Der Mann des Abends kommt aus Berlin – der Stadt, in die alle, die es mit dem DSC Arminia Bielefeld halten, wieder wollen, um dort noch einmal ein Pokalfinale zu erleben nach der historischen Premiere am 24. Mai dieses Jahres des vor wenigen Monaten noch in der dritten Liga verankerten größten ostwestfälischen Klubs.
Isaiah Young ist aber nicht in der deutschen Hauptstadt aufgewachsen. Er wuchs in Berlin, einer Kleinstadt im amerikanischen Bundesstaat New Jersey, auf. Bei der Arminia spielt der schnelle Außenstürmer, der im Vorjahr von Rot-Weiss Essen zur Arminia wechselte, meistens nur eine Nebenrolle, wenn er spät eingewechselt wird und das Tempo und den Fluss des Spiels auf dem linken oder rechten Flügel hochhält. Als Torschütze fällt dieser Angreifer nur ausnahmsweise auf, da ihm als Vollstrecker oft die nötige Kaltblütigkeit fehlt.
Nicht jedoch im Erstrundenduell des Pokalwettbewerbs am Freitagabend auf der mit 26.247 Zuschauern ausverkauften Bielefelder Alm. Als das über weite Strecken zähe Duell der Verlängerung entgegentrudelte, das in der ersten Hälfte die Bundesliga-Mannschaft des SV Werder Bremen, in der zweiten Halbzeit der Zweitliga-Aufsteiger DSC Arminia nach der Gelb-Roten Karte für den zweimal rustikal foulenden Bremer Leonardo Bittencourt (54. Minute) bestimmt hatte, vollendete Young, kaltblütig wie selten, die beste Offensivaktion der Bielefelder nach einem Konter über den mit ihm eingewechselten (79.), ähnlich flotten Rechtsaußen Benjamin Boakye.
Tor in der Nachspielzeit für Bielefeld
Sein erstes Saisontor mit einem Schuss ins linke Toreck (90.+3) entschied das Geduldsspiel für den Bielefelder Pokalspezialisten. Es war die Szene des Spiels in einer über weite Strecken zähen Auseinandersetzung, durch die Werder – wie schon im Pokalviertelfinale der vorigen Saison (1:2) – aufs Neue an den Bielefeldern, diesmal mit 0:1, scheiterte.
Es war der Abend des sonst manchmal zu hibbeligen Young, dessen Deutschland-Karriere bei Werder 2017 begann, als er in der zweiten Mannschaft des sechsmaligen DFB-Pokalgewinners mitkickte, ehe er über die Stationen Union Saint-Gilloise und Rot-Weiss Essen im Sommer 2024 bei der Arminia anheuerte, wo er sich am späten Freitagabend wie der glücklichste Mensch der Welt fühlte.
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„Beim Tor habe ich mir gesagt: Bleib ruhig“, schilderte der zweite Amerikaner beim DSC Arminia den Moment, der das Duell für den bei manchem Buchmacher als Favorit gehandelten Underdog mit Überkapazitäten im Pokalwettbewerb entschied. Der andere, Kapitän Mael Corboz, gab vor dem Anstoß gegen die in Bielefeld besonders gern gesehenen Bremer unter dem Jubel der schwarz-weiß-blauen Fans bekannt, dass er seinen Vertrag mit der Arminia verlängert habe. Wie es hieß, wenn auch vom Verein nicht bestätigt, bis einschließlich 30. Juni 2028.
Corboz, der Chefmotoriker des Bielefelder Spiels, gab hinterher unumwunden zu, „dass wir in der ersten Halbzeit nicht unsere Form aus der vergangenen Saison gefunden haben“. Zum Glück für die Arminia gingen die Bremer mit ihren wenigen Gelegenheiten nach einer eher mäßigen Bilanz aus den Vorbereitungsspielen auf die am kommenden Wochenende beginnende Bundesliga-Saison schludrig um, sodass der im Mai erst im Pokalfinale am VfB Stuttgart (2:4) gescheiterte DSC Arminia sich nach dem Wechsel steigern und das Duell mit dem Pokallieblingsgegner für sich entscheiden konnte.
Der Bremer Leonardo Bittencourt musste mit einer Gelb-Roten Karte vorzeitig vom Platz.dpa
Für alle, die in Bremen bleiben, war in Bielefeld deutlich ersichtbar, dass Werder unter dem neuen Trainer Horst Steffen noch einiges fehlt, um zu den Siegern der kommenden Spieltage zu gehören. Bremen, fürs Erste vor allem offensiv geschwächt durch die Abgänge von Marvin Ducksch zum englischen Zweitligaklub Birmingham City und den Wechsel von Oliver Burke zum Klassenkonkurrenten Union Berlin, muss in der Abteilung Attacke noch nachrüsten, um eine Chance auf einen Platz im vorderen Mittelfeld zu haben.
Sorgen, die der DSC Arminia nicht hat. Der Zweitligarückkehrer und Zweitligaprimus schwebt weiter auf Wolke sieben, beflügelt durch seine Pokaltriumphe und den Blitzstart bis an die Tabellenspitze der zweiten Bundesliga. „Wir sind ruhig geblieben und haben auf diesen einen Moment gewartet“, lobte Trainer Mitch Kniat sein Team, „so gehst du am Ende wohl auch als verdienter Sieger vom Platz.“
Kollege Horst Steffen, von der SV Elversberg nach Bremen gekommen, bewahrte die Fasson, war aber erkennbar traurig über den Verlauf dieser lange zähen Begegnung mit Bremer Vorteilen in der ersten Hälfte. „Spielentscheidend war sicherlich die Gelb-Rote Karte. Dann sieht es eben so aus wie es ausgesehen hat. Wir gehen als Verlierer vom Platz. Und das fühlt sich nicht gut an.“