An sonnigen Wochenenden strömen viele Ausflügler zum Frankfurter Lohrberg, aber dort geht oft nicht viel voran: zu viele Autos auf engen Wegen. Die Stadt sucht seit Jahren eine Lösung, stößt aber auf viele Hindernisse.
Die Sonne lockt viele Menschen auf den Frankfurter Lohrberg. Manche Familien kommen mit mehreren Autos und großen Grills und etlichen Klappstühlen und allerlei Sachen, die man für einen Tag im Grünen braucht. Vorne am Hang gibt es Grillplätze mit super Blick auf die Skyline.
Manche Liebespärchen kommen mit dem Cabrio. Manche kommen aus Frankfurt, manche aus dem Umland, manche aus anderen Bundesländern. Fast alle kommen mit dem Auto. Deswegen kommen manche kaum durch: Kleingärtner, leider auch der städtische Bus, sogar Fahrradfahrer und Fußgänger müssen oft warten, bis es weitergeht.
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00:40 Min.|15.08.25|Olga Eisenmann
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Der Lohrberg ist ein Naherholungsgebiet und typisch für Frankfurt, weil zu viele Menschen mit dem Auto an einen Ort wollen, der dafür zu eng ist.
Anlieger: „Am Wochenende eine Katastrophe“
Der Berger Weg als Zufahrtsstraße zum Lohrberg ist asphaltiert, aber eben ein Weg, der trotzdem in beiden Richtungen befahren wird. Immerhin ist er inzwischen an sonnigen Tagen nur noch auf einer Seite zugeparkt – weil die städtische Verkehrspolizei aufpasst. Sich gegenseitig ausweichen und rangieren müssen die Autofahrer trotzdem oft.
Parkplatz auf dem Frankfurter Lohrberg: Wochenends oft überfüllt.
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Der Leiter des gemeinnützigen Streuobstzentrums Mainäppelhauses, Gerhard Weinrich, stöhnt: „Die Verkehrssituation auf dem Lohrberg ist an den Wochenenden eine Katastrophe. Jeder denkt, er findet noch einen Parkplatz, dadurch gibt es immer Chaos.“
Der Vorsitzende des Kleingärtnervereins Lohrberg, Helmut Filler, ächzt: „Die Diskussion um die Verkehrssituation hier ist eine unendliche Geschichte. Manche von uns kommen am Wochenende deswegen nicht mehr zu ihren Gärten.“
Der Wirt der Lohrberg-Schänke, Christian Dressler, seufzt: „Hier oben ist es einfach zu eng für so viel Autoverkehr. Oft sagen Gäste kurzfristig ab, die für sonntags reserviert haben, weil sie sagen, sie kämen nicht durch.“
Alternativen abgelehnt oder nicht umsetzbar
Dorothee Allekotte, die Abteilungsleiterin Verkehrsplanung im Straßenverkehrsamt, sagt: „Wir haben zuletzt zwei Konzepte als Alternativen zur jetzigen Situation geprüft: Eine allgemeine Zufahrtsbeschränkung lehnten der Ortsbeirat für Bergen-Enkheim, das Mainäppelhaus und die Lohrberg-Schänke ab. Die Einrichtung eines Einbahnstraßen-Ringverkehrs mit höherem Bustakt scheiterte an einer zu engen Stelle im Klingenweg.“
Am Klingenweg auf der östlichen Seite des Lohrbergs müsste der Verkehr nämlich an einer Stelle in beide Richtungen freigegeben werden, da dort einige Menschen wohnen und das Mainäppelhaus dort seine Zufahrt hat. Aber der Weg ist viel zu schmal dafür, selbst für den Kleinbus, den die Stadt seit ein paar Jahren wenigstens wochenends zum Panorama-Park hoch schickt.
Bild © Quelle: Stadt Frankfurt, OpenStreetMap-Mitwirkende, hessenschau.de
Für eine Zufahrtsbeschränkung hätte die Stadt an vier Stellen auf dem Berger Weg versenkbare Poller eingebaut. Durchlass hätten zum Beispiel nur noch die Pächter der Kleingärten und die Lieferanten der Lohrberg-Schänke erhalten.
Damit die abgewiesenen Autos jedoch abfahren könnten, müsste dafür eine bestehende fixe Schranke weiter östlich abgebaut werden. Der Ortsbeirat für Bergen-Enkheim ist strikt dagegen, weil sonst viel Verkehr durch eine Einfamilienhaussiedlung flösse.
