Besucher auf die Turmfalken im alten Innenhof des Landratsamts auf die Falken hingewiesen.
Foto: Maximilian Czysz

Ein Tier war gegen ein Fenster geflogen und hatte den Zusammenprall nicht überlebt. Beim anderen Vogel ist unklar, was passiert ist. Vielleicht hatte ihm der Kampf mit Krähen zugesetzt. Schweinberger hat oft beobachtet, wie Krähen die Greifvögel attackieren: „Fünf bis sechs greifen an und jagen dann einen Turmfalken.“ Der ist mit seiner Spannweite von etwa 75 Zentimetern ein echter Flugkünstler: „Mit einigen Flügelschlägen kann er sofort an Höhe gewinnen.“

Was auf dem Speisezettel der Augsburger Turmfalken steht

Dass Turmfalken mitten in der Stadt brüten, ist nicht ungewöhnlich. „Sie sind sogar sehr häufig Gebäudebrüter, auch im ländlichen Raum, brüten aber genauso in alten Rabenvogelnestern“, erklärt der Augsburger Ornithologe Herrmann Stickroth. Die Stadtnatur sei mitunter reichhaltiger als man im ersten Moment meint. „Turmfalken jagen bevorzugt Mäuse, im Siedlungsraum aber auch Kleinvögel wie Spatzen“.

Insgesamt vier Jungvögel wurden in diesem Jahr ausgebrütet.

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Insgesamt vier Jungvögel wurden in diesem Jahr ausgebrütet.
Foto: Annemarie Scirtuicchio, LRA

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Insgesamt vier Jungvögel wurden in diesem Jahr ausgebrütet.
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