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Donnerstags wird die Gartenterrasse vom Bürgerinstitut am Rothschildpark gut besucht. Lauschig und luftig ist sie, die gemütlichen Holztische und Stühle sind voll besetzt mit Leuten, die miteinander plaudern. © Enrico Sauda/Sauda
Immer donnerstags herrscht im idyllischen Bürgerinstituts-Garten Riesen-Andrang: Die Terrasse liegt versteckt, ist aber gerade deshalb ein Geheimtipp.
Frankfurt – Man muss um die Ecke durch das Grün laufen, um die Gartenterrasse vom Verein Bürgerinstitut am Rothschildpark hinter der Alten Oper zu entdecken. Lauschig und luftig ist sie, die gemütlichen Holztische und Stühle sind voll besetzt mit Leuten, die miteinander plaudern. Manche kennen sich, andere waren noch nie da und sind einfach neugierig. Jeden Donnerstag im Sommer bei schönem Wetter gibt es hier ein Sommercafé von 14.30 bis 17 Uhr und an jedem ersten Donnerstag im Monat direkt danach den Sundowner bis 19.30 Uhr.
Ziel: soziale Räume öffnen
Verena Holly (54) und ihr ehrenamtliches Team laden zu Kaffee, Kuchen, Drinks und Snacks. Weil es so voll ist, schleppt Holly noch einige Tische und Stühle auf die Terrasse. „Gibt es noch Platz?“, fragen immer wieder Besucher. Manche können sich noch dazwischen quetschen, andere wollen „später wiederkommen“. „Es ist wichtig und schön, soziale Räume zu öffnen und einen Ort zu schaffen, an dem man gestärkt wird“, so die Frau, die keine Minute Pause macht, um sich um die illustren Gäste zu kümmern.
Im Innenraum stehen frisch gebackene Kuchen. Aus Mandarinen-Schmand, Kirsch-Käse mit Streuseln, Schoko-Birne und Apfel-Walnuss können die Leute wählen. „Die kommen von der Kuchenmacherei vom Frankfurter Verband“, erklärt der Ehrenamtler Michael Schmitz (62), der Bestellungen aufnimmt und sie serviert. „Manchmal kommen mehr als 60 Leute im Laufe des Nachmittags. Wenn die einen gehen, stehen schon die nächsten hier.“ Das liegt nicht nur daran, dass der Kuchen mit 2,50 Euro vom Preis her 1:1 vom Bäcker weitergegeben wird und Kaffee je nach Art nur zwischen einem und zwei Euro kostet, sondern auch an der Atmosphäre.
Sofort integriert
Es ist hier eine Art Geheimtipp, der sich durch Mundpropaganda herumgesprochen hat. „Manche sind erst einmal schüchtern und trauen sich nicht so richtig“, weiß Holly. „Sie wirken etwas verloren und wir zeigen ihnen, wo sie sich dazu setzen können. Weil hier jeder auf jeden neugierig ist, staunen sie schnell, wie leicht es ist, sofort integriert zu sein.“
An einem großen eckigen Tisch sitzen ein Dutzend Leute. Auf einem kleinen Aufsteller steht „Austauschrunden im Sommercafé“. Themen wie Vorsorge, Betreuung und Nachlassabwicklung, selbstbestimmtes, aktives und gesundes Älterwerden, Demenz, Freiwilligenagentur sowie Hospizdienst und Palliativberatung stehen darauf. Die Besucher sind fröhlich und entspannt. „Ich bin immer hier. Es ist nett und man trifft nette Menschen“, sagt Jürgen. „Von Demenz bis zur Deutschen Bahn haben wir schon über alles Mögliche heute geredet“, sagt er. Serdar ist zum zweiten Mal dabei. „Beim ersten Mal war ich nur neugierig, bin sofort mit allen ins Gespräch gekommen. Da gibt es keine Scheu. Ich komme jetzt immer“, schwärmt er. Christl ist das dritte Mal hier. „Es passt einfach. Hier sind lauter Gleichgesinnte. Es macht Spaß“, findet sie.
„Zuversichts-Gespräche“ gibt‘s gratis dazu
Karin war bei einem Zuversichts-Gespräch von Holly dabei. „Das hat mich noch lange positiv zu Hause beschäftigt“, sagt sie zu der dynamischen Frau. „Ich habe überlegt, warum die junge Generation so spontan ist bei Entscheidungen, wenn es etwas Schönes gibt und warum ich so zögerlich bin, wenn es um Theater oder Konzerte geht. Die ticken einfach anders. Ich will an mir arbeiten und mich freuen, wenn es ‚jetzt‘ eine Gelegenheit für etwas Schönes gibt. Das ist toll“, sagt sie. Holly geht das Herz auf. „So etwas freut mich enorm. Wenn die Besucher Kraft und Ideen schöpfen, wenn sie positiv in die Zukunft blicken und aktiv sind“, so Holly.
Dass auch Karin immer wieder hierherkommt, ist kein Wunder, sondern ihre Überzeugung, hier ein paar schöne Stunden zu erleben und mit anderen in Kontakt zu kommen. Sie lacht. „Der Kuchen ist einfach wunderbar. So frisch und lecker.“ Es ist beim Bürgerinstitut im Garten so wie in einem ganz normalen Kaffee. Freundliche Menschen nehmen Bestellungen auf, servieren das Gewünschte, plaudern nett mit den Gästen und sie genießen die Zeit mit Entspannung, Genuss und spannenden Gesprächen über dies und das. Das Gästebuch, das für alle ausliegt, ist ebenfalls voller Lob. Auf fast jeder Seite steht „Wir kommen wieder“.