Hamburg – Ein iPhone voller Geheimnisse und ein Plan wie aus Hollywood. Das, was Christina Block in ihrem digitalen Tagebuch notiert haben soll, klingt wie aus dem Film „Mission Impossible“. Nur geht es nicht um Spionage, sondern um ihre eigenen Kinder. Eine getarnte Doppelgängerin sollte Klara und Theo ins Auto locken und zurück nach Deutschland bringen.

Die Ermittler hatten Monate gebraucht, um das Handy von Christina Block (52) auszulesen. Denn die Steakhaus-Erbin weigerte sich bis zuletzt, den Beamten ihren PIN-Code zu verraten.

Ein Blick in den Gerichtssaal, in dem der Prozess des Jahres stattfindet. Das Interesse am Fall „Block“ ist ungebrochen

Ein Blick in den Gerichtssaal in Hamburg, in dem der Prozess des Jahres stattfindet. Das Interesse am Fall Block ist riesig

Foto: MARCUS BRANDT/AFP

Offenbar aus gutem Grund: Denn Block hat auf dem iPhone ein Tagebuch geführt – und dort offenbar auch Szenarien durchgespielt, wie sie ihre Kinder von ihrem Ex-Mann aus Dänemark zurück nach Hamburg holt.

Stiefmutter-Double sollte Kinder in Auto locken

Ein Gedankenspiel erinnert ganz besonders an den Blockbuster „Mission Impossible“: Eine Doppelgängerin von Astrid H. (Lebensgefährtin von Kindsvater Stephan Hensel) sollte von einer Maskenbildnerin geschminkt werden und danach die Entführung der Kinder durchführen. In dem Filmklassiker war Schauspieler Tom Cruise (als Ethan Hunt) ein ähnlicher Coup mit seinem Widersacher gelungen.

Schauspieler Tom Cruise, der im Film „Mission Impossible“ den Agenten Ethan Hunt spielt. Hier streift er sich eine Gummi-Maske vom Kopf, die ihm als Verkleidung diente

Schauspieler Tom Cruise, der im Film „Mission Impossible“ den Agenten Ethan Hunt spielt. Hier streift er sich eine Gummi-Maske vom Kopf, die ihm als Verkleidung diente

Foto: Paramount Pictures
Paramount Pictures

Wie die „Bunte“ schreibt, seien die Auszüge aus dem geheimen Handy-Tagebuch im März gefunden worden und nun Teil der Anklage im Entführungsprozess gegen Christina Block.

BND-Mann traf eine Maskenbildnerin

In einer Notiz gehe es laut „Bunte“ um ein Treffen im Herbst 2022, bei dem der ehemalige BND-Mitarbeiter nach Wien reiste, um dort mit einer talentierten Maskenbildnerin zu sprechen.

Der Ex-BND-Mann Thorsten M. soll Pläne zur Entführung der Kinder geschmiedet

Ex-BND-Mann Thorsten M. soll Pläne zur Entführung der Kinder geschmiedet haben

Foto: Christian O. Bruch/laif

Ziel des Treffens war es herauszufinden, ob man ein Double so schminken und verkleiden könne, dass es Astrid H. täuschend ähnlich sehe. Die falsche Stiefmutter solle die Kinder – damals 10 und 13 Jahre alt – ins Auto setzen und über die Grenze von Dänemark nach Deutschland bringen. Ob Blocks Kinder beim Abholen von der Schule tatsächlich auf die Doppelgängerin hereinfallen wären, bleibt fraglich.

Am Prozesstag am Freitag sprach Christina Block über die bizarren Überlegungen und behauptete, dass es die Idee des Ex-BND-Mannes gewesen sei. Block führt aus: „Es ist verrückt zu sagen, aber Herr M. wollte Astrid imitieren, um die Kinder von der Doppelgängerin aus der Schule abzuholen. Im Nachhinein glaube ich, dass er mich bei der Stange halten wollte. Er hat mit meiner Hoffnung gespielt.“

Stephan Hensel, Ex-Mann von Christina Block, war am Freitag beim Strafprozess anwesend. Er tritt als Nebenkläger auf

Stephan Hensel, Ex-Mann von Christina Block, war am Freitag beim Strafprozess anwesend. Er tritt als Nebenkläger auf

Foto: MARCUS BRANDT/AFP

Falsche Lehrerin sollte Kinder entführen

Am vierten Verhandlungstag kamen noch weitere absurde Pläne zum Vorschein. So sagte Christina Block aus, dass eine Security-Firma vorgeschlagen habe, eine falsche Lehrerin zur Entführung der Kinder in die Schule einzuschleusen. Diese hätte Vertrauen zu den Kindern aufbauen und sie dann mitnehmen sollen. Christina Block sagt: „Ich war froh, dass Herr M. da war und diese Gedankenspiele hatte.“

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Laut Anklage soll Christina Block die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder bei einer israelischen Sicherheitsfirma in Auftrag gegeben haben. Dabei sollen sie Vater Stephan Hensel in der Neujahrsnacht 2023/24 gewaltsam in Dänemark entrissen worden sein.

Am letzten Prozesstag hat Christina Block dazu eine Erklärung abgegeben, die mehr als vier Stunden dauerte. Sie bestreitet jede Schuld. Auch gegenüber „Bunte“ wiesen ihre Anwälte alle Anschuldigungen entschieden zurück.