Verkehrsplanerin Allekotte weist auch auf die hohen Kosten von elektronisch gesteuerten Pollern hin: mindestens zwei Millionen nur für die Installation. „Darüber hinaus müssen die Poller natürlich gewartet werden, und an so einer schwer überwachbaren Stelle ist damit zu rechnen, dass die Poller regelmäßig beschädigt werden.“ Das sei eben die Realität in dieser Stadt, sagt Allekotte.
Wirt schlägt Grillverbot vor
Der Wirt der Lohrberg-Schänke will von der Poller-Lösung auch nichts wissen. Die meisten seiner Gäste seien älter und kämen mit dem Auto – und bei einer Zufahrtsbeschränkung eben gar nicht mehr. „Dann kann ich die Hälfte meines Personals entlassen und das Lokal nicht mehr so weiterführen“, sagt er.
Er würde dann die Stadt verklagen wegen Geschäftsschädigung, sagt Christian Dressler. Dass in die Traditionsgaststätte mit Ausblick genügend Gäste mit dem Fahrrad oder einem dann womöglich öfter verkehrenden Bus kämen, glaubt er nicht. Er könne es sich auch nicht leisten, das mal auszuprobieren.
Park mit Panorama: Blick vom Lohrberg auf die Frankfurter Skyline.
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Der Lohrberg-Schänkenwirt schlägt vor, eher solle man doch ein Grillverbot auf dem Frankfurter Hausberg ausprobieren. Dass dort gegrillt werden dürfe, verursache einfach zu viel Verkehr. „Als neulich wegen der Trockenheit ein Grillverbot galt, gab es einige Wochen lang kein Chaos“, berichtet Dressler.
Die Stadt solle den Grillern besser einen anderen, problemloser zu erreichenden Platz anbieten statt dem engen Lohrberg, etwa den Alten Flugplatz in Bonames, findet Dressler: „Ich weiß einfach nicht, warum so ein Verbot ein so großes Problem sein soll.“
Grillplätze in der Umgebung geschlossen
Kleingärtner-Präsident Filler versteht schon, warum viele Leute ihre Sonn- und Feiertage grillend auf dem Lohrberg zubringen: „Die haben vermutlich keinen eigenen Garten und eigentlich haben sie nur noch uns: Im Heinrich-Kraft-Park in Fechenheim und im Huthpark in Seckbach darf man ja nicht mehr grillen.“
Das städtische Grünflächenamt beantwortet die Frage, ob es ein Grillverbot auf dem Lohrberg für möglich halte, so: Da es in der Umgebung keine Grillplätze gebe, auf die man ausweichen könne, werde über ein solches Verbot derzeit nicht diskutiert.
Seit einigen Jahren versucht die Stadt, die verworrene Situation rund um ihren höchstgelegenen Landschaftspark so zu regeln: Die städtische Verkehrspolizei schickt von Anfang Mai bis Ende September an Wochenendtagen jeweils sechs Mitarbeiter mit drei Fahrzeugen dorthin.
Autofahrer können Chaos vermeiden helfen
Das kostet natürlich auch viel Geld und ist nach Aussage von Verkehrspolizei-Leiter Markus Kalb „eine der unbeliebtesten Tätigkeiten in der Abteilung“. Warum? „Weil sie als ineffizient erachtet wird.“ Letztlich schicke man ja nur Autos von der einen überlasteten Stelle – Lohrberg – zur anderen – runter nach Seckbach, wo auch keine freien Parkplätze warten.
Auch für den städtischen Bus, obwohl es nur ein kleiner Bus ist, wird es auf dem Lohrberg eng.
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Andererseits, wendet Kalb ein, gehe es ja lediglich um ein paar Tage im Jahr: 47 seien es 2023 gewesen und 32 im vergangenen Jahr, als die Fußball-EM im Sommer Kräfte band. Seine Abteilung merke aber schon, dass es vom Ortsbeirat und von den Anliegern viel Druck gebe, die Verkehrssituation am Lohrberg nachhaltig zu verbessern.
Wie aber soll das gehen, wenn so viele Interessen auf so engem Raum zusammentreffen?
Für die Verkehrsplanerin Allekotte wäre schön viel gewonnen, wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten würden: zum Beispiel nicht in zweiter Reihe parken oder das Auto in Zufahrten abstellen, damit im Notfall Krankenwagen und Feuerwehrautos noch durchkämen.