Durchfall im Urlaub kommt häufig vor und kann eine Reise vorzeitig beenden. Eine Gastroenterologin gibt Urlaubern Tipps, wie man eine Norovirus-Ansteckung vermeiden kann.

16. August 2025 um 08:30 UhrBerlin

Ein Artikel von

Nicole Züge

Urlauber liegen am Strand: ARCHIV - Ab in die Sonne: Auch Kurzentschlossene finden noch reichlich Angebote für Sommerurlaub am Meer. (zu dpa: «Sommerurlaub: Sparen auf den letzten Drücker») Foto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Durchfall im Sommerurlaub kommt häufig vor und kann Reisen vorschnell beenden. Eine Gastroenterologin und Fachärztin für Innere Medizin gibt Tipps, wie man sich vor Ansteckung schützen kann. (Symbolbild)

Julian Stratenschulte/dpa

Durchfallerkrankungen, beispielsweise aufgrund von Noroviren oder Salmonellen, zählen zu einem der häufigsten Reiseprobleme. Gerade dort, wo viele Menschen zusammenkommen, etwa am Hotel-Buffet oder auf einer Kreuzfahrt, ist das Risiko hoch.

Wie kann man sich gegen eine Ansteckung am effektivsten schützen und was ist auf Reisen zu tun, wenn es doch dazu kommt? Eine Gastroenterologin und Fachärztin für Innere Medizin gibt Urlaubern Tipps.

Durchfall auf Reisen: Welche Viren stecken dahinter?

Wenn im Urlaub von jetzt auf gleich Durchfall einsetzt, stecken oft Noroviren dahinter. „Man kann sich sehr leicht infizieren, denn das Besondere am Norovirus ist, dass schon eine kleine Dosis – 10 bis 100 Viren – dafür ausreicht“, sagt Gastroenterologin und Fachärztin für Innere Medizin Prof. Birgit Terjung gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa).

Noroviren: So kann man sich infizieren

Das Virus kann auf Oberflächen wie Tischen, Türklinken oder auch an Lebensmitteln haften. Die Übertragung passiert in dem Fall über eine Schmierinfektion. „Im Wesentlichen wird es aber über Stuhl und Erbrochens übertragen“, erklärt Professorin Terjung. Erbricht jemand, können die Viren in feinen Aerosolen durch die Luft schweben und es kann via Tröpfcheninfektion zur Ansteckung kommen.

Wann zeigen sich erste Symptome?

Die sogenannte Inkubationszeit ist beim Norovirus relativ kurz, wie Birgit Terjung sagt. Schon 6 Stunden nach dem Kontakt mit den Viren kann es losgehen. Erste Symptome können sich aber auch erst bis zu 50 Stunden nach Kontakt zeigen. Das ist kürzer als bei vielen anderen Viren und vor allem als bei Bakterien.

Diese Symptome treten beim Norovirus auf

  • Symptome zeigen sich nahezu „explosionsartig“
  • häufiges Erbrechen, starker und häufiger Durchfall
  • Dazu kommt ein starkes Krankheitsgefühl: Mattigkeit, Kopfschmerzen, oft auch Fieber und starke Bauchschmerzen.
  • Nach 48 Stunden geht es meist wieder bergauf und die Beschwerden lassen nach.

Wenn 48 Stunden lang kein Fieber, kein Durchfall und kein Erbrechen mehr vorkamen, kann man nach Angaben von Professor Birgit Terjung davon ausgehen, dass man andere nicht mehr anstecken kann. Gründliche Hygiene rund um die Toilette sollte man aber weiterhin betreiben. „Es kann passieren, dass Sie diese Viren bis zu zwei Wochen lang noch im Stuhlgang ausscheiden.“ Gerade bei sogenannten „immunsupprimierten Menschen“ kann das der Fall sein, etwa wenn man während einer Chemotherapie Medikamente bekommt, die das Immunsystem schwächen können.

Alarmzeichen bei zu großem Flüssigkeitsverlust

Kleinkinder und alte Menschen trocknen besonders schnell aus. Im Extremfall müssen sie ins Krankenhaus. Dort bekommen sie Flüssigkeit per Infusion. Warnzeichen für kritischen Flüssigkeitsmangel sind laut Ärztin Birgit Terjung: Eine extrem trockene, rissige Zunge. Ein pelziger oder trockener Mund. Dazu starke Kopfschmerzen und Schläfrigkeit. Auch die Haut zeigt den Mangel. Bleibt eine Hautfalte am Unterarm stehen, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass der  Körper massiv dehydriert ist.

So vermeidet man eine Ansteckung im Urlaub

Im Urlaub kann es an unterschiedlichen Stellen zu Infektionen kommen. Manchmal lässt sich eine Ansteckung trotz Vorsichtsmaßnahmen nicht vermeiden, weil nur eine relativ geringe Virenlast für eine Übertragung ausreicht. Es gibt jedoch einige Dinge, die die Wahrscheinlich einer Infektion deutlich senken.

  • Ausschließlich Wasser aus sicheren Quellen trinken, am besten kohlensäurehaltiges Flaschenwasser. Kein Leitungswasser, keine Eiswürfel (da diese meistens aus Leitungswasser bestehen).
  • In einigen Ländern empfiehlt es sich, auch zum Spülen und Zähneputzen Trinkwasser aus Flaschen verwenden.
  • Ist Flaschenwasser nicht verfügbar, kann man Leitungswasser abkochen, filtern oder desinfizieren.
  • Obst und Gemüse nur geschält oder besser noch gekocht essen. Im Zweifel Streetfood eher meiden.
  • Fliegen vom Essen fernhalten.
  • Vor dem Essen und Kochen die Hände gründlich mit Seife waschen und zusätzlich desinfizieren.

Aufbaukur, wenn Symptome abklingen

Das Auswärtige Amt hat für Urlauberinnen und Urlauber eine Themenseite zu Durchfallerkrankungen erstellt. Hier findet man Empfehlungen, ab wann man sich medizinisch versorgen lassen muss und wie man nach einer Erkrankung schnell wieder auf die Beine kommt. Auch eine „Drei-Tage-Diät“ für Erwachsene ist hier beschrieben.

Birgit Terjung empfiehlt zudem Elektrolyt-Lösungen aus der Apotheke, weil ein Magen-Darm-Infekt dafür sorgt, dass viele Mineralstoffe aus dem Körper ausgeschwemmt werden. Ist keine Apotheke in der Nähe, kann man sich mit einer sogenannten WHO-Lösung, die die Weltgesundheitsorganisation bei Durchfallerkrankungen empfiehlt, selbst helfen: Dafür mischt man 4 Teelöffel Zucker, einen Dreiviertelteelöffel Kochsalz, 250 Milliliter Orangensaft und einen Liter Mineralwasser und trinkt diese Mischung in kleinen Schlücken.