Die Wagen der Stadtbahn nach Ostfildern werden in Nordrhein-Westfalen generalsaniert. Für Reparaturen ist die Werkstatt der Stuttgarter Straßenbahnen zuständig.
Die Stadtbahnwagen der U 7 und U 8, die von Stuttgart nach Ostfildern verkehren, werden runderneuert. Am 9. September 2000 verkehrten die ersten gelben Wagen zwischen Heumaden und Nellingen. Nun werden die Fahrzeuge im Siemens Rail Service Center Wegberg-Wildenrath bei Aachen aufgefrischt. An den Kosten beteiligt sich die Stadt Ostfildern mit 6,5 Millionen Euro. Anders sieht es mit Reparaturen aus: „Reparaturen, die im laufenden Betrieb anfallen, machen wir hier in unseren eigenen Werkstätten“, sagt Alexander Knoll, Technischer Leiter für Schienenfahrzeuge bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB).
In der riesigen Halle in der Schockenriedstraße in Möhringen fällt der Blick auf unterschiedlichste Fahrzeugtypen. Es riecht nach Metallabrieb und Lack. Über 25 Schienengleise werden die Fahrzeuge an die Arbeitspositionen gerollt. Eine riesige Schiebebühne verbindet sie. Im großen Raum stehen ausgebaute Drehgestelle neben den gelben Karosserien der Stadtbahnwagen. Auch die nostalgische Straßenbahn, die sonntags noch immer als Museumslinie zum Einsatz kommt, wird dort gerichtet. Die Zahnradbahn „Zacke“, die zwischen dem Marienplatz und Degerloch verkehrt, reparieren die Mitarbeiter ebenfalls. Unverzichtbar sind regelmäßige Intervalle für die Inspektion der Stadtbahnen.
Dass Autos und Stadtbahnen zusammenstoßen, komme regelmäßig vor. Meist gebe es da kleinere Blechschäden. Auch schwer beschädigte Fahrzeuge werden in Möhringen repariert. Das ist nach Knolls Worten zeitintensiv und komplex. Aber die Reparatur rechnet sich im Vergleich zur Neuanschaffung.
Vandalismus in Stadtbahnen ist ein Problem
Vandalismus ist in den Wagen der Stadtbahn häufiger ein Problem. In den Fahrzeugen werden immer wieder Sitzpolster beschädigt. Auch dafür sind die Werkstätten ausgerüstet. Die Schreinerei hat eigene Räume. Schäden an den Glasscheiben werden da beseitigt. An den Wänden sind Holzlatten gestapelt.
Immer wieder gibt es auch Probleme mit der Elektronik, zum Beispiel bei den Anzeigemonitoren. Karosseriebauer, Mechatroniker, Polsterer, Glaser und Schreiner arbeiten in den Werkstätten. Viele verschiedene Fähigkeiten werden hier gebraucht.
Mitarbeitende werden mit neuen Aufgaben konfrontiert
Dem Vorgesetzten Alexander Knoll ist es wichtig, seine Mitarbeitenden in den unterschiedlichsten Bereichen einzusetzen, sie damit auch zu fordern. Er schaue darauf, dass die Facharbeiter Aufgaben bekommen, die ihnen Freude machen.
Heiko Raquet, der seit 26 Jahren der SSB beschäftigt ist, weiß das sehr zu schätzen: „Die alten Fahrzeuge zu reparieren, das ist herausfordernd.“ Daran sehe man, wie der technische Fortschritt den öffentlichen Nahverkehr verändert hat.
Alexander Beck arbeitet in der Werkstatt in Möhringen an Drehgestellen. Foto: Roberto Bulgrin
Dass die Runderneuerung der Stadtbahnwagen nicht in Stuttgart gemacht werden kann, liege an der Größe der Flotte, sagt Knoll. Dafür reichen die Arbeitskräfte in den Werkstätten nicht aus. „Bis 2029 sollen 50 Stadtbahnwagen in Wildenrath beim Siemens Mobility Service technisch aufgefrischt und grundlegend überholt werden“, so Alexander Knoll, Technischer Leiter für Schienenfahrzeuge bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Da werden auch die Stadtbahnfahrzeuge aus Ostfildern dabei sein – jeweils in unterschiedlichen Abständen.
Oldtimer werden in der Werkstatt in Möhringen ebenfalls repariert. Foto: Roberto Bulgrin
Für die Generalsanierung fehlen bei der SSB in der Stuttgarter Werkstatt die Kapazitäten. Der Fahrzeugbestand, der generell gewartet werden muss, ist inzwischen deutlich größer ist als bei der Generalsanierung von 2008. Mehr als 200 Stadtbahnfahrzeuge sind im Schienennetz der Stuttgarter Straßenbahnen unterwegs.
Nach Knolls Worten haben die Fahrzeugserien S-DT 8.10 und S-DT 8.11, die von Stuttgart nach Ostfildern rollen, die Hälfte der erwarteten technischen Lebensdauer erreicht. Die Modernisierung der Fahrzeuge soll dazu beitragen, dass die Fahrzeuge bis zu 20 Jahre weiter zuverlässig laufen. Außerdem gehe es darum, die Innenräume zu modernisieren, damit den Fahrgästen ein möglichst hoher Standard im Innenraum geboten werden könne. Künftig gibt es in den Stadtbahnen dann auch Wlan für die Fahrgäste.
Was passiert bei der Rundum-Sanierung?
Innenraum
Das Ziel der Rundum-Ssanierung der Stadtbahnwagen, die auch nach Ostfildern fahren, ist, dem Fahrgast einen attraktiven Innenraum anzubieten. Deshalb lässt die SSB Innenwände, Lampengitter und Trennwände neu lackieren. Außerdem werden die Kupplungen sowie die Fahrgast- und Fahrerklimaanlagen überholt.
Technik
Die Fahrzeuge werden im Zuge der Arbeiten auf den neuesten Stand gebracht. Die Erneuerung der Elektroakustikanlage sowie der Zugsicherungstechnik stehen auf dem Arbeitsplan. Der Zug wird mit einem dynamischen Fahrgastinformationssystem mit Multifunktionsmonitoren sowie einer automatischen Fahrgastzähleinrichtung ausgerüstet.