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Im Gebiet Donezk ist die Lage für die ukrainische Armee heikel. Dort reden die Russen von einem Frontdurchbruch. Die Ukraine dementiert.

Pokrowsk – Am Freitag (15. August) werden alle Augen auf Alaska gerichtet sein: Dort empfängt US-Präsident Donald Trump den russischen Machthaber Wladimir Putin. Indes laufen die Gefechte in der Ukraine mit derselben Intensität weiter. Taktische Fortschritte macht Russland bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine demnach im Gebiet Donezk. Fast das gesamte Donezker Territorium südlich der Stadt Pokrowsk ist nach britischer Einschätzung mittlerweile von russischen Kräften besetzt. Zuletzt haben im selben Gebiet Behauptungen eines Frontdurchbruchs der russischen Armee für Panik gesorgt.

Frontdurchbruch im Ukraine-Krieg? Putins Soldaten sollen mehrere Kilometer vorgedrungen sein

Der Verlust von Pokrowsk wäre für die ukrainische Armee und den gesamten Ukraine-Krieg eine dramatische Wende. Denn Pokrowsk dient als ein bedeutender logistischer Knotenpunkt für das Militär der Ukraine. Militärblogger auf beiden Seiten sprachen von einem russischen Vorstoß hinter die ukrainischen Linien. Putins Soldaten sollen demnach östlich von Pokrowsk mehrere Kilometer nach Norden vorgerückt sein und würden die Stadt Dobropillja unter Druck setzen.

Das Analystenteam DeepState, das der Ukraine nahesteht, meldete am Sonntag (10. August) ebenso den russischen Vorstoß. Russland habe die Siedlung Solotyj Kolodjas östlich von Dobropillja erobert und ziehe dort Truppen für weitere Angriffe zusammen. DeepState berichtete außerdem von größeren Soldatengruppen, die sich in weiteren Dörfern festgesetzt hätten. Ukrainische Medien zitierten Berichte von Soldaten und Offizieren, die die Angaben von DeepState bestätigten. Der Frontabschnitt sei personell unterbesetzt gewesen, hieß es daneben auch. Militärblogger- und Experten warnten in sozialen Medien, dass ukrainischen Einheiten in Pokrowsk schwierige Tage bevorstehen würden.

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Allerdings: Die ukrainische Armee hat Berichte zum russischen Frontdurchbruch zurückgewiesen. Das Durchsickern russischer Gruppen mit wenig Mann bedeute noch nicht, dass sie diese Gebiete unter Kontrolle bringen würden, teilte die für den Frontabschnitt zuständige Armeegruppe „Dnipro“ bei Telegram mit. Die Situation bleibe schwierig und die Kämpfe in dieser Region seien die intensivsten im Vergleich zu anderen Frontabschnitten. 

Ukrainische Militärbeobachter hatten zuvor von einem russischen Vorrücken um mehr als zehn Kilometer berichtet. Mehrfach war in Berichten von Militärs bereits vom Vordringen von Kleingruppen russischer Soldaten nach Pokrowsk selbst die Rede. Die Agglomeration der Städte Pokrowsk und Myrnohrad ist von drei Seiten durch russische Truppen eingeschlossen. Für den Nachschub ist nur noch ein etwa 15 Kilometer breiter Korridor verblieben. Aus Berichten geht auch hervor, dass ukrainischen Soldaten in der Region eine Einkesselung droht.

Aufgrund von Soldatenmangel durch Rekrutierungsprobleme und Fahnenflucht wird bei ukrainischen Kommentatoren immer öfter über einen Frontzusammenbruch in der Ostukraine spekuliert. Jedenfalls scheint die Ukraine die Lage in Pokrowsk ernst zu nehmen. Die gut ausgerüstete Spezialeinheit „Asow“ verkündete, dass sie in der Region ebenfalls im Einsatz ist. Die ukrainischen Kämpfer versuchen dort offenbar mit aller Kraft einen russischen Vormarsch zu verhindern. (bb/dpa)