Zwei Stunden verhandelte US-Präsident Donald Trump am Freitag mit Russen-Herrscher Wladimir Putin (72) in Alaska hinter verschlossenen Türen. Über die Ukraine, über einen Krieg in Europa. Und die Europäer? Durften von Übersee aus am Fernseher zuschauen. Immerhin: Einige wurden im Anschluss von Trump informiert.
Europa ist nur Zaungast
Sicherheitsexperte Peter Neumann (50) ordnet gegenüber BILD ein: Wenn überhaupt sei Europas Rolle derzeit, auf Trump einzuwirken, sodass dieser sich nicht von Putin über den Tisch ziehen lasse. Aber ein Machtfaktor wie früher? Nein, das sei Europa nicht mehr.
Auch interessant
Anzeige
Auch interessant
Anzeige
Eine Sichtweise, die auch Politik-Professor Carlo Masla (57) vertritt: „In den Kernfragen spielen wir keine Rolle.“ Nicht nur, weil man nicht mit am Tisch sitze. Sondern auch, weil das, „was wir mit Trump vereinbart haben, in dieser Situation keinen Pfennig gilt“. Weder gebe es nach den Gesprächen in Alaska einen Waffenstillstand noch die versprochenen harten Sanktionen.
Aus Sicht von Politikwissenschaftler Thomas Jäger (65) hat sich Europa selbst auf die Zuschauertribüne verbannt. „Die Europäer spielen im Moment keine Rolle, weil sie keine spielen wollen“, so Jäger zu BILD. Sie könnten z.B. die Sanktionen weiter verschärfen, eingefrorenes russisches Vermögen für Rüstung ausgeben und die eigene Rüstungsproduktion hochfahren. Jäger: „Das Problem ist, dass die Europäer ihr wirtschaftliches Potenzial nicht auf den Weg bringen.“ Schuld: Unstimmigkeiten zwischen den Mitgliedsstaaten.
Forderung nach mehr Unterstützung für die Ukraine
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter (61) fordert ein Umschwenken. Er zu BILD: „Eine Koalition der Willigen muss jetzt die Ukraine stärker unterstützen: militärisch, wirtschaftlich und politisch.“ Er warnt: „Entweder die Europäer unterstützen jetzt mit allem, was möglich ist, oder sie opfern die Ukraine und unterwerfen sich selbst der russischen Einflusszone.“ Die Folge: Russlands brutaler Angriffskrieg würde sich ausweiten.
Zur Person
Thomas Jäger ist Professor für internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln. Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre liegen in der Analyse der deutschen und US-amerikanischen Außenpolitik, der Entwicklung von Allianzen und neuen Akteuren des internationalen Systems sowie des Zusammenspiels von Medien und internationaler Politik.
Carlo Masala ist Politikwissenschaftler und Verteidigungsexperte. An der Bundeswehr-Universität München ist er Professor für internationale Politik. Er leitet dort den Studiengang Intelligence and Security Studies.
Peter Neumann ist Professor für Security Studies am King’s College London. Er ist ein international gefragter Experte und war Sonderbeauftragter der OSZE.