Deutschland ist nach einem Krimi im Penaltyschießen gegen die Niederlande Hockey-Europameister. Thies Prinz sorgte für den Jubel bei der Heim-EM.
Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Männer hat das Finale der Heim-EM in Mönchengladbach mit 5:2 (0:1) nach Penaltyschießen gegen die Niederlande gewonnen. Tijmen Reyenga (27.) hatte den Weltranglisten-Ersten Niederlande in Führung gebracht. Justus Weigand (46.) glich für Deutschland aus.
Im Shootout hatten die Honamas mit Siegschütze Thies Prinz die besseren Nerven. „Unbeschreiblich. Das ist etwas, was wir uns so sehr gewünscht haben. Dass das jetzt so in Erfüllung geht, erfüllt einen total“, sagte Torhüter Jean-Paul Danneberg bei der Sportschau. Kapitän Mats Grambusch ergänzte: „Am Ende Shootout gewonnen. Jetzt hängen wir uns das goldene Ding um den Hals und da ist mir alles latte!“
Grambusch: „Das ist so verrückt zum Karriereende“
Für Grambusch wird der Titel wohl besonders in Erinnerung bleiben. Er beendete nach 14 Jahren im DHB-Trikot seine Karriere bei den Honamas mit dem EM-Triumph – in seiner Heimatstadt Mönchengladbach. Welche Emotionen da aus ihm hervorbrachen, wurde nach dem Sieg deutlich: Auf dem Feld brach der 32-Jährige in Tränen aus und ließ sich von Teamkollegen, Familie und Fans feiern.
Auf seine Gefühle angesprochen, erklärte er bei der Sportschau: „Da hat sich einiges gelöst. Ich konnte das während des Turniers nicht so greifen, dass es mein letztes Turnier ist. Und jetzt auch nicht, wie verückt es eigentlich ist, in seinem Wohnzimmer rund fünf Kilometer vom Ort, wo ich aufgewachsen bin, den EM-Titel zu holen. Irgendwie spektakulär und dann hat es mich übermannt.“ Das Drehbuch hätte man wohl nicht besser schreiben können. „Es hat so großen Spaß gemacht. Ich würde alles wieder so machen. Ich habe so viele coole Leute kennengelernt und am Ende mit so einer Hammertruppe ein Turnier zu gewinnen. Es gibt wenig schöneres im Leben“, schaut er nochmal zurück. Bei seinem Verein, dem Gladbacher HTC, spielt Grambusch weiterhin in der Hockey-Bundesliga.
Niederlande mit besseren Chancen
Zum Endspiel war der Hockey-Park in Mönchengladbach mit knapp 10.000 Fans restlos ausverkauft – die Nachfrage nach Tickets überschritt die verfügbaren Plätze bei weitem. Die Zuschauer sahen in den ersten Minuten feldüberlegene Niederländer. Die DHB-Herren standen sehr tief. Einen ersten Abschluss lenkte ein deutscher Spieler ins eigene Tor – allerdings gibt es im Feldhockey keine Eigentore und somit zählte der Treffer nicht. Kurze Zeit später rettete der Pfosten Deutschland.
Im zweiten Viertel kämpfte sich die DHB-Auswahl langsam in die Partie. Eine erste Strafecke brachte nichts ein. Aus dem Spiel besaßen die Niederlande weiterhin die besseren Chancen, Torhüter Jean Danneberg entschärfte einen starken Abschluss. Die erste Strafecke für Deutschlands Nachbarn sorgte für den ersten Jubel: Reyenga verwandelte halbhoch durch die Mitte. Die Honamas waren um eine Antwort bemüht, ließ durch Gonzalo Peillat eine weitere Strafecke aber ungenutzt.
Weigand bringt Deutschland ins Penaltyschießen
Die zweite Hälfte begann mit viel Druck für Deutschland, das eine Reihe von Strafecken abwehren musste und konnte. Offensiv zeigten die Honamas zu wenig – die Niederlande war spielerisch überlegen und agierte druckvoller. Große Chancen erspielten sich „Oranje“ allerdings auch nicht mehr. Defensiv stimmte die Leistung des EM-Gastgebers, dennoch ging es mit einem Rückstand ins letzte Viertel.
Ins letzte Viertel geland dem DHB der Traumstart: Weigand zog von der linken Kreislinie ab und der abgefälschte Schuss landete im rechten Eck. Fast hätte es postwendend die Antwort der Niederlande gegeben, die zwei hundertprozentige Chancen vergaben. Eine rund fünfminütige Unterzahl überstand Deutschland schadlos, um eine direkt anschließende Überzahl ebenfalls ungenutzt zu lassen. Es passierte bis zur Schlusssirene nichts mehr – das Shootout per Penalty musste das Endspiel entscheiden.
Prinz schießt DHB zum Titel
Der niederländische Schlussmann Derk Meijer musste als Erstes ins Tor gegen Deutschlands Weigand – der blieb im Fallen Sieger und brachte den DHB in Führung. Im Anschluss blieb Jorrit Croon erfolglos. Michel Struthoff erhöhte für die Honamas, Danneberg parierte anschließend überragend. Deutschland hatte damit eine Hand schon am EM-Titel.
Hannes Müller legte zum 3:0 nach – die Niederlande musste treffen. Danneberg foulte seinen Gegenspieler und bescherte der Niederlande einen Siebenmeter, den diese zum 1:3 nutzten. Thies Prinz hatte den Titelgewinn auf dem Schläger, verwandelte souverän und ließ den Hockeypark abheben. Auch auf dem Feld gab es kein Halten mehr für die Emotionen.
Unsere Quellen:
- EM-Finale Niederlande gegen Deutschland am 16.08.2025
- Interviews der ARD-Reporter vor Ort